26 Z Michaeli-Stimmung

Natur, dein müt­ter­lich­es Sein,

Ich trage es in meinem Willenswesen;

Und meines Wil­lens Feuermacht,

Sie stäh­let meines Geistes Triebe,

Dass sie gebären Selbstgefühl,

Zu tra­gen mich in mir.

Michaeli

Das Mantra 26 Z trägt die Über­schrift “Michaeli-Stim­mung”. Die vier Jahreszeit­en, Früh­ling, Som­mer, Herb­st und Win­ter konzen­tri­eren ihren seel­isch-geistige Aspekt in den vier Fes­ten: Ostern, Johan­ni, Michaeli und Wei­h­nacht­en. Obwohl zunächst nichts im Wort­laut der Mantren auf die Feste hinzuweisen scheint, sind sie durch solch eine Über­schrift den Mantren zuge­ord­net und dadurch im See­lenkalen­der ver­ankert. Michaeli wird immer am 29. Sep­tem­ber gefeiert. Es ist das Fest des Herb­stes und liegt im Jahreskreis Ostern gegenüber. Bei genauer­er Betra­ch­tung des See­lenkalen­ders stimmt das jedoch nicht — von der durch die Beweglichkeit des Oster­festes bewirk­ten Ver­schiebung ein­mal abge­se­hen. Das See­lenkalen­der-Jahr begin­nt mit dem Oster­mantra 1 A. Das Michaeli-Mantra 26 Z schließt den ersten Durch­gang durch das Alpha­bet und ist damit das let­zte im Som­mer-Hal­b­jahr. Erst mit der fol­gen­den Woche, dem Mantra 27 a, begin­nt das Win­ter-Hal­b­jahr und das zweite Alpha­bet. Erst mit dem Mantra 27 a ist die Gegenüber­stel­lung zum Oster-Mantra 1 A erreicht.

Mit dem Michaeli-Mantra 26 Z ste­hen wir in der let­zten Woche des Som­mer-Hal­b­jahres. Wir sind an der Gren­ze angekom­men. Wie ein Wächter ste­ht das Mantra — und hin­ter diesem der Erzen­gel Michael — vor dem Tor zum Win­ter-Hal­b­jahr. Dieses Tor ist das Tor zur eige­nen Innen­welt. Rudolf Stein­er schreibt: “Das Gegrün­det­sein in sich sel­ber und das Leben in der eige­nen Gedanken- und Wil­lenswelt kann er empfind­en als Win­ter­da­sein.” (Vor­wort zur ersten Aus­gabe 1912/13 des See­lenkalen­ders) Wir ver­lassen das Som­mer­hal­b­jahr und damit die Zeit der Hingabe an die Sinne und ihre Wahrnehmungen, den Bere­ich, der “der licht- und wärme-durch­wobe­nen Som­mer­natur” unseres Wesens entspricht (s.o.).

Mit dem Michaeli-Fest ist das Bild des Drachenkampfes ver­bun­den. In älteren Michaeli-Liedern wird Michael vielfach um Hil­fe gebeten im Kampf gegen die Feinde. Was ver­birgt sich hin­ter dem Drachen und welche Feinde müssen wir an dieser Stelle bekämpfen? Zwei Prü­fun­gen warten an dieser Schwelle auf uns:

Die erste Prü­fung bet­rifft die “Feinde”: Für diesen Gang in die eigene Unter­welt brauchen wir Mut! Ich erin­nere mich noch gut daran, welche Angst mich befiel, als ich in meine Seele schauen wollte – bis mir klar wurde, dass das, was ich an Bildern gezeigt bekom­men würde immer meine Bilder sind. Was ich gezeigt bekomme, bin ja immer nur Ich. Etwas Fremdes kann nicht aus der Seele auf­tauchen — nur Unbekan­ntes, Unge­se­henes. All diese Bilder gehören zu mir, ungeachtet ob ich es anschaue oder nicht! Die Seele ist ein Gefäß, kein Blu­men­topf. Sie hat kein Loch unten. Mir wurde klar, dass keine fremde Macht aus mein­er Seele auf­tauchen kann wie ein Loch-Ness Unge­heuer. Und das, was ich sel­ber bin, ist nicht fremd, auch wenn ich es noch nicht ken­nen gel­ernt habe. Ich finde immer nur mich – und vor mir sel­ber brauche ich mich nicht zu fürchten!

Diese Erken­nt­nis bestäti­gen auch die Mantren im See­lenkalen­der. Das Michaeli-Mantra 26 Z und das Mantra des Jahreswech­sels 39 n sprechen vom Selb­st­ge­fühl (siehe unten)! Das Michaeli-Mantra ste­ht an der Schwelle, bevor das Win­ter-Hal­b­jahr begin­nt. Das Mantra 39 n ste­ht am Scheit­elpunkt des Win­ter-Hal­b­jahres. Es vol­len­det das erste Vier­tel und ste­ht damit am tief­sten Punkt des Jahreskreis­es (der Jahreskreis zeigt sich im inneren Bild so, dass das Som­mer-Hal­b­jahr oben, das Win­ter-Hal­b­jahr unten erscheint).

Das Über­winden der Angst auf dem Weg in die Dunkel­heit des Win­ter-Hal­b­jahres ist ein Aspekt des Kampfes, der nach alten Tra­di­tio­nen mit dem Erzen­gel Michael ver­bun­den ist. In einem Lied heißt es: „Oh unbe­siegter Gottesheld, Sankt Michael, hilf uns hie kämpfen, die Feinde dämpfen …“ Die Äng­ste, wie sie oben erwäh­nt sind, die „Angst-Feinde“ erweisen sich als Ein­bil­dung und lösen sich auf, wenn der Weg in die Seele mutig begonnen und dort das Selb­st­ge­fühl ent­deckt wird.

Das Sym­bol des Makrokos­mos im Jahreskreis

 Das Sym­bol des Makrokos­mos zeigt Drache und Schlange, die sich in den Schwanz beißen, den ewigen Kreis­lauf sym­bol­isierend. Im Jahreskreis einge­fügt ste­ht der Drache für das Som­mer-Hal­b­jahr. Er verkör­pert die Wahrnehmungswelt, die zu Materie ver­härtete Welt. Das Win­ter-Hal­b­jahr ist als Schlange dargestellt, und weist auf die Ver­führung der Seele durch das Denken. Die Berech­ti­gung des Drachen endet mit der Michaeli-Woche. Er muss über­wun­den wer­den. Das ist der zweite Aspekt des Kampfes. Die Wahrnehmung mit den inbe­grif­f­e­nen Ideen fliegt den Men­schen an wie ein feuriger Drache. Was mit eige­nen Augen gese­hen, mit eige­nen Hän­den ertastet wurde, ver­mit­telt der Seele Gewis­sheit und sub­jek­tiv unum­stößliche Wahrheit. Der Schup­pen­panz­er des Drachen bringt die Härte der mate­ri­al­is­tis­chen Überzeu­gungs­macht zum Aus­druck. Wenn die äußere Sinneswahrnehmung als einzige Real­ität genom­men, der Drache nicht über­wun­den wird, ist der Weg in die Seele in die fein­stof­fliche, die geistige Welt ver­schlossen. Zum Ende der Woche 26 Z muss dieser Über­gang geleis­tet wer­den. Das auss­chließlich an die äußere Wahrnehmung Gebun­dene, nur von der Materie aus­ge­hende, mate­ri­al­is­tis­che Denken muss enden, wenn der Raum der Seele betreten wer­den soll. Sie ist eine flu­tende Bilder­welt, keine Ding-Welt.

Die Natur, die materielle Welt ist die Mut­ter. Sie schenkt uns die Bilder für unsere See­len­welt; Bilder um die Seele zu ver­ste­hen. Doch es beste­ht die Gefahr, dass der Geist auss­chließlich an die Materie gebun­den gedacht wird. Ein Beispiel soll diese Gefahr verdeut­lichen: Die Neu­tri­nos, geladene Teilchen, die bildlich gesprochen, durch die Son­nen­winde auf die Erde kom­men, wer­den von vie­len Men­schen für die Verän­derun­gen ver­ant­wortlich gemacht, die als Anstieg der Energiefre­quenz beschrieben werde . Nicht der Geist, son­dern geladene Teilchen wirken. Der Geist kann bei dieser Denkweise nicht aus sich her­aus wirken. Er braucht Teilchen, elek­trische Wellen, Mag­netkräfte. Auch wenn hier von Energie oder Fein­stof­flichem gesprochen wird, bleibt das Denken an die Materie gebun­den. Da wirkt der Drache noch immer.

Wie ein Gegen­mit­tel gegen diese Drachen-Macht wirkt das sinnlichkeits­freie Denken, von dem Rudolf Stein­er immer wieder spricht. Es muss errun­gen wer­den, um in der geisti­gen Welt wahrnehmungs­fähig zu werden.

Michael und der Drache

Rudolf Stein­er sagt über den Moment, wenn die Erde die Eklip­tik schnei­det: „… die Sonne läßt Fol­gen ihrer Wirkung zurück im Raume, den sie zu durchmessen hat, so daß in die Spuren, in die gebliebe­nen Spuren der Sonne, die Erde ein­tritt und sie kreuzt, sie wirk­lich kreuzt. Denn der Raum hat lebendi­gen Inhalt, hat geisti­gen Inhalt, und in das, was die Sonne bewirkt, tritt die Erde ein und kreuzt es, segelt durch. [etwas später] … wir sind an dem Orte, wo die Sonne gewe­sen ist! Und in der geisti­gen Atmo­sphäre drückt sich das aus, denn man begeg­net dem Bilde, das die Sonne im Äther zurück­ge­lassen hat. … man [find­et] da im Äther Son­nen­in­halt …, der zurück­ge­blieben ist.“ (GA 171, S. 186ff)

Welch­es Bild kön­nte die Sonne dort zurück­ge­lassen haben? Welch­es Bild erneuert sich zu den bei­den Zeit­en der Tag- und Nacht­gle­iche für die Men­schheit Jahr für Jahr? Es kön­nte die Maria auf der Mond­sichel im Strahlenkranz bzw. ihr Urbild, “das Weib, mit der Sonne bek­lei­det, den Mond unter ihren Füßen und die Kro­ne mit den zwölf Ster­nen auf ihrem Haupt” aus der Apoka­lypse des Johannes sein. Sie ist der Jahres­lauf. Die Maria ist die Nach­fol­gerin der Isis, der ver­schleierten Göt­tin im Tem­pel zu Sais. Rudolf Stein­er sagt ganz direkt über die Isis, dass sie die Zeit ist: „Denn es ste­ht ja da, was die Isis ist: Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukun­ft — die dahin­fließende Zeit!“ (Lit.: GA 171, S. 166) Ihr Schleier ist die Heiligkeit des Lebens­ge­heimniss­es, das nur der ergrün­den durfte, der es mit Ehrfurcht tat.

Die Imag­i­na­tion der Maria im Jahres­lauf beruht auf der Struk­tur von drei Ebe­nen, die die zu Ostern gehören­den Wochen dem Jahr ein­prä­gen. Sie sind die Mond­sichel. Darüber befind­et sich das Kreiszen­trum, die Sonne. Ganz oben ist der Sternbereich.

In der Kun­st wird der Mond unter Maria immer wieder mit dem Drachen in Verbindung gebracht. Auf dem Bild befind­et er sich an der Gren­zfläche von Mond und Sonne.

Maria mit Drachen, auf dem Mond ste­hend, von ein­er Son­nenau­ra umglänzt, Kün­stler unbekan­nt, Ausschnitt

Der Drache ste­ht mit dem Mond in Beziehung. Vor diesem Hin­ter­grund wird die Darstel­lung des Drachen auf alten Michaeli-Bilder auf­schlussre­ich. Seine Kör­per­hal­tung erin­nert an eine Mondsichel.

Michael mit Drachen, dessen Kör­per­form an den Mond, die Osterzeit im Jahr erinnert

Warum ist das so? Michael ist der Weg­bere­it­er Christi im Denken. Er hil­ft, nicht nur die ego­is­tis­che Tier-Natur in zu über­winden, son­dern auch die falschen Vorstel­lun­gen über das Leben auf der Erde – und dadurch auch über das zen­trale The­ma des Oster­festes, über das Geheim­nis von Tod und Auferstehung.

Michael ist die Kraft, die hil­ft, über dem Drachen zu ste­hen, über der durch die Sinne ver­mit­tel­ten mate­ri­al­is­tis­chen Weltan­schau­ung, die so gerne die alleinige Wahrheit für sich beansprucht. Michael ist die Kraft, die der Ahnung den Raum hält, damit eine höhere, nicht logisch-gedanklich zu fassende Wahrheit in der Seele leben kann.

Ich glaube wirk­lich, dass es ein michaelisch-mutiger Gedanke ist, im Jahres­lauf das Kleid hoher geistiger Mächte zu erleben, sie darin abge­bildet zu find­en – sowohl die Maria als auch Michael.

Göttin Natura

Bezo­gen auf die griechis­che Mytholo­gie beschreibt Rudolf Stein­er, wie die Natur noch im Mit­te­lal­ter als eine Göt­tin wahrgenom­men wurde, die ein halbes Jahr oberirdisch wirkt und ein halbes Jahr unterirdisch: “In dem Augen­blicke, wo der Men­sch das sieht, was er mit dem Teil seines Wesens erlebt, der schläft [mit dem in die Wahrnehmung hinein­schlafend­en Som­mer-Men­schen, A.F.], in dem Augen­blicke ste­ht er vor dem, was man unge­fähr bis in das 15. Jahrhun­dert here­in in Wirk­lichkeit die Natur genan­nt hat. Das hat man die Natur genan­nt, was da der Men­sch erlebt. Die Griechen nan­nten das­selbe, was man im Mit­te­lal­ter die Natur nan­nte, Pros­er­pina, Perse­phone. Natür­lich beschrieb man die Mys­te­rien der Perse­phone anders in Griechen­land, anders im Mit­te­lal­ter. Aber Sie kön­nen sich überzeu­gen, daß das Mit­te­lal­ter diese Dinge kan­nte, wenn Sie solche Beschrei­bun­gen der Natur und ihrer Geheimnisse lesen, wie Sie sie bei Bernar­dus Sil­vestris find­en. Da begin­nt, in dem Werke «De mun­di uni­ver­si­tate» von Bernar­dus Sil­vestris, die Schilderung der Erleb­nisse, die der Men­sch hat, wenn er für den Teil erwacht, der den Kos­mos mit­macht, der son­st ver­schlafen wird. …

Man unter­schied auf der einen Seite die Natur, das Miter­leben des Men­schen mit dem Kos­mos, was das Mit­te­lal­ter Natu­ra nan­nte, was das Alter­tum Pros­er­pina nan­nte. Man per­son­ifizierte, unter­schied dieses wiederum von der Ura­nia, welche eben­so die Him­melssphäre beherrscht, wie die Natur das­jenige beherrscht, was der Men­sch miter­lebt vom Ein­schlafen bis zum Aufwachen. Und ein tiefes Geheim­nis glaubten diese mit­te­lal­ter­lichen Men­schen zu sehen, wenn sie sprachen von der Ver­mäh­lung der Natur im Men­schen mit dem Nus, mit dem Ver­stande, mit dem Intellekt im Men­schen. Und in richtiger und unrichtiger Weise wurde von diesen Men­schen ver­sucht, zu erleben im Men­schen die Ver­mäh­lung der Natur mit dem Nus, mit dem Ver­stande oder Intellekt, als mys­tis­che Hochzeit, der gegenüber­stand die alchimistis­che Hochzeit, …” (Lit.: GA 180, S. 105ff)

Rudolf Stein­er lässt Alanus ab Insulis zu seinen Schülern sprechen: “Die Natur — ein Wesen, das wir nicht mehr fassen kön­nen, das sich uns entzieht, wenn wir ihm nahen wollen. Die Men­schheit hat Kräfte entwick­elt, die sie zu anderen Din­gen hin­führen, die aber nicht mehr fähig sind, so die Natur zu erfassen, wie die Natur in alten Zeit­en von den Erken­nen­den erfaßt wor­den ist. Denn die Natur war ein mächtig großes Geist­we­sen, das über­all gewirkt hat, da, wo die Steine im Gebirge sich gebildet haben, da, wo die Pflanzen aus dem Erd­bo­den her­aus­gewach­sen sind, da, wo die Sterne am Him­mel funkel­ten. Über­all webte ein uner­meßlich großes Wesen, das sich in der Gestalt eines wun­der­baren Weibes darstellt. Das sahen die Alten mit ihrem Schauen. Wir kön­nen uns nach den Angaben, welche die Alten gemacht haben, noch Vorstel­lun­gen davon bilden, was die Natur war, dieses über­all Weben, Wirken, das in allem Umgeben­den, in aller Wärme, in allen Lichter­schei­n­un­gen, in allen Far­ben­er­schei­n­un­gen, in allen Lebenser­schei­n­un­gen lebt und webt. Aber es entschlüpft uns, wenn wir ihm nahen wollen. Denn lebend-webend ist die Göt­tin Natu­ra in allem. Eine Göt­tin, ein göt­tlich-geistiges Wesen, von dem man wußte, man kann es in sein­er Wesen­heit nur erken­nen, wenn man es anschauen [sic! Her­vorhe­bung A.F.] kann.“ (Lit.:GA 243, S. 80ff)

Das Mütterliche — die drei Mütter des Ichs

Rudolf Stein­er erkan­nte und beschrieb, dass unser geistiger Anteil, unser zu entwick­el­ndes Ich eigentlich von drei Müt­tern stammt: “In der leib­lichen Mut­ter sehen wir sozusagen die let­zte physis­che Gestalt ein­er geisti­gen Mut­ter, die hin­ter ihr ist, und wir sehen diese geistige Mut­ter nicht befruchtet in der­sel­ben Weise, wie das heute geschieht, son­dern aus dem Wel­te­nall sel­ber her­aus, so wie wir auch unsere Seele in der höheren Erken­nt­nis befruchtet haben aus dem Wel­te­nall her­aus. Wir sehen zu immer geistigeren Gestal­tun­gen der Befruch­tung und Fortpflanzung zurück.

Daher spricht man, wenn man in wahrhaft geis­teswis­senschaftlichem Sinne spricht, nicht bloß von ein­er Mut­ter, son­dern von den Müt­tern, und stellt sich vor, dass das, was als sinnliche Mut­ter heute vor uns ste­ht, die let­zte Aus­gestal­tung ist für die geistig-seel­is­che Gestalt aus dem geisti­gen Reiche. In der Tat gibt es Abbil­dun­gen der Isis, welche uns nicht eine Mut­ter, son­dern Müt­ter darstellen, drei Müt­ter. Vorn haben wir eine Gestalt, die Isis mit dem Horuskinde an der Brust, wie auch die ältesten Madon­nengestal­ten dargestellt sind; aber hin­ter dieser Gestalt haben wir in gewis­sen ägyp­tis­chen Darstel­lun­gen eine andere Gestalt, eine Isis, die auf dem Haupte die bekan­nten bei­den Kuh­hörn­er hat und Geier­flügel trägt, das Henkelkreuz dem Kinde reichend. Da sehen wir, was vorn physisch men­schlich ist, hier schon mehr vergeistigt. Hin­ter dieser sehen wir noch eine dritte, die den Löwenkopf trägt, darstel­lend eine dritte Stufe der men­schlichen Seele. So erscheinen uns diese drei Isis­bilder hin­tere­inan­der. Unsere men­schliche Seele trägt in der Tat drei Naturen in sich, eine wil­len­sar­tige Natur — ihre in den tief­sten Grün­den befind­liche Wesen­heit — eine gefühlsmäßige Natur und eine weisheit­sar­tige Natur. Das sind die drei See­len­müt­ter sie treten uns in den drei Gestal­ten der ägyp­tis­chen Isis entgegen.

Dass hin­ter der zunächst sinnlichen Mut­ter die übersinnliche, die geistige Mut­ter, die Isis aus der geisti­gen Vorzeit, sich befind­et, und dass das zum Beispiel bei den Gestal­ten die Geier­flügel, die Kuh­hörn­er und die Weltkugel in ihrer Mitte am Kopfe der Isis ange­bracht sind, das ist ein tief­sin­niges Symbolum. …

Die Weltkugel ist der Aus­druck für das Schaf­fen in der Welt. … So ste­ht hin­ter der sinnlichen Isis deren Repräsen­tan­tin, die übersinnliche Isis, die nicht befruchtet wird von ihres­gle­ichen, son­dern von dem Göt­tlich-Männlichen, das die Welt durch­lebt und durch­webt. Es wird der Befruch­tung­sprozess noch dargestellt als etwas, was nah­este­ht dem Erkenntnisprozess. …

Da sehen wir, wie im Grunde genom­men, wenn unser Blick auf­schaut zur Madon­na und wenn dieser Blick durch­drun­gen ist von dem Gefühl des Herzens, die Seele noch etwas mit­geteilt erhält von dem großen Wel­tenrät­sel. Da sehen wir, wie in ein­er solchen Hingabe unsere Seele als das Ewig-Weib­liche in uns sich suchend sehnt nach dem göt­tlichen Vater­geiste, der aus dem Wel­te­nall her­aus­ge­boren ist, und den wir als Sonne gebären in der eige­nen Seele. … Und wiederum enthält die Madon­na das­jenige, was aus der men­schlichen Seele her­aus­ge­boren wer­den kann: den wahren, höheren Men­schen, das, was in jedem Men­schen schlum­mert, das men­schlich Allerbeste und das, was als Geist die Welt durch­flutet und durch­webt. ” (Vor­trag in Berlin, 29.4.1909, Isis und Madon­na, S. 18ff)

“Es ist ja oft­mals darauf hingewiesen wor­den, wie heute der Men­sch den Weg der Eingewei­ht­en antreten kann, wie Denken, Fühlen und Wollen geschult wer­den, um den <Gang zu den Müt­tern> antreten zu kön­nen. Diesen Gang zu den Müt­tern haben die Schüler aller Mys­te­rien anzutreten gehabt.

Den Aus­gangspukt bildete über­all eine Erken­nt­nis, die wir andeuten kon­nten in dem Vor­trag über Isis und Madon­na. Da ist darauf hingewiesen wor­den, dass der Men­sch geisti­gen Ursprung hat, dass er früher in geisti­gen Wel­ten wohnte, dass des Men­schen Geist und Seele her­aus­ge­boren sind aus den geisti­gen Urwel­ten. Hingewiesen wurde darauf, dass der Men­sch jet­zt noch bei einem tief­er­en Blick in die Seele fühlt, dass er, wenn er sich erhebt über die physis­che Beobach­tung, etwas hat, was ein let­zter Rest seines ein­sti­gen Wesens in der geisti­gen Welt ist. Heute ist dieser let­zte Rest, des Men­schen Seele, eingeschlossen in den physis­chen Leib, der eine Verdich­tung der geisti­gen Urwe­sen­heit ist. Das, was der Men­sch da eingeschlossen weiß als seinen See­lengeist, von dem sagt er sich: Das zeigt mir, wie ich ein­st­mals im ganzen war, zeigt, wie ich her­aus­ge­boren bin aus dem Wel­tenschoße, aus dem ganzen Uni­ver­sum. Heute zeigt sich das Uni­ver­sum dem äußeren Ver­stand in alle­dem, was sich vor den Sin­nen aus­bre­it­et; aber hin­ter alle­dem, was die Sinne sehen, was der Ver­stand begreifen kann, ist das geistige Uni­ver­sum. Das ist der Urvater, die Urmut­ter, aus denen her­aus die Seele geboren ist, die heute noch die Form bewahrt hat, die damals auch der Leib hat­te.” (Vor­trag in Berlin, 6.5.1909, Die europäis­chen Mys­te­rien und ihre Eingewei­ht­en, S. 38)

Selbstgefühl

Zweimal kommt im See­lenkalen­der das Wort Selb­st­ge­fühl vor. Bei­de Male ste­hen die Mantren an ein­er Schwelle: Das Mantra 26 Z ste­ht vor dem Über­gang in das neue Alpha­bet des Win­ter-Hal­b­jahres und das Mantra 39 n nenne ich einen Schwellen­spruch, weil Spiegel- und Gegen­spruch im sel­ben Mantra (14 N) vere­int sind. Es ist das Mantra des Kalen­der-Jahreswech­sels. Im Mantra 26 Z heißt es, dass die durch Willen gestählten Geis­testriebe Selb­st­ge­fühl gebären, zu tra­gen mich in mir. Im Schwellen­spruch 39 n löst sich mir aus Denker­ma­cht das Selb­st­ge­fühl. Wille und Denken sind an der Entste­hung meines Selb­st­ge­fühls beteiligt. Das Selb­st­ge­fühl (26 Z) wird mit Hil­fe des Wil­lens geboren, damit ich mich in mir tra­gen kann. Vielle­icht ist damit eher an eine Zeu­gung mit nach­fol­gen­der Schwanger­schaft zu denken. Die Macht des Denkens führt im Fort­gang dazu, dass sich das Selb­st­ge­fühl (39 n) löst. Es tritt als selb­ständi­ge Kraft in die Welt hinaus.

Das Selb­st wird in zwölf Mantren aus ganz unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en the­ma­tisiert. Beson­ders bedeut­sam scheinen mir für die Erhel­lung der oben erwäh­n­ten zwei Mantren des Selb­st­ge­fühls zwei weit­ere zu sein. Gemein­sam ste­hen diese vier wie ein Kreuz im Jahreskreis. Dem Selb­st­ge­fühl, das sich aus Denker­ma­cht löst (39 n), ste­ht der Schwellen­spruch des Som­mer-Hal­b­jahrs 14 N, gegenüber. Hier dro­ht der Gedanken­traum mir das Selb­st im betäubten Zus­tand zu rauben. Das Wel­tendenken naht weck­end als Gegen­mit­tel. Die Bedeu­tung des Denkens für das Selb­st ist in den bei­den let­zt­ge­nan­nten Mantren zen­tral. Dies ist die senkrechte Achse des Kreuzes.

Die waagerechte Achse bilden erste (1 A) und das let­zte (26 Z) Mantra des Som­mer-Hal­b­jahrs. Der Oster­spruch 1 A spricht von der Selb­s­theit Hülle: — Gedanken ziehen aus der Selb­s­theit Hülle in die Raumes­fer­nen und binden dumpf des Men­schen Wesen an des Geistes Sein. Die Hülle für die Selb­s­theit ist der Leib. Diese Hülle ist der Ort, von dem die Gedanken ausströ­men. Die Gedanken haben Wirk­samkeit, sie binden des Men­schen Wesen an das Sein des Geistes. Die Gedanken haben Wil­len­squal­ität, sie binden. Im Mantra 26 Z sind es die Wil­len­striebe, die das Selb­st­ge­fühl gebären, die das Selb­st­ge­fühl ins Leben brin­gen. Geboren wird immer ein Leib und am Ende des Lebens wird er zur Hülle. Die leib­bildende und entleibende Wirk­samkeit für das Selb­st ist das Verbindende dieser bei­den Mantren.

Wie kann ich das Mantra 26 Z verstehen?

Das Mantra 26 Z ist genau genom­men eine wörtliche Rede. Zu Beginn wen­det sich der Ich- Sprech­er an die Natur, danach spricht er über sich selbst.

Zur Natur gewen­det äußert er, dass er ihr müt­ter­lich­es Sein in seinem Wil­lenswe­sen trage. Indem er das Sein der Natur als müt­ter­lich benen­nt, schwingt Dankbarkeit der Natur gegenüber mit. Zwis­chen dem Ich-Sprech­er und der Natur find­et eine Begeg­nung auf Augen­höhe statt. Und wir? Wir sprechen leichthin von der Mut­ter Erde. Erleben wir auch ihre Müt­ter­lichkeit? Erleben wir ihre Gaben als Geschenke?  Wür­den wir sie ansprechen und ihr sagen, dass wir ihre Essenz in uns tra­gen? Was ist denn das müt­ter­liche Sein der Natur, das wir in uns tra­gen? Und was ist unser Willenswesen?

Natür­lich haben wir einen physis­chen Leib, der, wie die Bibel sagt, aus Lehm gemacht wurde (AT, 1. Buch Mose). Die alten Weisheit­süber­liefer­un­gen der Maya Guatemalas erzählen etwas ähn­lich­es. Sie glaubten, dass die ersten Men­schen aus Mais­teig geformt und dann belebt wur­den. Unser belebter physis­ch­er Leib ist Natur. Er gehorcht den Naturge­set­zen und kehrt im Tod in ihren Kreis­lauf zurück. Die Natur lebt uns den Kreis­lauf von Wer­den und Verge­hen im Jahres­lauf vor. Fol­glich wal­tet auch in unserem Kör­p­er ein ständi­ger Auf- und Abbau von Stof­fen. Rudolf Stein­er spricht hier vom Stof­fwech­sel-Glied­maßen-Sys­tem und erken­nt in ihm die kör­per­liche Grund­lage des Wil­lens. Im Wil­lenswe­sen tra­gen wir Men­schen also tat­säch­lich das müt­ter­liche Sein der Natur in uns!

In den unter­be­wussten Tiefen unser­er Seele, in ihrem Wil­lens­bere­ich, gibt es zwei gegen­sät­zliche Bewe­gun­gen: den Durst nach Dasein und das Streben nach Bewusst­sein. Der Durst nach Dasein wirkt inkarnierend, sich vere­inend, das Streben nach Bewusst­sein wirkt exkarnierend, sich dis­tanzierend. Vielle­icht ist es das, was gemeint ist, was wir von der Natur in unserem Wil­lenswe­sen tra­gen. Diese bei­den Bewe­gun­gen sind müt­ter­lich, für­sor­glich. Durch sie bleibt die Seele in ständi­ger Bewe­gung. Der Über­lebenswille hütet das Leben, der Entwick­lungswille lässt uns über die gegen­wär­tige Stufe hinausstreben.

Nun wird aus der Rede ein Selb­st­ge­spräch. Es schließt mit “Und” an, denn des Wil­lens Feuer­ma­cht ste­ht in direk­tem Zusam­men­hang mit dem Wil­lenswe­sen. Feuer ist das Bild für alle Trans­for­ma­tion­sprozesse und dadurch auch für das, was wie ein inner­er “Jahreskreis­lauf” im Wil­lenswe­sen bren­nt. Die Feuer­ma­cht, der Trans­for­ma­tion­swille, stählt die Triebe meines Geistes. Die Triebe meines Geistes sind meine geisti­gen Rich­tungs- und Wach­s­tum­skräfte. Sie sind das, wo es mich hin­treibt. Inter­es­san­ter­weise hat das Wort zwei Bedeu­tun­gen. Der einen Bedeu­tung begeg­nen wir in der tierischen, der anderen in der pflan­zlichen Natur: bei Men­sch und Tier besagt “Trieb” ein unkon­trol­lier­bares kör­per­lich­es Ver­lan­gen des Lebendi­gen, wie es zum Beispiel das trieb­hafte Begehren der Fortpflanzung ist. Bei den Pflanzen zeigt sich “Trieb” kör­per­lich sicht­bar. Es beze­ich­net einen jun­gen Spross, der in eine Rich­tung wächst.

Meines Geistes Triebe sind die Triebe, die mein Geist sprossen lässt. Sie wach­sen aus meinem Geist her­aus — und lassen ihn sel­ber wach­sen. Drei See­len­fähigkeit­en entsprossen meinem Geist: Denken, Fühlen und Wollen. Alle drei See­len­fähigkeit­en müssen geschult, gestählt wer­den. Sie müssen — bildlich gesprochen — gezügelt wer­den: vom unbe­wusst tierischen Trieb zum offen­baren selb­st­losen Pflanzen­spross werden.

Die Geistes Triebe wer­den von der Feuer­ma­cht meines Wil­lens gestählt. Sie wer­den stark, biegsam und glänzend wie Stahl gemacht. In diesem Wort klingt leise der mit dem Schw­ert gegen alles Unwahre und Ungute kämpfende Erzen­gel Michael an, dessen Fest in dieser Woche liegt. Arbeit­et des Wil­lens Feuer­ma­cht an den drei See­len­fähigkeit­en, stählt sie, so entwick­elt sich jede einzelne zu ihrem vol­lkom­men­sten Aus­druck. Bleibe ich im Bild, wird das Denken ein glänzen­der Spiegel der Wahrheit, das Fühlen so stark, dass es das Gle­ichgewicht zwis­chen Sym­pa­thie und Antipathie hal­ten kann und der Wille so geschmei­dig, dass er sich lebendig den Gegeben­heit­en anpassen kann.

Mit den Trieben des Geistes ist ein über­ge­ord­netes Ziel ver­bun­den. Sie sollen Selb­st­ge­fühl gebären, damit ich mich in mir tra­gen kann. Meine Triebe des Geistes sind nicht nur meine geisti­gen Inten­tio­nen, son­dern auch die tat­säch­lichen Äußerun­gen mein­er See­len­fähigkeit­en, meine Tat­en im weit­eren Sinne. Durch jede Tat gewinne ich Selb­st­wahrnehmung. Sie spiegelt mich. Durch die Reak­tio­nen, die meine Tat­en aus­lösen, bildet sich ein gefühltes, wahres Bild meines gegen­wär­ti­gen Wesens. Dieses Selb­st­ge­fühl ist nicht die aus dem Ver­stand geborene Vorstel­lung. Hier täusche ich mich leicht über mich sel­ber. Selb­st­ge­fühl ist die füh­lend wahrgenommene Sicher­heit, dass ich bin. Nichts überzeugt uns von der Wahrheit der Exis­tenz tief­greifend­er, unbezweifel­bar­er als das Fühlen. Der Stein, den ich füh­le hat unbe­d­ingte Real­ität. Ich werde von meinen Geis­testrieben in meine eigene Wahrnehm­barkeit geboren. Ohne Selb­st­ge­fühl wäre ich zwar da, würde aber nichts von meinem Dasein wis­sen, denn nur wenn ich mich fühlen kann, bin ich für mich existent.

Ich werde hier nicht als Kör­p­er geboren, son­dern als der sich füh­lende Geist. Mein Selb­st­ge­fühl wird geboren, damit ich mich in mir tra­gen kann. Ein Men­sch, der ein anderes Wesen in sich trägt, ist eine Mut­ter. Indem ich die Mut­ter bin, run­det sich dieses Mantra und schließt an das müt­ter­liche Sein der Natur des Anfangs an. Ich trage mich als geistiges Wesen in mir, das als Selb­st­ge­fühl in Erschei­n­ung tritt. Die Unter­schei­dung von zwei Instanzen: “mich” in “mir”, macht deut­lich, dass in mir nun­mehr noch jemand anderes anwe­send ist. Diese geistige Imma­nenz in mir wird gerne der stille Beobachter genan­nt, der Keim meines Geistselbst.

Die neunte Stufe im Sternbereich – die Stufe der Seraphim

„Die erste Ord­nung hat die Auf­gabe, uns zur Liebe Gottes einzu­laden; sie [beste­ht] aus den [Engeln], die [Gott] am näch­sten sind, und sie erglüht außeror­dentlich in der Liebe zu Gott. Daher wird diese Ord­nung Seraphim genan­nt, das bedeutet bren­nend. Zu dieser Ord­nung wer­den diejeni­gen Heili­gen gehören, die, einzig der Kon­tem­pla­tion hingegeben, frei dazu sind, den einzi­gen Gott zu lieben. …

Arbeite also, o Men­sch, damit du durch die Glut der Liebe der Ord­nung der Seraphim zugerech­net wirst …“ (Alanus ab Insulis, Über­set­zt und veröf­fentlicht von Wolf-Ulrich Klünker unter dem Titel, „Alanus ab Insulis“, 1993, S. 53f).

Ser­aph mit sechs Flügeln, mit­te­lal­ter­lich­es Manuskript

Die Seraphim „Ent­flam­mer, Erglüher,“, auch Geis­ter der All-Liebe genan­nt, sind die höch­ste der geisti­gen Hier­ar­chien. Sie sind erhabene geistige Wesen­heit­en, die den unmit­tel­baren Anblick der Got­theit haben und niemals aus sich selb­st her­aus han­deln, son­dern treue Voll­streck­er des göt­tlichen Wil­lens sind. Ihre hebräis­che Beze­ich­nung, „die Bren­nen­den“, wird im Tanach (der jüdis­chen “Bibel”) üblicher­weise auch für Schlangen ( hebr. שָׂרָ֔ף sarap) ver­wen­det. Ein Ser­aph wird üblicher­weise mit sechs Flügeln dargestellt, aus denen oft nur ein Gesicht oder sog­ar nur ein Auge herausschaut.

“Man würde die Seraphim charak­ter­isiert haben als Wesen­heit­en, bei denen es nicht Sub­jekt und Objekt gibt, son­dern bei denen Sub­jekt und Objekt zusam­men­fällt, die nicht sagen wür­den: Außer mir sind Gegen­stände -, son­dern: Die Welt ist, und ich bin die Welt, und die Welt ist Ich -; die eben nur von sich wis­sen, und zwar so, daß diese Wesen­heit­en, diese Seraphim, von sich wis­sen durch ein Erleb­nis, von dem der Men­sch einen schwachen Nachglanz hat, wenn er, nun, sagen wir, die Erfahrung macht, die ihn in eine glühende Begeis­terung ver­set­zt.” (Lit.: GA 233a, S. 13)

„Und die Seraphim kom­men in dem, was als Blitz aus der Wolke zuckt, oder in dem, was als Feuer in den vulka­nis­chen Wirkun­gen zutage tritt, wirk­lich so zum Vorschein, daß eben ihre Unwahrnehm­barkeit in diesen gigan­tis­chen Wirkun­gen der Natur wahrnehm­bar wird.“ (Lit.:GA 180, S. 103f)

Ist es die feurige, die ganze Welt als ihr Ich wahrnehmende Natur der Seraphim, die durch dieses Michaeli-Mantra klingt? Ist die All-Liebe das müt­ter­liche Sein der Natur — und wirkt ihre Kraft im Selb­st­ge­fühl, das die Geis­testriebe gebären?

Ser­aph im See­lenkalen­der-Jahreskreis mit Sechsteln

Die sechs Flügel kön­nten auf die Sech­s­tel im Jahr deuten, die durch die vor- und nach-öster­liche Zeit zusam­men mit der Hal­b­jahress­chwelle dem Jahr eingeprägt wer­den. Eine Bestä­ti­gung kön­nte der oben erwäh­nte Bedeu­tungszusam­men­hang des Wortes “Ser­aph” mit dem hebräis­chen Wort für Schlange, “Sarap” sein. Die Zeit, ihr lin­ear­es, dahin­glei­t­en­des, Licht- und wärme­tra­gen­des und Leben rhyth­misieren­des Wesen, wird weltweit beson­ders gerne durch die Schlange ausgedrückt.

Das Mantra 26 Z und die erste Hierarchie

Das Mantra 26 Z ist das let­zte des Som­mer-Hal­b­jahres, seine Vol­len­dung und Krö­nung. Mir scheint, dass das Wesen der Seraphim darin als Vere­ini­gung der Wirk­samkeit der Throne und Cheru­bim zum Aus­druck kommt. Die Seraphim sel­ber wer­den am Schluss als Ermöglich­er der Selb­st­ge­fühls-Geburt erahnbar.

In der ersten Hier­ar­chie scheinen mir die drei See­len­fähigkeit­en in ihrer göt­tlichen Vol­lkom­men­heit anschaubar. Die Seraphim sind die Geis­ter der All-Liebe, des göt­tlichen Füh­lens. Die Cheru­bim sind die Geis­ter der Har­monie, und ich denke, damit auch des göt­tlich ausstrahlen­den Bewusst­seins und Denkens und damit der geisti­gen Raum- und Wahrnehmungs-Welt. Sie sind der höch­ste Aus­druck des Som­mer-Hal­b­jahres. Die Throne sind die Geis­ter des göt­tlichen Wil­lens, der stetig sich drehen­den Zeit, und damit der in stetigem Wan­del befind­lichen seel­is­chen Innen­welt. Sie sind der höch­ste Aus­druck des Win­ter-Hal­b­jahres. Unter diesem Gesicht­spunkt sind die Seraphim der höch­ste Aus­druck des ganzen Jahreskreises.

In den ersten Zeilen des Mantras 26 Z klingt die Wil­len­skraft der Throne an, wie sie auch durch das Mantra 24 X spricht. In den mit­tleren Zeilen klingt die Bewusst­sein­skraft der Cheru­bim an, wie sie auch durch das Mantra 25 Y auf­scheint. Die let­zten Zeilen öff­nen die Sicht auf das Werk der Seraphim. Nur durch das Werk der höch­sten Hier­ar­chie kann ich als irdis­ch­er Men­sch meinen geisti­gen Men­schen in mir tragen.

26 Z

 

Natur, dein müt­ter­lich­es Sein,

Ich trage es in meinem Willenswesen;

24 X

… Der Wel­tengeist, er stre­bet fort …

Und schafft aus See­len­fin­ster­n­is des Selb­stsinns Willensfrucht.

Throne

Geis­ter des Willens,

dargestellt als drehende feurige Räder

Ich sehe sie als Wesen des göt­tlichen Willes — und als Aus­druck der geisti­gen Zeit-Welt

 

Und meines Wil­lens Feuermacht

Sie stäh­let meines Geistes Triebe,

25 Y

Ich darf nun mir gehören

Und leuch­t­end bre­it­en Innenlicht

In Raumes und in Zeitenfinsternis. …

Cheru­bim

Geis­ter der Harmonie

Dargestellt als Tetramorph, Viergetier

Ich sehe sie als Wesen des göt­tlichen Bewusst­seins und göt­tlichen Denkens – und als Aus­druck der geisti­gen Raum-Welt

Dass sie gebären Selbstgefühl,

Zu tra­gen mich in mir.

Seraphim

Geis­ter der All-Liebe

Ich sehe sie als Wesen des göt­tlichen Füh­lens – und als Aus­druck der Ein­heit von Zeit und Raum im Geist