38 m Weihe-Nacht-Stimmung
Ich fühle wie entzaubert
Das Geisteskind im Seelenschoß;
Es hat in Herzenshelligkeit
Gezeugt das heilige Weltenwort
Der Hoffnung Himmelsfrucht,
Die jubelnd wächst in Weltenfernen
Aus meines Wesens Gottesgrund.
Das Mantra der 4. Advents-Woche ist das Weihnachts-Mantra
Das Mantra 38 m ist mit Weihe-Nacht-Stimmung und im Faksimile-Druck mit 24. Dezember überschrieben. Es ist das Mantra der Heiligen Nacht – das Weihnachts-Mantra. Dieser Tag liegt immer in der Woche des 4. Advent. Und deshalb ist das Mantra 38 m auch das der vierten Adventswoche.
Der Tag des Heiligen Abends kann an jedem Wochentag liegen – und im Jahr 2022 war es Samstag, 2023 ist es Sonntag. Beides sind Extremsituationen. Das eine Mal ist die Woche schon fast vorüber, bis es endlich Weihnachten wird, das andere Mal ist der Tag der Heiligen Nacht gleichzeitig der 4. Advent. Letzteres erscheint stimmiger, denn es folgt die zum Mantra gehörige Weihnachtszeit. Doch mit Weihnachten verhält es sich nicht wie mit Ostern, dessen Festtag immer an einem Sonntag und somit am Beginn der Osterwoche liegt. Auf Weihnachten gehen wir durch die ganze Adventszeit zu — und manchmal eben auch noch weit durch die Woche des Weihnachts-Mantras 38 m.
Was bedeutet das? Der Weg auf den Heiligen Abend zu ist dadurch verschieden lang. Bildlich gesprochen ist der zu erklimmende “Berg” verschieden hoch — und die Aussicht demzufolge unterschiedlich: das eine mal schenken die Gegebenheiten uns Nahsicht, das andere Mal Fernsicht. Je später in der Woche der Heilige Abend liegt, desto mehr kann sich die Vorfreude steigern, desto besser vorbereitet können wir in die zwölf heiligen Nächte eintreten! Je früher dieser Tag liegt, desto unverbrauchter ist die Wochenenergie und desto harmonischer schwingt sie mit der beginnenden Weihnachtszeit zusammen.
Der zu Gott entrückte Sohn des Weibes (der Frau) in der Apokalypse des Johannes
Mit dem Weihnachtsfest feiern wir eine Geburt, die Geburt Jesu in Bethlehem. Auch in der Apokalypse des Johannes (Offenbarung 12,1 — 6, Einheitsübersetzung) wird eine Geburt geschildert. Dieser Abschnitt der Offenbarung sei hier wiedergegeben, weil das Mantra 38 m darauf Bezug nimmt:
“Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.
Sie war schwanger und schrie vor Schmerzen in ihren Geburtswehen.
Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen.
Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war.
Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der über alle Völker mit eisernem Zepter herrschen wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt.
Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte; dort wird man sie mit Nahrung versorgen zwölfhundertsechzig Tage lang.” (1.260 Tage bedeuten eine Zeitspanne von etwas mehr als drei Jahren.)
Die sieben Wort-Mantren im Seelenkalender
Das Mantra 38 m spricht vom heiligen Weltenwort, das der Hoffnung Himmelsfrucht gezeugt hat. Im ganzen Seelenkalenderjahr verteilt gibt es sieben Mantren, die vom “Wort” handeln. Erst ihre Zusammenschau lässt die Größe dieses “Wortes”, der Logoskraft erahnen.
In vier Mantren wird dieses “Wort” als “Weltenwort” konkretisiert, in drei weiteren Mantren durch unterschiedliche Hinzufügungen: “der Götter Wahrheitswort” - “Welten-Keimeswort” - “Gotteswort”. In der Reihenfolge ihres Auftretens sind es:
13 M | der Götter Wahrheitswort flammt aus Geistes Feuerwelten | Geistselbst | |
17 Q | es spricht das Weltenwort, zu ihm gehören Weltenweiten, durch Sinnestore geführt | Lebensäther, Wort- oder Sinn-Äther | Raum, Physis, Wahrnehmung |
18 R | in der Seele empfangenes Welten-Keimeswort | Lebensgeist | |
36 k | es spricht das Weltenwort, zu ihm gehört Geisteslicht, zu opfern dich durch mich | Lichtäther, Opfer(rauch) | Astralleib, Luft |
37 l | Gotteswort verklärt und durchtönt | Geistmensch | |
38 m | das heilige Weltenwort zeugt der Hoffnung Himmelsfrucht | Chemische Äther, Ton-Äther | Ätherleib, Wasser (Jordanfluss) |
40 o | der Eigenheiten leerer Wahn erfüllt sich mit des Weltenwortes Feuerkraft | Wärmeäther | Ich, Feuer |
Die sieben Wort-Mantren im Seelenkalender
Wie ein großes Gefäß umschließen das erste (13 M) und das letzte (40 o) Mantra die dazwischen liegenden. Die gefäßbildenden Mantren liegen in der Jahreskreis-Hälfte der aufsteigenden Sonne (untere Kreishälfte der Abbildung), der Erdsphäre. Die umschlossenen, dazwischen liegenden Mantren gehören zur Jahreskreis-Hälfte der absteigenden Sonne (obere Kreishälfte der Abbildung), der Geistsphäre. Die beiden Mantren 13 M und 40 o entsprechen sich grammatisch, sie spiegeln. Außerdem liegen drei Mantren im Sommer-Halbjahr (große Buchstaben), vier im Winter-Halbjahr (kleine Buchstaben).
Die vier Weltenwort-Mantren (17 Q, 36 k, 38 m, 40 o), auf die ich eingangs hingewiesen habe, scheinen mir einen Bezug zu den vier Äther-Arten und den vier Wesensgliedern unserer Verkörperung aufzuweisen, wie in der Tabelle aufgeführt. Das Weltenwort spricht sich nach meinem Dafürhalten jeweils durch eine Ätherart aus. Dabei lassen sich zwei Paare unterscheiden: das sprechend-schöpferische Weltenwort und das handelnd-schöpferische Weltenwort.
In den beiden Mantren 17 Q und 36 k zeigt sich das Weltenwort sprechend-schöpferisch. Diese beiden Mantren entsprechen sich grammatisch, sie spiegeln. Betrachte ich den Jahreskreis mit der zu Ostern gehörenden Zeit unten liegend, sodass die Maria auf der Mondsichel erscheint, so liegen diese beiden Mantren auf der Höhe, wo das Kind auf dem Arm der Maria zu erwarten ist. Im Mantra 17 Q bezeichnet das Weltenwort die Raumesweiten als zu ihm gehörig. Im Mantra 36 k ist es das Geisteslicht, das zu ihm gehört. — Raum und Licht gehören zusammen, sie brauchen einander, um zur Erscheinung zu kommen. Den Raum kann ich als das inkarnierte Licht verstehen, als den in der Materie wirkenden Lebensäther. Und umgekehrt kann ich das Geisteslicht als die hinter der Physis waltende Weisheit verstehen, als die exkarnierte Materie, den Lichtäther. Der Astralleib, der Sternenleib ist das zum Lichtäther gehörende Wesensglied des Menschen, das geistige Raumgeheimnis des Tierkreises. Im Mantra 17 Q offenbart sich das Weltenwort im Lebensäther, im Mantra 36 k im Lichtäther.
In den beiden anderen Weltenwort-Mantren schweigt das Weltenwort, es zeigt sich stattdessen handelnd-schöpferisch. Es zeugt der Hoffnung Himmelsfrucht (38 m) in Herzenshelligkeit und erfüllt den leeren Wahn der Eigenheiten mit Feuerkraft (40 o). Diese beiden Mantren umrahmen das Mantra der Winterschwelle (39 n), des sich lösenden Selbstgefühls. Sie zeigen die zwei Aspekte des Ichs: die Geisteskindschaft des göttlichen Ichs (38 m) und das als Ego sich äußernde irdische Ich unserer Persönlichkeit, d. h. den mit feuriger Wirklichkeit erfüllten Wahn der Eigenheiten (40 o).
Im Weihnachts-Mantra 38 m hat das heilige Weltenwort “der Hoffnung Himmelsfrucht” gezeugt. Hier klingt die nach der Taufe Jesu im Jordan ertönende Stimme aus dem Himmel mit: “Mein Sohn bist du, Ich habe dich heute gezeugt.” (Lukas 3, 22 in der Übersetzung von H. Ogilvie) Dadurch klingt in diesem Mantra auch die Jordantaufe mit. Das Wasser des Jordanflusses, das Taufwasser, gibt den Hinweis auf das mit diesem Element verbundene Wirken des chemischen oder Klangäthers. Im Mantra 40 o wirkt unverkennbar der Wärmeäther durch die Feuerkraft des Weltenwortes. Durch das Element Feuer ist das Ich mit dem Wärmeäther verbunden, der Ätherleib durch das Element Wasser mit dem chemischen Äther. Da sich diese beiden Wort-Manten mit dem dazwischen liegenden Mantra der Winterschwelle 39 n zu einer Dreiheit verbinden, lässt sich fragen, ob sie das Entwicklungsgeheimnis des Ichs enthalten. Ichentwicklung beginnt mit dem Auftreten der Persönlichkeit — das ist die Vergangenheit des Ichs (40 o). Ziel dieser Entwicklung ist die Geistgeburt — das ist das Ziel, in der Zukunft (38 m). Dazwischen steht das Mantra 39 n — die Gegenwart. Dieses Mantra spricht vom sich lösende Selbstgefühl, der Wahrnehmung des eigenen Seins.
Bei den drei Mantren (13 M, 18 R, 37 l) mit den unterschiedlichen Worten: der Götter Wahrheitswort, Welten-Keimeswort und Gotteswort, liegt nun die Frage nahe, ob damit die drei höheren Wesensglieder bezeichnet sein könnten?
Das Mantra des Welten-Keimeswortes (18 R) folgt auf das Weltenwort-Mantra 17 Q, und verhält sich zu diesem wie der Mittelpunkt zum Umkreis. Zum sprechenden Weltenwort des Mantras 17 Q gehören die Weltenweiten. Sie sind Umkreis. Das Welten-Keimeswort des Mantras 18 R tritt zu diesem Umkreis wie ein neuer, keimhafter Mittelpunkt hinzu, aus dem sich ein neuer Umkreis entwickeln kann. Das in der Potenz vorhandene Leben, das Keimhafte, noch Unmanifestierte enthält für mich den Lebensgeist. Die Seele hat das Welten-Keimeswort empfangen. Kann sie sich auch mit ihm, dem Lebensgeist verbinden? Kann sie zum Geistes-Kleide werden und Anteil erhalten am ewigen Leben? Auf das durch die Sinneswahrnehmung in der Physis als Lebensäther wirkende Weltenwort (17 Q) folgt zeitlich das Welten-Keimeswort (18 R) in der Seele, der Lebensgeist.
Im Mantra 13 M flammt aus Geistes Feuerwelten der Götter Wahrheitswort und fordert mich auf, mich ahnend geistverwandt zu finden. Eine Mehrzahl an Göttern fordert mich auf, mich als Geist, als Geistselbst zu finden. Dieses Mantra 13 M steht mit den beiden wirkenden Weltenwort-Mantren in Beziehung: es spiegelt grammatisch mit dem irdischen Ich-Mantra 40 o, das von der Wirkung des Weltenwortes Feuerkraft spricht, das Erden-Ich erzeugend; und es steht dem Weihnachts-Mantra 38 m gegenüber, weil beide mit “M / m” bezeichnet sind, das Geistkind, der Hoffnung Himmelsfrucht zeugend — das Ich als göttlicher Funken. (Unten werde ich noch intensiver auf diese drei Mantren – 13 M, 38 m, 40 o — eingehen.)
Das Mantra 37 l spricht vom Gotteswort, das im Sinnesdunkel verklärend alles Sein durchtönt. Hier spricht durch Licht und Ton ein einziger Gott, die höchste Kraft. Und diese ist für mich der Geistmensch. Dieses Mantra ist umgeben von zwei Weltenwort-Mantren. Ihm voraus geht das sprechende Weltenwort-Mantra 36 k, das vom Geisteslicht und vom Opfer spricht. Das Weihnachtsmantra 38 m folgt, indem das Weltenwort der Hoffnung Himmelsfrucht zeugt. Das Gotteswort-Mantra 37 l ist also durch eine zeitliche Abfolge mit den zwei anderen Weltenwort-Mantren verbunden. Es ist von ihnen eingerahmt wie die Gegenwart von Vergangenheit und Zukunft. Das sprechende Weltenwort des Geisteslichtes, das Lichtäther-Weltenwort-Mantra 36 k (Astralleib) geht dem Gotteswort-Mantra 37 l voraus und das der Hoffnung Himmelsfrucht zeugende Weltenwort-Mantra 38 m (Ätherleib), das sich im chemischen Äther handelnd aussprechenden Weltenwortes folgt.
Die scheinbar willkürlich angeordneten sieben Wort-Mantren zeigen bei näherer Betrachtung eine anspruchsvolle, diffizile, Vernetzung voller weisheitsvoller Deutungsmöglichkeiten.
Was kommt im Mantra 38 m, dem Mantra der Heiligen Nacht zur Erscheinung?
Ich fühle das Geisteskind im Seelenschoß. Das Geisteskind im Seelenschoß lässt unmittelbar das Bild der Madonna mit dem Kind auf dem Schoß entstehen — die Weihnachts-Imagination. Die Seele, sich bildlich weiblich zeigend hat einen Geist-Spross (bildlich männlich), einen Sohn, hervorgebracht.
Was ist mit dem Geisteskind genau gemeint? Rudolf Steiner erklärt, dass in den Jahrhunderten vor Christus unterschieden wurde zwischen den in die Mysterien eingeweihten Menschen, deren Bewusstsein von oben, von den Göttern erfüllt war, den Gotteskindern und den gewöhnlichen Menschen, den Menschenkindern, deren Bewusstsein ein irdisches war. “… Christus Jesus … sagte: Ein Gottessohn, ein Geisteskind wird man nicht durch einen anderen Menschen, sondern jeder wird es durch Gott selber. Es kommt nur darauf an, daß man sich dessen bewußt wird. — Der alte [vorchristliche, A.F.] Mensch sagte: Der Vater aus den Mysterien [der Eingeweihte, A.F.], der muß einem das zum Bewußtsein bringen. — Der Christus Jesus sagte: Man trägt schon den Keim des Göttlichen in sich, und man kann ihn, wenn man sich nur richtig anstrengt, selber aus sich herausholen. Damit aber hat der Christus Jesus dasjenige gelehrt, was die Menschen über die ganze Erde in der Seele gleich macht. Und der größte Unterschied, der durch den Christus Jesus überwunden worden ist, das ist der zwischen Göttersöhnen und Menschensöhnen.” (GA 353, S. 48, Vortrag vom 5. 3. 1924 in Dornach) Das Geisteskind im Mantra ist der göttliche Keim, der in jedem Menschen veranlagt ist, dessen er sich bewusstwerden kann. Es ist sein göttlicher Ich-Funke. Die meiste Zeit ist dieses Geisteskind verzaubert, denn allzu leicht wird der göttliche Ich-Funke mit dem Ego verwechselt.
In diesem Mantra ist das Geisteskind wie entzaubert. Ich stelle mir das so vor, dass die Verzauberung nicht aufgehoben ist, sondern vorübergehend gelockert. Das Geisteskind erscheint so, dass es sich seiner wahren Erscheinung annähert, der Schleier dünner ist als sonst. Das Geisteskind wird im Seelenschoß fühlbar. Die Seele ist seine Mutter und diese fühlt ihr Kind, mit dem sie schwanger geht, das in ihrem Schoß ruht.
Wie ist es zu dieser Schwangerschaft gekommen? Das heilige Weltenwort, der Logos hat das Geisteskind im Herzen gezeugt. In Herzenshelligkeit ist es von Oben aus dem Geist gezeugt worden. Wie oben erwähnt, klingt an dieser Stelle die Taufe Jesu an. In der Taufe inkorporiert sich im Menschensohn Jesus die geistige Sonnenmacht, der Christus, und macht ihn zum Gottessohn. Der Logos, insofern er als die in der Welt sich verwirklichende Weisheit erscheint, bezeugt, dass auch im Menschen die zur Weisheit fähige, verstehende Kraft wohnt; denn: auch der Mensch kann im Denken sein Ich erfassen.
Das Geistkind wird nun als Himmelsfrucht der Hoffnung bezeichnet. Es wächst jubelnd in Weltenfernen. Diese Beschreibung lässt unmittelbar an den Sohn des apokalyptischen Weibes denken, der zu Gott entrückt wurde, damit der rote Drache ihm nichts anhaben konnte. Mit dem roten Drachen ist die aus dem Blut aufsteigende Begierdennatur gemeint, der wir unser Ego als gewöhnliches Ich-Erleben verdanken. Doch unbeeinflusst vom Erleben unseres Alltags-Ichs, das der Erde entstammt, wächst unser wahres Ich, unser Geistkind als Himmelsfrucht der Hoffnung durch alle unsere gemachten Erfahrungen heran. Dieses wahre Ich ist die Frucht der ganzen Erdenentwicklung, auf die alle an der Schöpfung der Erde beteiligten Geistwesen hoffen. Dieses Ich in der Seele zu finden, es zu erkennen ist die mit der Zeit reif werdende Frucht vom Baum der Erkenntnis, der im Paradies wächst — aus dem Gottesgrund meines Wesens.
Lässt sich im Seelenkalender auch erkennen, wohin der Sohn des Weibes entrückt wird — wo die Weltenfernen zu finden sind und der Hoffnung Himmelsfrucht jubelnd wächst? Können wir dem groß gewordenen Sohn des Weibes dort begegnen? Das Mantra 13 M trägt den gleichen Buchstaben wie das Weihnachtsmantra 38 m. Es ist der zum Weihnachtsmantra gehörige Gegenspruch — und damit das Mantra der größtmöglichen Entfernung im Jahreskreis (siehe roter Pfeil auf der Abbildung oben). Auf das Mantra 13 M folgt das Mantra der Sommerschwelle 14 N. Die wörtliche Rede der Götter, ihr Götter Wahrheitswort (13 M) klingt mahnend. Es lässt mich an den bzw. die von Rudolf Steiner beschriebenen «Hüter der Schwelle» zur geistigen Welt denken. Rudolf Steiner unterscheidet einen kleinen und einen großen «Hüter der Schwelle». Der «kleine Hüter der Schwelle» verkörpert die eigene Unzulänglichkeit und kann als Doppelgänger erlebt werden. Der «große Hüter der Schwelle» erscheint wie ein stetiger Aufforderer, weiterzuarbeiten zum Wohle aller. “Dieser «große Hüter der Schwelle» wird nun sein Vorbild, dem er nachstreben will. Wenn diese Empfindung in dem Geistesschüler auftritt, dann hat er die Möglichkeit erlangt zu erkennen, wer da eigentlich als der «große Hüter der Schwelle» vor ihm steht. Es verwandelt sich nämlich nunmehr dieser Hüter in der Wahrnehmung des Geistesschülers in die Christusgestalt, … Der Geistesschüler wird dadurch in das erhabene Geheimnis selbst eingeweiht, das mit dem Christus-Namen verknüpft ist. Der Christus zeigt sich ihm als das «große menschliche Erdenvorbild».” (Lit.: GA 13, S. 389ff) Im Mantra 13 M flammt der Götter Wahrheitswort folgendermaßen: “In Geistesgründen suche ahnend dich geistverwandt zu finden.” Nicht erdverwandt, sondern geistverwandt muss der Mensch werden, wenn er die Schwelle zur geistigen Welt überschreiten will.
Da es das Wahrheitswort der Götter, also mindestens zweier Götter ist, erlebe ich beide «Hüter der Schwelle» in dieser Rede. Der «große Hüter der Schwelle» erscheint im Mantra 13 M durch die Gegenspruch-Beziehung zum Weihnachtsmantra 38 m (roter Pfeil auf der Abbildung oben). Dadurch zeigt sich dieser Hüter der Schwelle als der Christus — als die in Weltenfernen jubelnd gewachsene Himmelsfrucht, als der zu Gott entrückte Sohn des apokalyptischen Weibes.
Der Vollständigkeit halber sei auch auf den «kleine Hüter der Schwelle» geblickt. Er erscheint im Mantra 13 M durch die Spiegelspruch-Beziehung dieses Mantras zum Mantra 40 o (grüner Pfeil auf der Abbildung oben). Das Mantra 40 o spricht von der Entstehung der irdisch-begrenzten Persönlichkeit, indem es dort heißt, dass der Eigenheiten leerer Wahn sich mit des Weltenwortes Feuerkraft erfüllt. Diesem leeren Wahn schallt der Götter Wahrheitswort (13 M) entgegen.
Von der Perspektive des Mantras 13 M aus betrachtet, ruft der «kleine Hüter der Schwelle» den Menschen auf, an sich selber zu arbeiten, sich zu vervollkommnen. Durch den Spiegelspruch (40 o) geht der Blick zum Anfang der Individualitätsentwicklung — der Ichentwicklung. Der «große Hüter der Schwelle» im Mantra 13 M ruft den Menschen auf, sich für die Menschheit und die Welt einzusetzen. Durch den Gegenspruch (38 m) geht der Blick zum Menschheitsziel, zum Geisteskind, zur Zeugung der Himmelsfrucht der Hoffnung. Was durch die Kraft des schweigend-handelnden Weltenwortes begann (40 o) wird durch die andere Kraft des schweigend-handelnden Weltenwortes (38 m) vollendet.
Das hier aufscheinende weisheitsvolle Geflecht der Spruch-Beziehungen lässt ahnen, was mit dem Gottesgrund meines Wesens gemeint sein könnte, aus dem die Himmelsfrucht der Hoffnung in Weltenfernen erwächst: die Weisheit, die hinter dem Seelenkalender steht und sowohl das Urbild des Jahreskreises darstellt als auch meines Seelen- und Bewusstseinsraumes.
Die Himmelsfrucht wächst jubelnd. Darin liegt auch der gewaltige Jubel, in den die ganze Schöpfung ausbrechen wird, wenn sich ihre Sehnsucht nach Entzauberung, nach Erlösung durch die zur Vollendung gekommene Entwicklung des Menschen erfüllt. Wenn das Geisteskind zum Geistesmenschen herangewachsen sein wird, wenn der Mensch ein dauerhafter Bewohner der geistigen Welt geworden ist, dann werden auch die Naturreiche in ihrer wahren unverzauberten Form erscheinen.