Die spiegelnden Mantren 13 M und 40 o

13 M

Und bin ich in den Sin­neshöhen,

So flammt in meinen See­len­tiefen

Aus Geistes Feuerwel­ten

Der Göt­ter Wahrheitswort:

In Geistesgrün­den suche ahnend

Dich geistver­wandt zu finden.

40 o

Und bin ich in den Geis­testiefen,

Erfüllt in meinen See­lengrün­den

Aus Herzens Liebewel­ten

Der Eigen­heit­en leer­er Wahn

Sich mit des Wel­tenwortes Feuerkraft.

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Musik zum Mantra 13 M — cantabile — komponiert von Herbert Lippmann

Musik zum Mantra 40 o — bindend — komponiert von Herbert Lippmann

Der zweifache Inkarnationsweg des Menschen

Rudolf Stein­er beschreibt, dass der Men­sch, bevor er für ein neues Leben auf die Erde zurück­kommt, sich aufteilt. Er sendet seinen Geistkeim voraus und fol­gt als seel­isch-geistiges Wesen nach. Die Auf­gabe dieses Geistkeimes ist es, die Erb­ströme so zu lenken, dass der zu zeu­gende Leib den karmis­chen Erfordernissen entspricht. Erst drei vier Wochen nach der Zeu­gung inkarniert der andere Teil des Men­schen und vere­int sein seel­isch-geistiges Wesen mit dem in Entwick­lung begrif­f­e­nen Leib. Mit der Geburt stirbt ein Teil dieses aus Ei und Samen­zelle gebilde­ten Ganzen. Die Embry­on­al­hüllen, Plazen­ta und Nabelschnur haben ihre irdis­che Auf­gabe bere­its erfüllt und gehen dem nun gebore­nen Men­schen voran. Sie sind von nun an geistig um den Men­schen, ver­sor­gen ihn geistig und verbinden ihn mit dem Geistkosmos.

“Schon einige Zeit, bevor der Men­sch als See­len­we­sen sel­ber herun­ter­steigt, schickt er diesen Geistkeim voraus. So daß der Men­sch das­jenige, was er vor­bere­it­et hat für seinen physis­chen Leib, eine Zeit­lang, bevor er sel­ber herun­ter­steigt in die physis­che Welt, voraussendet. …

Wenn der Men­sch schon den Geistkeim für seinen physis­chen Leib herun­tergeschickt hat, wenn also der Geistkeim schon zum Eltern­paar nach ein­er langjähri­gen Strö­mung aus den geisti­gen Wel­ten für das Physis­che des Leibes herun­tergeschickt wor­den ist, so weilt der Men­sch sel­ber noch in der geisti­gen Welt, sam­melt in der geisti­gen Welt den Äther um sich, so daß er für eine kurze Zeit ein Wesen wird aus Ich, astralis­chem Leib und Äther; der Äther ist zusam­menge­zo­gen aus dem gesamten Wel­tenäther. Und erst während der Embry­on­alzeit, in der drit­ten, vierten Woche nach der Empfäng­nis, vere­inigt der Men­sch das­jenige, was sich in den ersten drei bis vier Wochen aus der Vere­ini­gung von Geistkeim und physis­chem Keim gebildet hat. Was also schon früher als er auf der Erde angekom­men ist, das vere­inigt er mit sein­er Wesen­heit und begabt es mit dem­jeni­gen, was er an Äther­leib gewon­nen hat durch Anziehung aus dem Wel­tenäther. Und so wird der Men­sch ein Wesen aus dem, was schon früher ent­standen und herun­tergeschickt ist, aus dem [Geistkeim des] physis­chen Leib[es], aus dem Äther­leib, den er gewis­ser­maßen im let­zten Augen­blick seines kos­mis­chen Daseins um sich ange­sam­melt hat, aus dem astralis­chen Leib und dem Ich, die durchge­gan­gen sind durch das Leben zwis­chen Tod und neuer Geburt.

So steigt der Men­sch hin­unter, nach­dem er die rein geisti­gen Erleb­nisse gehabt hat, zu einem neuen Dasein in der physis­chen Welt.“ (Lit.: GA 227, S. 250f, Ergänzun­gen A.F.)

Aus­führlich­er schildert Rudolf Stein­er es hier: „Während wir also hier auf der Erde eine Organ­i­sa­tion haben, die sich in unseren Orga­nen und deren Wech­sel­wirkung inner­halb der Haut offen­bart, offen­bart sich uns … zwis­chen dem Tod und ein­er neuen Geburt … unser Inneres als ein Ster­nenin­neres. Wir fühlen uns der Ster­nen­welt gegenüber so, daß wir zu den Wesen­heit­en der Sterne eben­so sagen, sie seien unser Inneres, wie wir hier zu Lunge und Herz sagen, sie gehören zu unserem physis­chen Inneren. Wir haben [im Leben] vom Ein­schlafen bis zum Aufwachen ein kos­mis­ches Leben [jedoch ohne sich dieser Ster­nen­welt bewusst zu sein]. Wir haben von dem Tode bis zu ein­er neuen Geburt ein kos­mis­ches Bewußt­sein. Das­jenige, was hier auf der Erde Außen­welt ist, ins­beson­dere wenn wir den Blick hin­aus­richt­en in die Weit­en des Wel­tenraumes, das wird zu unserem Inneren.

Und was stellt sich uns in der geisti­gen Welt als das Äußere dar? Unser Äußeres wird ger­ade das, was jet­zt unser Inneres ist. Unser Äußeres wird der Men­sch selb­st, aber der Men­sch in ein­er ganz beson­deren Weise, der Men­sch so, daß wir das­jenige, was dann Äußeres ist, wie eine Art geisti­gen Keim auf­bauen, aus dem her­vorge­hen soll unser kün­ftiger physis­ch­er Erdenkör­p­er. Im Zusam­men­hang mit den Wesen­heit­en der höheren Hier­ar­chien arbeit­en wir diesen Geistkeim aus. Der ist vorhan­den in einem bes­timmten Zeit­punk­te des Durch­laufens des Lebens zwis­chen dem Tode und ein­er neuen Geburt. Er ist als Geist­we­sen­heit da, aber er trägt als Geist­we­sen­heit in sich die Kräfte, welche dann den physis­chen Leib des Men­schen organ­isieren, so wie, sagen wir, der Pflanzenkeim in sich trägt die Kräfte, welche die spätere Pflanze organ­isieren. Nur müssen wir uns den Pflanzenkeim klein, die Pflanze groß vorstellen; der Geistkeim des men­schlichen physis­chen Organ­is­mus aber ist sozusagen ein Uni­ver­sum von uner­meßlich­er Größe, obwohl im eigentlichen Sinne von «groß» zu sprechen ja für diese Zustände nicht mehr ganz richtig ist.

Ich habe aber auch darauf hingedeutet, daß dieser Geistkeim uns gewis­ser­maßen in ein­er gewis­sen Zeit ent­fällt. Wir fühlen von ein­er gewis­sen Zeit an: wir haben den Geistkeim unseres physis­chen Organ­is­mus im Zusam­men­hange mit andern Wesen des Wel­te­nalls, mit Wesen der höheren Hier­ar­chien aus­gear­beit­et; wir haben ihn bis zu einem gewis­sen Punk­te gebracht. Dann ent­fällt er uns, und er senkt sich ein in die physis­chen Erdenkräfte, mit denen er ver­wandt ist und die vom Vater und von der Mut­ter kom­men. Er verbindet sich mit dem Men­schlichen der Vererbungsströ­mung. Er geht früher auf die Erde herunter als wir selb­st als geistig-seel­is­che Men­schen, so daß wir noch eine wenn auch kurze Zeit in der geisti­gen Welt zubrin­gen, wenn schon der Kräftezusam­men­hang unseres physis­chen Organ­is­mus auf die Erde herun­terge­gan­gen ist und als solch­er in dem Men­schenkeim im Leibe der Mut­ter lebt.

In dieser Zeit, da ziehen wir zusam­men aus dem Wel­tenäther die Kräfte und Sub­stanzen des Wel­tenäthers sel­ber und bilden unseren Äther­leib zu unserem astralis­chen Leib und dem Ich hinzu. Und als solch­es Wesen im Ich und im astralis­chen Leib und Äther­leib kom­men wir sel­ber zur Erde herunter und verbinden uns mit dem, was aus dem schon früher herun­tergeschick­ten Geistkeim gewor­den ist. Wer diesen Vor­gang genauer betra­chtet, dem wird ganz beson­ders klar, wie der Men­sch eigentlich in seinem Ver­hält­nisse zum Wel­te­nall ste­ht.“ (Lit.: GA 219, S. 11ff)

Diese zum Uran­fang der Inkar­na­tion gehörende Dop­pel­natur des Men­schen wirkt sich auch auf die Bil­dung des physis­chen Leibes aus: „Wir müssen uns näm­lich vorstellen, dass der Men­sch, so wie er auf der Erde auftritt, wenn er durch eine Geburt geht, wirk­lich von zwei Seit­en gebildet wird. Jen­er Astralleib [der seel­isch-geistige Men­sch], […] wie er ins Weltall hinein sich [nach­todlich] aus­gedehnt hat und wiederum [im Vor­bere­it­en ein­er neuen Geburt] zurück­gekehrt ist, der begeg­net sich gewis­ser­maßen mit dem [Geistkeim-]Ich. Bildlich gesprochen kommt er [der Astralleib] wie eine Art von Hohlkugel an das [Geistkeim-]Ich her­an. […] Das [Geistkeim-]Ich entwick­elt auf seinem Weg zwis­chen Tod und neuer Geburt eine Sehn­sucht nach einem bes­timmten Punkt der Erde […], was eine starke Anziehungskraft nach dem Irdis­chen hin hat, nach Volk, Fam­i­lie etc. [und let­ztlich zum physis­chen führt]. […] Das­jenige [des physis­chen Leibes], was den Kräften des umge­wan­del­ten Astralleibs aus­ge­set­zt ist, das sehen wir […], [wenn wir] die Ober­fläche sein­er Leib­lichkeit [die Epi­der­mis] anse­hen.“ (GA 202. Vor­trag vom 14.12.1920, S. 139–140, Ergänzun­gen A.F.)

Das im Astralleib wohnende, im Innern erlebte Ich des Men­schen wird von Rudolf Stein­er mit den ekto­der­malen Organ-Anla­gen in Zusam­men­hang gebracht, das aus der Ster­nen­welt stam­mende und nun erdge­bun­dene Geistkeim-Ich ver­wirk­licht sich dage­gen in Muskeln und Knochen, also den mes­enchy­malen Organanlagen.

„Das­jenige aber, was organ­isch dadurch entste­ht, dass das Ich mit der Erde sich ver­bun­den fühlt, […] das bewirkt die Organ­i­sa­tion von innen her­aus, das bewirkt mehr die Knochen- und Muskelor­gan­i­sa­tion […]. Wir sind gewis­ser­maßen [als seel­isch-geistiges-Ich] aus dem Makrokos­mos her­aus organ­isiert in Bezug auf den äußeren [epithe­lialen] Umfang unser­er Leib­lichkeit, – und wir sind von der Erde aus organ­isiert mit Bezug auf das­jenige, was das eigentliche [Geistkeim-]Ich [als Mes­enchym] durch­strömt, was von innen her­aus ent­ge­gen­wächst der Haut-Sin­nes­bil­dung“ (GA 202. Vor­trag vom 14.12.1920, S. 140, Ergänzun­gen A.F.).

Auch die See­len­fähigkeit­en Denken, Fühlen und Wollen entstam­men dieser dop­pel­ten Quelle: „Wenn wir wiederge­boren wer­den, gibt uns der Him­mel den Ver­stand, die Erde unseren Willen. Zwis­chen bei­den liegt das Fühlen, das uns wed­er die Erde gibt noch der Him­mel, das auf ein­er Art von fortwähren­dem Auss­chla­gen zwis­chen Erde und Him­mel beruht.“ (GA 202. Vor­trag vom 14.12.1920, S. 141)

Was bis hier­her Geistkeim genan­nt wurde, beze­ich­net Rudolf Stein­er im fol­gen­den Zitat als unsicht­baren Men­schen, denn das Wesentliche des Geistkeims sind die Anteile des Embryos, die bei der Geburt abster­ben, die Hüllen: „In dem Men­schen, wie er vor uns ste­ht, sind eigentlich deut­lich zwei Wesen­heit­en zu unter­schei­den. Sie erin­nern sich, daß ich in ver­schiede­nen Betra­ch­tun­gen der let­zten Zeit aus­führte, wie die physis­che Organ­i­sa­tion des Men­schen geistig vor­bere­it­et wird im vorirdis­chen Leben, wie sie dann gewis­ser­maßen als geistige Organ­i­sa­tion herun­tergeschickt wird, bevor der Men­sch selb­st mit seinem Ich in das irdis­che Dasein hereinkommt. Diese geistige Organ­i­sa­tion ist im wesentlichen auch während des ganzen physis­chen Erden­lebens nach­wirk­end, nur drückt sie sich während des physis­chen Erden­lebens nicht in etwas äußer­lich Sicht­barem aus. Das äußer­lich Sicht­bare wird bei der Geburt im wesentlichen abgestoßen, denn es sind die Hüllen, in welche der Men­schenkeim während der Embry­on­alzeit einge­hüllt ist: Chori­on und Amnion­sack, die Allan­tois, alles das, was also abgestoßen wird als physis­che Organ­i­sa­tion, wenn der Men­sch aus dem Mut­ter­leibe her­aus ein freies physis­ches Dasein gewin­nt. Aber tätig bleibt im Men­schen diese vorirdis­che Organ­i­sa­tion sein ganzes Leben lang. Nur ist ihre Beschaf­fen­heit etwas anders als die Leibes-See­len-Geist­wirk­samkeit des Men­schen während des physis­chen Erden­lebens. Und darüber möchte ich heute etwas sprechen.

Wir haben also gewis­ser­maßen in uns einen unsicht­baren Men­schen, der enthal­ten ist in unseren Wach­s­tum­skräften, auch in den­jeni­gen ver­bor­ge­nen Kräften, wodurch die Ernährung zus­tande kommt, der enthal­ten ist in alle­dem, worüber sich die bewußte Tätigkeit des Men­schen eigentlich nicht erstreckt. Aber auch in diese unbe­wußte Tätigkeit, bis in die Wach­s­tum­stätigkeit, bis in die tägliche Wieder­her­stel­lung der Kräfte durch die Ernährung, geht [seine] Wirk­samkeit hinein. Und diese Wirk­samkeit ist eben die Nach­wirkung des vorirdis­chen Daseins, das im irdis­chen Dasein ein Kräfteleib wird, der in uns wirkt, aber der nicht eigentlich zur bewußten Offen­barung kommt. Diesen unsicht­baren Men­schen, den wir alle in uns tra­gen, der in unseren Wachstums‑, in unseren Ernährungskräften steckt, der auch in den Repro­duk­tion­skräften steckt, diesen unsicht­baren Men­schen möchte ich Ihnen zunächst sein­er Beschaf­fen­heit nach schildern. Wir kön­nen das schema­tisch tun, indem wir uns sagen: Auch in diesem unsicht­baren Men­schen sind enthal­ten das Ich, die astralis­che Organ­i­sa­tion, die ätherische Organ­i­sa­tion, also der Bildekräfteleib, und die physis­che Organ­i­sa­tion. Natür­lich, diese physis­che Organ­i­sa­tion steckt bei dem gebore­nen Men­schen in der anderen physis­chen Organ­i­sa­tion drin­nen, aber Sie wer­den im Laufe der heuti­gen Betra­ch­tun­gen das Ein­greifen des unsicht­baren Men­schen in die physis­che Organ­i­sa­tion erfassen können.

Wenn ich schema­tisch zeichne, so muß ich es so zeichnen:

Wandtafelze­ich­nung aus GA 221, nach S. 80 (Der unsicht­bare Men­sch in uns)

Wir haben in diesem unsicht­baren Men­schen zunächst die Ich-Organ­i­sa­tion (gelb), wir haben dann die astralis­che Organ­i­sa­tion (rot), dann die ätherische Organ­i­sa­tion (blau), und wir haben die physis­che Organ­i­sa­tion (weiß). Diese physis­che Organ­i­sa­tion, die in Betra­cht kommt für den unsicht­baren Men­schen, greift nur ein in die Ernährungs-Wach­s­tum­sprozesse, in alles das, was von dem unteren Men­schen, wie wir ihn öfter geschildert haben, von dem Stof­fwech­sel-Glied­maßen­men­schen sich in der men­schlichen Organ­i­sa­tion gel­tend macht. Alle Strö­mungen, alle Kräftewirkun­gen in diesem unsicht­baren Men­schen gehen so vor sich, daß sie aus­ge­hen von der Ich-Organ­i­sa­tion, dann in die astralis­che, in die ätherische und in die physis­che Organ­i­sa­tion gehen, und in der physis­chen Organ­i­sa­tion sich dann aus­bre­it­en (siehe weißer Pfeil). Beim Men­schenkeim ist das­jenige, was hier physis­che Organ­i­sa­tion genan­nt wird, in den Häuten, in den Hüllen des Embryo vorhan­den, im Chori­on, in der Allan­tois, in dem Amnion­sack und so weit­er. Beim gebore­nen Men­schen ist all das, was hier physis­che Organ­i­sa­tion genan­nt wird, enthal­ten in den­jeni­gen Vorgän­gen, welche Ernährungs-Wieder­her­stel­lungsvorgänge im ganzen Men­schen sind. Also nach außen hin ist diese physis­che Organ­i­sa­tion hier (siehe Zeich­nung rechts) von der anderen physis­chen Organ­i­sa­tion des Men­schen nicht getren­nt, son­dern mit ihr vere­inigt.“ (Lit.: GA 221, S. 75ff)

Der Teil des unsicht­baren Men­schen, der sich aus dem Geistkeim entwick­elt hat und bei der Geburt wieder in die Geist­welt über­ge­treten ist, betra­chte ich als die Umwelt, das Außen, das der Men­sch durch seine obere, astral-seel­is­che Organ­i­sa­tion, durch seine Ner­ven-Sin­nesor­gan­i­sa­tion wahrzunehmen in der Lage ist. Der als Kör­p­er weit­er­lebende Teil ist mit den Ernährungs- und Stof­fwech­selvorgän­gen, mit den Auf­baukräften des Leibes verbunden.

In der obi­gen Abbil­dung durch­drin­gen sich die Wesens­glieder bei­der Men­schenor­gan­i­sa­tio­nen vom Astralleib abwärts. Doch die gel­ben Kästchen, die das Ich darstellen, ste­hen nebeneinan­der. In diesem Nebeneinan­der sehe ich das “Und”, mit dem bei­de Mantren beginnen.

Über die Spiegelsprüche 13 M und 40 o

Die Mantren 13 M und 40 o vol­len­den das erste Hal­b­jahr von zweimal 13 Wochen. Sie ste­hen gemäß obiger Abbil­dung an der Gren­ze zur oberen Hälfte. Hier gibt es rech­ner­isch eben­so 13 Mantren-Paare, doch nur zwölf Paare zeigen gram­ma­tis­che Entsprechun­gen. Nur zwölf Mantren­paare spiegeln, denn das 13. Paar, die Mantren 26 Z und 27 a weisen keine gram­ma­tis­chen Entsprechun­gen auf, obwohl es ihrer Posi­tion nach zu erwarten wäre.

Wird der Jahreskreis mit dem Som­mer-Hal­b­jahr oben und dem Win­ter-Hal­b­jahr unten dargestellt, gren­zen bei­de Mantren an den oberen und unteren Scheit­elpunkt des Kreis­es. Im Gang der Zeit ste­ht der Über­tritt über den Scheit­elpunkt beim Mantra 13 M bevor, beim Mantra 40 o ist er ger­ade vollzogen.

Sowohl das Mantra 13 M als auch das Mantra 40 o sind aus der Per­spek­tive eines wachen Ich-Sprech­ers geschrieben. Die beschriebe­nen Prozesse betra­chte ich deshalb als vom men­schlichen Bewusst­sein abhängig.

Bei­de Mantren begin­nen mit “Und”. Sie schließen an etwas an, das unge­sagt bleibt. Es liegt also nahe, sie jew­eils gegen­seit­ig als diese unaus­ge­sproch­ene Ergänzung zu betra­cht­en. Was sie schildern, ist voneinan­der abhängig wie die Schalen ein­er Waage.

Nach dem “Und” fol­gt eine Ort­sangabe, die in bei­den Fällen in der Mehrzahl ste­ht. Im Mantra 13 M befind­et sich der Ich-Sprech­er in den Sin­neshöhen, im Mantra 40 o in den Geis­testiefen. Höhen und Tiefen weck­en die Vorstel­lung von Berggipfeln und Schlucht­en. Doch was ist mit Sin­neshöhen und Geis­testiefen gemeint? Wo ist der Ich-Sprech­er und damit auch das Bewusst­sein des Lesers? Eine Ortsangabe in Bezug auf das Bewusst­sein meint einen inneren Standpunkt. Und die Stand­punk­te in den bei­den Mantren sind auf ein­er gedacht­en senkrecht­en Achse max­i­mal weit voneinan­der ent­fer­nt — sowohl örtlich durch Höhe und Tiefe als auch qual­i­ta­tiv durch Sinne und Geist. Die Sin­neshöhen meinen die mit den physis­chen und geisti­gen Sin­nen wahrnehm­bare Sinneswelt, die irdis­che und die geistige Außen­welt. Sie meinen deshalb die jew­eilige Wahrnehmung auf ihrer höch­sten Höhe und damit klarste Tran­szen­denz. Die Geis­testiefen meinen die Tiefe, die durch men­schlich­es Ver­ständ­nis, men­schlich­es Denken ergrün­det wer­den kann. Sie meinen den Geist des Men­schen, der denk­end tätig ist und in diese Tiefe hin­un­ter­leucht­en kann.

Und wenn ich in den Geis­testiefen bin, so bedeutet es auch, dass ich meinem eige­nen Ich in dieser Tiefe als inkarniertem Geist begeg­ne. Doch welch­es Ich ist dementsprechend in den Sin­neshöhen anwe­send? Ich ver­mute hier das Ich des unsicht­baren Men­schen, des Geistkeims, dessen wesentlich­er “Kör­p­er” den Embryo umhüllte und der mit der Geburt starb.

In bei­den Mantren wird nun geschildert, was dem Ich-Sprech­er an den Orten, den Sin­neshöhen und den Geis­testiefen geschieht. In den Sin­neshöhen (13 M) geschieht eine Reak­tion in den See­len­tiefen: das Wahrheitswort der Göt­ter flammt. In den Geis­testiefen (40 o) geschieht die Reak­tion in den See­len­grün­den: der Eigen­heit­en leer­er Wahn wird erfüllt mit der Feuerkraft des Weltenwortes.

Was ist denn der Unter­schied der See­len­tiefen (13 M) und der See­len­gründe (40 o)? Sie bei­de sind Orte der Seele. Mir scheint, dass mit den See­len­grün­den ein Raum gemeint ist, der dem Bewusst­sein fern liegt, der zu den Unter­grün­den, dem Unbe­wussten der Seele gehört. Die See­len­tiefen sind dage­gen ver­mut­lich der Ort tiefer Gefüh­le und Wil­len­sim­pulse und dem “Zen­trum” der Seele nahe.

Das flam­mende Wahrheitswort der Göt­ter (13 M) und auch die den Wahn erfül­lende Feuerkraft des Wel­tenwortes (40 o) stam­men jew­eils von einem anderen Ort als den Sin­neshöhen oder Geis­testiefen her. Das Wahrheitswort der Göt­ter stammt aus Geistes Feuer­wel­ten (13 M), die Feuerkraft des Wel­tenwortes stammt aus Herzens Liebe­wel­ten (40 o).

Mit welch­er göt­tlich-feuri­gen Wort-Kraft haben wir es jew­eils zu tun? Die irdis­che Wärme gibt das Bild her, ist aber nicht gemeint. Auch der Wärmeäther als irdis­chste, unter­ste Äther­art kommt für diese machtvolle Schöpfer­kraft nicht in Frage. Im Zusam­men­hang mit der alten Sonne find­en sich Beschrei­bun­gen, die dem näher kom­men. Die alte Sonne ist die zweite Inkar­na­tion unser­er Erde (nach dem alten Sat­urn und vor dem alten Mond, die alle drei unser­er jet­zi­gen Erde vorangin­gen) und nur bis zur Stufe von Gas ver­fes­tigt. Rudolf Stein­er beschreibt diese Welt so: „Die alte Sonne war ein wun­der­bares Wesen im Wel­tenraum. So arbeit­eten die Men­schen dazu­mal auf der Sonne an ihrer eige­nen Kör­per­lichkeit [an ihrem Äther­leib], wie gewisse Wesen, zum Beispiel Korallen, von außen an ihrem Bau arbeit­en. Das geschah unter der Leitung höher­er Wesen, denn es gab höhere Wesen­heit­en in der Atmo­sphäre der Sonne.

Mit ein­er Kat­e­gorie der­sel­ben müssen wir uns beson­ders befassen, die damals auf der Stufe stand wie die Men­schen heute. […]  Sie unter­schei­den sich von dem heuti­gen Men­schen dadurch, daß der Men­sch Luft atmet, weil Luft in der Umge­bung der Erde ist, jene Geis­ter aber Wärme oder Feuer.

Die Sonne war selb­st eine Art von Luft­masse. Das, was sie umgab, war jene Stof­flichkeit, die früher den Sat­urn selb­st gebildet hat­te: das Feuer, die Wärme. Der Teil, der sich verdichtet hat­te, hat­te die gas­för­mige Sonne gebildet, und was sich nicht verdicht­en kon­nte, war ein wogen­des Feuer­meer. Diese Wesen­heit­en kon­nten also auf der Sonne so leben, daß sie Wärme, Feuer ein- und ausat­meten. Daher nen­nt man diese Geis­ter die Feuergeis­ter. Sie standen auf der Sonne auf der Stufe der Men­schheit, und sie arbeit­eten in dem Dienst der Men­schheit. Son­nen- oder Feuergeis­ter nen­nt man diese Wesen­heit­en. Der Men­sch war damals auf der Stufe des Schlaf­be­wußt­seins. Diese Son­nen-Feuergeis­ter hat­ten schon das Ich-Bewußt­sein. Sie haben sich sei­ther auch weit­er­en­twick­elt und höhere Bewußt­seinsstufen erstiegen. Man nen­nt sie in der christlichen Eso­terik Erzen­gel.“ (Lit.: GA 99, S. 100, Ergänzung A.F.)

Im Mantra 13 M richt­en die Göt­ter ihr flam­mendes Wahrheitswort an den in Sin­nen­höhen sich befind­en­den Men­schen. Ich ver­ste­he diese Göt­ter als Erzen­gel, die aus Geistes Feuer­wel­ten ihr Wort der Wahrheit in die See­len­tiefen senden. “Der Göt­ter Wahrheitswort” (13 M) spiegelt mit “Der Eigen­heit­en leer­er Wahn” (40 o). Damit ste­hen “Göt­ter” als Vol­lkom­men­heit­en men­schlichen “Eigen­heit­en” gegenüber — und “Wahrheitswort” kon­trastiert mit “Wahn”. Rudolf Stein­er sagt, dass die Wahrheit begann, sich auf der alten Sonne zu entwick­eln und zum Äther­leib gehört: „Indem die Wahrheit in Form der Gedanken im Men­schen lebt, lebt sie im ätherischen Leib. Wahrheit erfaßt unmit­tel­bar den Ätherteil des Kopfes und überträgt sich da natür­lich als Wahrheit auf den physis­chen Teil des Kopfes.“ (Lit.: GA 170, S. 72) Der Göt­ter Wahrheitswort (13 M) ist demgemäß ein Ätherwort.

Wie das Mantra 13 M vom Wahrheitswort spricht, han­delt auch das Mantra 40 o von einem feurig wirk­samen Wort, dem Wel­tenwort. Es wirkt durch seine Feuerkraft. Das Wel­tenwort, der Logos, wird stets als eine Schöpfer­kraft ver­standen, die mit dem Chris­tus ver­bun­den ist. Rudolf Stein­er fährt im obi­gen Zitat zur alten Sonne fort: “Und der am höch­sten entwick­elte Geist, der auf der [alten] Sonne war als Feuergeist, der sich heute noch auf der Erde betätigt, mit höch­sten­twick­el­tem Bewußt­sein, dieser Son­nen- oder Feuergeist, das ist der Chris­tus, eben­so wie der höch­sten­twick­elte Sat­urngeist der Vater­gott ist. Für die christliche Eso­terik war daher in dem fleis­chlichen Leibe des Chris­tus Jesus ein solch­er Son­nen-Feuergeist verkör­pert, und zwar der höch­ste, der Regent der Son­nengeis­ter. Damit er auf die Erde kom­men kon­nte, mußte er einen physis­chen Leib benutzen. Er mußte unter densel­ben irdis­chen Bedin­gun­gen ste­hen wie der Men­sch, um sich hier betäti­gen zu können.

So haben wir es zu tun auf der [alten] Sonne mit einem Son­nen­leib, gle­ich­sam mit einem Leibe des Son­nen­plan­eten, mit Ich-Geis­tern, die Feuergeis­ter sind, und mit einem Regen­ten dieser Sonne, dem höch­sten­twick­el­ten Son­nengeist, dem Chris­tus. Während die Erde Sonne war, war dieser Geist der Zen­tral­geist der Sonne. Als die Erde Mond war, war er höher­en­twick­elt, aber er verblieb bei dem Mond. Als die Erde Erde ward, war er höch­sten­twick­elt und verblieb bei der Erde, nach­dem er sich mit ihr nach dem Mys­teri­um von Gol­gatha vere­inigt hat­te. Er bildet so den höch­sten plan­e­tarischen Geist der Erde.“ (Lit.: GA 99, S. 100, Ergänzun­gen A.F.)

Im Mantra 40 o ist es also die Feuerkraft des Chris­tus­wortes, die in den See­len­grün­den etwas erfüllt. Das was hier erfüllt wird, entstammt nicht der göt­tlichen, son­dern der men­schlichen Schöp­fung. Es ist der leere Wahn der Eigen­heit­en, der mit der Feuerkraft der Ver­wirk­lichung erfüllt wird. Hier wird erschaf­fen, was dem Men­schen Eigen­sein, ein abge­gren­ztes, eigenes Bewusst­sein gibt. Von der geisti­gen Per­spek­tive ist dieses Abgeschlossen­sein in sich sel­ber Wahn. Das Ego ist leer. Doch ist ger­ade diese Tat eine Liebe­stat des Chris­tus. Sie stammt aus Herzens Liebe­wel­ten, aus der Welt des Astralen. Liebe ist umge­wan­delte, reif gewor­dene Begierde, die Kraft der reinen, astralen Sym­pa­thie. Es ist eine Tat der Liebe, dem Men­schen zur Ver­wirk­lichung seines Wahnes von Eigen­heit zu ver­helfen, denn dieser ist eine Vorstufe auf dem Entwick­lungsweg zum indi­vidu­ellen, leibbe­fre­it­en Ich-Bewusst­sein. Diese Feuerkraft des Wel­tenwortes richtet sich an das See­len­we­sen, das später auf die Erde her­ab­steigt, um den Geistkeim des physis­chen Leibes zu bewohnen. Die “Wel­tenwortes Feuerkraft”, mithin die Feuerkraft des Wel­tenwortes, ist eine Kraft, die in die Zukun­ft wirkt und zukün­ftige Entwick­lung ermöglicht.

Im Mantra 13 M wird das Wahrheitswort der Göt­ter direkt an den Ich-Sprech­er des Mantras gerichtet. Es lautet: “In Geis­tes­grün­den suche ahnend dich geistver­wandt zu find­en.” Hier wird deut­lich, dass der Ich-Sprech­er im Begriff ist, die unter­ste geistige Welt, die Geis­tes­gründe zu betreten. Hier darf er nicht irdis­ch­er Men­sch sein, son­dern muss sich dem Geist ver­wandt, vom Geist abstam­mend erweisen. Er muss ahnend suchen sich als Geist zu find­en. Das ist nur möglich, weil der laut Rudolf Stein­er wesentliche Teil seines Geistkeims, seine Eihüllen usw., schon bei der Geburt gestor­ben, also wieder Geist gewor­den ist. Dadurch ist der Men­sch tat­säch­lich dem Geist ver­wandt und kann sich als Geist finden.

Mit dem Mantra 40 o stürzt das astrale See­len­we­sen in den Wahn der Eigen­heit — und damit aus dem Paradies auf die Erde in eine neue Inkar­na­tion. Mit dem Mantra 13 M ste­ht der Men­sch an der Schwelle zur geisti­gen Welt und wird von den Göt­tern durch das Wahrheitswort geprüft. Er wird geprüft, ob er dem Geist ver­wandt ist, ob er im Geis­ter­land in seinem Äther­leib leben kann, ohne seinen physis­chen Leib — ob er das Paradies wieder betreten kann.