Die spiegelnden Lichtspruch-Mantren 5 E und 48 w
5 E Im Lichte, das aus Geistestiefen Im Raume fruchtbar webend Der Götter Schaffen offenbart: In ihm erscheint der Seele Wesen Geweitet zu dem Weltensein Und auferstanden Aus enger Selbstheit Innenmacht.
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48 w Im Lichte, das aus Weltenhöhen .…. Der Seele machtvoll fließen will, Erscheine, lösend Seelenrätsel, Des Weltendenkens Sicherheit, Versammelnd seiner Strahlen Macht, Im Menschenherzen Liebe weckend. ….. |
Musik zum Mantra 5 E — zärtlich — komponiert von Herbert Lippmann
Musik zum Mantra 48 w — heiter-ernst — komponiert von Herbert Lippmann
Über die spiegelnden Lichtsprüche 5 E und 48 w
Im Fluss der Seelenkalender-Mantren durch das Jahr heben sich vier als die sogenannten Lichtsprüche heraus. Da sie in gewissem Sinne eine Einheit bilden, will ich einleitend diese Vierheit charakterisieren. Die vier Lichtsprüche sind zum einen die spiegelnden Mantren 5 E und 48 w und zum anderen die ebenfalls untereinander spiegelnden Mantren 22 V und 31 e. Ihnen ist gemeinsam, dass sie vom Licht handeln. Alle vier Lichtsprüche sind reine Beschreibungen von Vorgängen. Eine bewusst erkennende, handelnde Instanz, einen bewussten Ich-Sprecher, wie ich diese Instanz nenne, gibt es nicht.
Die hier zu betrachtenden Mantren 5 E und 48 w beschreiben, was im Licht erscheint — also das Beleuchtete. Das andere Spiegelspruch-Paar (22 V und 31 e) handelt dagegen von den Lichtquellen selber. Das Licht des Mantras 5 E stammt aus Geistestiefen, so wie auch das Licht des diagonal gegenüberliegenden Mantras 31 e aus Geistestiefen strahlt. Diese beiden Mantren weisen außerdem den gleichen Buchstaben (E, e) auf — sie sind Gegensprüche. Das Mantra 31 e schildert also die Lichtquelle, das Mantra 5 E, was dieses Licht aus Geistestiefen beleuchtet.
Das ist bei den anderen beiden diagonal gegenüberliegenden Mantren anders. Im Mantra 22 V wird das Licht beschrieben, das aus Weltenweiten stammt, doch ein von dieser Lichtquelle Beleuchtetes tritt im Seelenkalender nicht auf. Das Licht, das im Mantras 48 w die geschilderten Zusammenhänge beleuchtet, stammt dagegen aus Weltenhöhen und damit von einer dritten Lichtquelle, die wiederum im Seelenkalender nicht näher charakterisiert wird. Dementsprechend ist in den Mantren 22 V und 48 w kein durchgehender Lichtstrahl zu erkennen. Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass diese Mantren unterschiedliche Buchstaben aufweisen und deshalb keine Gegensprüche sind.
Im Spiegelspruch-Paar 5 E und 48 w ist ein gegensätzlicher Lichtstrom vorhanden: Im Mantra 5 E strahlt das Licht aus der Tiefe — und damit nach oben. Im Mantra 48 w strahlt das Licht aus der Höhe — und damit nach unten. Auch das Spiegelspruchpaar 22 V und 31 e zeigt eine Gegensätzlichkeit: Das Licht im Mantra 22 V strahlt aus Weltenweiten, also aus dem Umkreis zu einem Zentrum. Das Licht im Mantra 31 e stammt, wie schon erwähnt aus Geistestiefen, doch wird danach gesagt, dass es nach außen strebt, dass es sonnenhaft leuchtet. Dieses Licht ist also ein vom Zentrum ausstrahlendes Licht, wie wir es von der Sonne kennen. Das Licht aus Weltenweiten entspricht am ehesten der Gesamtheit des Sternenlichts, das die Erde umgibt — auch wenn der volle Umkreis nie gleichzeitig sichtbar ist.
Das im Mantra 5 E aufwärts und im Mantra 48 w abwärts strahlende Licht entstammt diametral entgegengesetzten Lichtquellen. Im Mantra 5 E stammt das Licht aus der Tiefe — und zwar der Tiefe des Geistes. Im Mantra 48 w stammt das Licht aus der Höhe — und zwar der Höhe der Welt. Das kann verwundern, ist doch in der naiven Vorstellung die Welt, also die Erde, auf der wir stehen das, was unter uns ist — die Tiefe. Der Geist ist dagegen mit dem Himmel, also mit der Höhe verbunden. Doch hier ist es umgekehrt. In beiden Mantren steht die Ortsangabe in der Mehrzahl: das Licht stammt aus einer Vielzahl von Tiefen bzw. Höhen. Ins Bild übertragen stammt das Licht aus vielen Tälern bzw. von vielen Berggipfeln. Was sind die Täler des Geistes — die Geistestiefen? Und was ist mit den Berggipfeln der Welt gemeint — den Weltenhöhen?
Zunächst zu den Weltenhöhen (48 w), den Bergen als gemeinschaftlicher Lichtquelle. Rudolf Steiner sagt im Zusammenhang mit der Bergpredigt (Matthäus 5): “Gewöhnlich wird darunter eine Predigt verstanden, die Jesus von einem Berge herunter an das Volk gehalten hätte. Aber «auf den Berg gehen» ist ein Schlüsselwort, das sich in allen Geheimsprachen findet und uralt ist […] «Auf den Berg gehen» bedeutet: Ins tiefste Mysterium gehen und Worte lehren, welche die Jünger dann wieder zum Volke sprechen.“ (Lit.:GA 97, S. 94) Die Weisheit, die sich in der Bergpredigt ausspricht, könnte also als “Licht aus Weltenhöhen” bezeichnet werden. Das Thema der Bergpredigt in den Seligpreisungen ist die moralische Entwicklung des Menschen. Von nun an zählt, was er durch sein Ich sich erwirbt und in der Welt leistet, um damit in den Himmel aufzusteigen, die Weisheit aus der Höhe zu erhalten. Rudolf Steiner lässt den Christus diese neue Botschaft folgendermaßen aussprechen: “Bisher durftet ihr nicht an euer Ich appellieren; jetzt aber könnt ihr durch das, was ich euch geboten habe, die Reiche der Himmel euch durch die Kraft des Inneren, durch die eigene Kraft des Ich nach und nach aneignen. — Der ganze Geist der Bergpredigt ist durchhaucht von dem neuen Impuls der Ichheit des Menschen.“ (Lit.:GA 123, S. 184ff) Durch den Christus hat eine neue Zeit begonnen. Eine neue Sonne scheint dem Menschen von der Höhe — ein neues Leben schenkend. Durch die auf der Erde vollbrachten Taten des Christus ist es für den Mensch nun möglich, durch eigene Erdenerfahrung das Licht der Höhe zu erreichen.
Und die Täler des Geistes, die Geistestiefen (5 E)? Den aus der Tiefe aufsteigenden Geist konnte ich im Mantra 31 e als das Bewusstsein des Menschen beschreiben, das sich laut Rudolf Steiner im Herzen durch die Ätherisation des Blutes bildet und in den Kopf und darüber hinaus aufsteigt. Die Lebenskraft des Blutes wandelt sich mit jedem Herzschlag, mit jedem Tal dieses Zyklus durch latente Absterbeprozesse in Bewusstseinslicht — Materie wandelt sich in Geist, Geisteslicht aus der Tiefe. Das Licht aus Geistestiefen ist deshalb das Licht des Exkarnationsstromes.
Dadurch wird auch das Licht aus Weltenhöhen (48 w) nochmals klarer, denn dem Exkarnationsstrom steht der Inkarnationsstrom, der Strom der Leben schenkenden Kraft entgegen. Der Christus spricht in der Bergpredigt neun Seligpreisungen aus, die sich Rudolf Steiner folgend auf die neun Wesensglieder des Menschen beziehen. Sie beziehen sich auf die von “außen” sichtbare Leibnatur, die den Resonanzraum bildet für den neuen Klang des Ichs. “Das, was in einer solch bedeutsamen Epoche der Menschheit geschieht, das geschieht immer für den ganzen Menschen. Wenn auch nur ein einziges Glied seines Wesens ergriffen wird, so klingen doch alle andern mit. Alle Glieder des Menschen: der physische Leib, der ätherische Leib, die Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele, die Bewußtseinsseele, das Ich, die höheren Seelenglieder sodann, sie leben auf durch die Nähe der Himmelreiche. Diese Lehren stimmen überein mit den großen Lehren der Urweltweisheit.“ (Lit.:GA 118, S. 145) (Die neungliedrige Natur des Menschen ist: physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele, Bewußtseinsseele, Geistselbst, Lebensgeist, Geistmensch. Dem steht die siebengliedrige Folge der Wesensglieder gegenüber, die statt der drei Seelen das Ich nennt, ansonsten aber identisch ist.)
Jeder Prozess geht durch Stufen. Der Abstieg des Lichtes scheint mir gemäß des neungliedrigen Menschenbildes und der neun Seligpreisungen ein neunstufiger zu sein. Der Aufstieg im Bild der Kundalini, die durch die Chakren aufsteigt, wird dagegen entsprechend dem siebenstufigen Menschenbild als ein siebenstufiger beschrieben.
In beiden Mantren wird nun beschrieben, was in dem jeweiligen Licht erscheint. Das Phänomen der grammatischen Entsprechung, das in der ersten Zeile überdeutlich war, nimmt nun rapide ab, inhaltliche Entsprechungen gibt es aber bis zum Schluss.
Im Licht aus Geistestiefen (5 E) erscheint das Wesen der Seele. Dies wird als Tatsache dargestellt. Doch das, was im Licht aus Weltenhöhen (48 w) erscheint, wird als ein Zukünftiges, zu erwartendes, herbei zu rufendes beschrieben. Es ist die Sicherheit des Weltendenkens. Ein Gefühl — das Gefühl der Sicherheit — soll sich also einstellen. Dieses Gefühl der Sicherheit braucht etwas, worauf es sich bezieht, woraus es ersteht, geboren wird. Und das ist das Weltendenken. Die Schöpfungssicherheit, wie sie in der Welt zu beobachten ist, die alle Lebewesen weisheitsvoll erschafft, soll auch in der Seele erscheinen.
Doch vorher, bevor in den Mantren das Beleuchtete, das, was in dem jeweiligen Licht erscheint, genannt wird, gibt es weitere Informationen zum Geschehen. Das Licht aus Geistestiefen (5 E) webt fruchtbar im Raum und offenbart dabei das Schaffen der Götter. Die Tätigkeit des Lichtes ist weben. Dieses Verb steht in der Verlaufsform (webend) und verdeutlicht damit ein zeitliches Geschehen des Lichtes, das im Raum wirkt. Die Zeit webt im Raum. Die Zeit bringt die im Jahreslauf auftretenden Veränderungen der Naturprozesse im äußeren Raum hervor. Und zu diesem webenden Erschaffen gehört gleichermaßen das Vergehen, der Herbstprozess. Das Schaffen gleich mehrerer Götter offenbart sich in diesem Weben. Ich denke dabei an die Dreiheit indischer Götter: Brahma, der Erschaffer, Vishnu, der Erhalter und Shiva, der Zerstörer. Die Herrscher über die drei Zeiträume, Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit sind übermenschlicher, göttlicher Natur. Das Licht aus Geistestiefen als der aufsteigende Vergeistigungsstrom wirkt als Zeit im Raum und offenbart die Göttlichkeit der drei Zeiträume. Dies geschieht fruchtbar, also für die Zukunft wirksam, Frucht schaffend. In diesem göttlich schaffenden, raum-zeitlichen Zusammenhang erscheint das Wesen der Seele.
Vom Licht aus Weltenhöhen (48 w) wird gesagt, dass es der Seele fließen will. Dieses Wollen weist zum einen auf zukünftiges Geschehen, zum anderen steht hinter jedem Wollen ein Wesen mit entsprechender Willensausrichtung. Das Licht will von der Höhe abwärts strömen wie ein Fluss fließt. Sein Ziel ist die Seele. In diesem Mantra steht also nicht der Raum und das Geschehen im Raum im Fokus, wie im Mantra 5 E, sondern die Zeit, die sich in den Seelenraum wie in einen Ozean als Zielort ergießt — und zwar aus der Zukunft. Es handelt sich im Mantra 48 w um den Zukunftszeitstrom der laut Rudolf Steiner dem Vergangenheits-Zeitstrom (der von der Ursache zur Wirkung strömt) entgegenwirkt und alles was in der Gegenwart geschieht auf ein Zukunftsziel hin ordnet. In diesem, aus der zukünftigen Vollendung gespeisten Zukunfts-Lichtstrom kann die Sicherheit des Weltendenkens erscheinen. Ich verstehe hier, dass im Bewusstsein, das gerne mit dem Ozean verglichen wird, die Sicherheit erscheint, im Besitz der vollumfänglichen Weisheit der Welt zu sein, ihrer Kompetenz der denkend schöpferischen Gestaltung. Im Zuge dieser erscheinenden Sicherheit lösen sich selbstredend alle Zweifel, Fragen und Rätsel — alle Seelenrätsel. Ein Rätsel ist etwas, dessen Entstehung nicht erklärt werden kann, dessen Ursache nicht erkennbar ist. Ursachen, die sich aus dem Ziel ergeben, bleiben deshalb solange Rätsel, bis der Zeitstrom aus der Zukunft hinzugenommen wird zum allseits bekannten Zeitstrom aus der Vergangenheit. Dann erscheinen rätselvolle Situationen in der Gegenwart als die Vorbereitung auf dieses Zukunftsziel, als das notwendige Training vor der Goldmedaille, als die zu erbringenden Hausaufgaben vor dem Erreichen eines bestimmten Bildungsgrades.
Nach der Beschreibung, was jeweils im Licht erscheint, folgt im Mantra 5 E eine genauere Beschreibung, wie das Wesen der Seele in dem Licht aus Geistestiefen erscheint. Im Mantra 48 w folgen weitere Taten des Lichtes aus Weltenhöhen. Damit zeigt sich das Mantra 5 E als Beschreibung eines wahrnehmbaren Jetzt, einer Wahrnehmung im geistigen Raum. Das Mantra 48 w legt dagegen den Schwerpunkt auf einen zeitlichen Prozess. Dieser Eindruck wird unterstrichen durch drei Verlaufsendungen: lösend, versammelnd, weckend. Im Mantra 5 E gibt es nur eine solche Endung, “webend”, die hier ebenso das Wirken der Zeit verdeutlicht. Die beiden ersten Verben in der Verlaufsform im Mantra 48 w sind “lösend” und “versammelnd”. Hiermit sind gegensätzliche Prozesse beschrieben, die als Ballen (versammelnd, verdichtend) und Spreizen (lösend, auflösend) in der Ein- und Ausatmung wiedergefunden werden können. Obwohl die Atmung dem Bewusstsein näher liegt als der Pulsschlag des Herzens, sind sie doch vegetative, auch im Schlafzustand sich vollziehende Prozesse. Aus dieser Unbewusstheit wachrüttelnd lautet das dritte Verb in Verlaufsform “weckend”.
Wie erscheint also das Wesen der Seele im Licht aus Geistestiefen (5 E)? Das Wesen der Seele ist geweitet zum Weltensein. Das durch die Ätherisation des Blutes entstehende Bewusstseinslicht verleiht dem Menschen seine Wahrnehmungsfähigkeit. Dadurch weitet sich sein Bewusstsein über die Eigenwahrnehmung hinaus. Seine Seele ergießt sich in die Welt, indem die Welt sinnlich und wahrgenommen und die Wahrnehmung von der Seele mit Gefühlen beantwortet wird. Das Wesen der Seele ist also nicht nur das Innensein, sondern auch das Weltensein, das alles Wahrgenommene einschließt. Durch diese für uns ungewohnte Denkart erscheint die Seele radikal geweitet. Und noch etwas geschieht dadurch. Die Seele ist fortan nicht auf den physischen Körper begrenzt, den sie im Leben bewohnt. Sie ist genauso Weltensein — und dadurch auferstanden. Die Seele steht nun nicht mehr der Welt gegenüber als abgegrenztes Eigenwesen, als eine Selbstheit, durch den sie beherbergenden physischen Körpers definiert, sondern sie ist eins mit der Welt — sie ist ebenso gut die wahrgenommene Welt wie der eigene Körper. Sie ist auferstanden aus der Enge der Innenmacht, die das Sein einer Selbstheit mit sich bringt.
Das Licht aus Weltenhöhen (48 w) fließt wirkend weiter, nachdem die Sicherheit des Weltendenkens darin erschienen ist. Dieses Licht ist so gewaltig, dass die ausdenkende, Schöpfung initiierende Schöpfermacht, die keinerlei Zweifel kennt, darin aufleuchten konnte. Nun versammelt dieses große, gewaltige Licht die Macht seiner Strahlen. Es konzentriert sie im Herzen des Menschen. Das aus der Vollmacht der zukünftigen Vollendung erschaffende, aus Weltenhöhen stammende Licht zieht all seine Macht im Menschenherzen zusammen, wie die Pflanze ihre Hervorbringungsmacht im winzigen Samenkorn konzentriert. Und diese Versammlung der ungeheuren Machtfülle im Menschenherzen verfolgt ein Ziel: die Liebe zu wecken. Liebe ist eine ausstrahlende, sich verbindende Macht. Das Licht aus Weltenhöhen hat das Ziel, den Samen für die Umkehr seiner herabfließenden Bewegung zu legen. Das herabstrahlende, das Weltendenken zur Erscheinung bringende Licht aus Weltenhöhen, soll die Möglichkeit erhalten, wieder aufzusteigen. Das Licht, das auf die Erde führt und die Inkarnation bewirkt, dieses Licht legt auch den Grundstein für die dadurch notwendig werdende Aufwärtsbewegung. Dies geschieht durch die Erweckung der Liebe. Sie bildet die Grundlage der Rückverbindung, für den Wiederaufstieg, die vergeistigende Exkarnation.
In den Mantren 5 E und 48 w ist die Begegnung mit den zwei Säulen, auf denen das Leben beruht, beschrieben. Im Mantra 48 w steht die Säule des Makrokosmos vor dem Leser, die voller Weisheit das Leben schenkt und mit dem Abstieg auch die Voraussetzung schafft zum Wiederaufstieg. Diese Lichtsäule führt von den Weltenhöhen ins menschliche Herz — vom Licht in die Finsternis des Innen. Im Mantra 5 E steht die Säule des Mikrokosmos vor dem Leser, das aufsteigende Bewusstseinslicht, das Erleuchtung und Auferstehung der Seele bedeutet, wenn dieses Licht über den physischen Körper hinausgedrungen ist. Diese Lichtsäule führt von den Geistestiefen, von der Finsternis der Unbewusstheit in die Höhe der Erleuchtung.
Als Ergänzung meiner Gedanken sei angeführt, was Rudolf Steiner über Licht und Finsternis — Vergangenheit und Zukunft sagt: „So muß man qualitativ den Kosmos betrachten, nicht bloß quantitativ, dann kommt man mit diesem Kosmos zurecht. Dann gliedert sich aber auch hinein in diesen Kosmos ein fortwährendes Ersterben, ein Ersterben der Vorzeit im Lichte, ein Aufgehen der Zukunft in der Finsternis. Die alten Perser nannten aus ihrem instinktiven Hellsehen heraus das, was sie als die ersterbende Vorzeit im Lichte fühlten, Ahura Mazdao, was sie als die Zukunft im finstern Willen fühlten, Ahriman.“ (Lit.:GA 202, S. 82f)