Die spiegelnden Mantren 18 R und 35 i

18 R

Kann ich die Seele weit­en,

Dass sie sich selb­st verbindet

Emp­fangnem Wel­ten-Keimeswort?

Ich ahne, dass ich Kraft muss find­en,

Die Seele würdig zu gestalten,

Zum Geistes-Klei­de sich zu bilden.

35 i

Kann ich das Sein erken­nen,

Dass es sich wiederfind­et

Im See­len­schaf­fens­drange?

Ich füh­le, dass mir Macht verlieh´n,

Das eigne Selb­st dem Weltenselbst

Als Glied beschei­den einzuleben.

Die Frage

Das Fra­gen und der Parzi­val Mythos

Die Mantren 18 R und 35 i sind die bei­den einzi­gen Mantren im See­lenkalen­der, die jew­eils eine Frage for­mulieren. Deshalb soll der Bedeu­tung des Fra­gens zunächst nachge­gan­gen wer­den. Rudolf Stein­er sagt: „Das Fra­gen der Seele nach dem Höch­sten, das sie find­en kon­nte, wurde in den späteren Zeit­en draußen in der Welt genan­nt «Das Geheim­nis vom Heili­gen Gral». Und die Gral­sage, Parzi­val­sage, ist nichts anderes als ein Aus­druck des Chris­tus-Mys­teri­ums. Der Gral ist jene heilige Schale, in der der Chris­tus das Abendmahl genom­men hat, in der der Josef von Ari­math­ia aufge­fan­gen hat das Blut des Chris­tus, wie es geflossen ist auf Gol­gatha. Von ein­er solchen Schale umschlossen ist das Blut des Chris­tus an einen heili­gen Ort gebracht wor­den. Solange die Men­schen nicht fra­gen nach dem Unsicht­baren, geht es ihnen wie Parzi­val. Erst als er fragt, wird er ein Eingewei­hter des Christus-Mysteriums.

So sehen wir, wie Wol­fram von Eschen­bach in seine Darstel­lung hinein­ver­webt die drei Stufen der Men­schenseele, die erst aus­ge­ht von der äußeren sinnlichen Wahrnehmung, wo sie, im Materiellen befan­gen, sich sagen läßt vom materiellen Geist, was wahr ist. Das ist die Seele in ihrer «Tumb­heit», wie Wol­fram von Eschen­bach sich aus­drückt. Dann erken­nt die Seele, wie die Außen­welt nur Illu­sio­nen gibt. Wenn die Seele merkt, daß in dem, was die Natur­wis­senschaft zu geben ver­mag, nicht Antworten zu find­en sind, son­dern nur Fra­gen, so ver­fällt die Seele in das, was Wol­fram von Eschen­bach nen­nt den «Zwifel». Dann aber steigt sie auf zur «Saelde», zur Seligkeit, zum Leben in den geisti­gen Wel­ten. Das sind die drei Stufen der Seele.

Den Mys­te­rien der späteren Zeit, die vom Chris­tus-Impuls durch­leuchtet sind, ist allen ein ganz bes­timmter Zug eigen. Dadurch steigen sie her­auf über alle alten Mys­te­rien. Alle Ein­wei­hung beruht ja darauf, daß der Men­sch sich erhebt zu einem höheren Anschauen, zu ein­er höheren Entwick­elung der Seele. Bevor er sich so erhebt, hat er drei Fähigkeit­en in sein­er Seele: Denken, Fühlen und Wollen. Diese drei See­lenkräfte hat er in sich. So, wie er gewöhn­lich lebt in der heuti­gen Welt, sind diese drei See­lenkräfte in ein­er inni­gen Verbindung. Mit seinem Ich ist er hinein­ver­woben in Denken, Fühlen und Wollen, weil der Men­sch, bevor er durch die Ein­wei­hung auf­steigt, noch nicht vom Ich aus an der Entwick­elung der höheren Leiber gear­beit­et hat. Zunächst wird das, was im astralis­chen Leibe ist, das, was der Men­sch an Gefühlen und Empfind­un­gen, an Trieben und Begier­den hat, geläutert und gere­inigt. Dadurch entste­ht das Geist­selb­st oder «Man­as». Dann kommt der Men­sch zunächst so weit, daß er jeden Gedanken mit einem bes­timmten Gefühlston durch­set­zt, daß jed­er Gedanke kalt oder warm wird, daß er umwan­delt seinen Äther- oder Lebensleib. Das ist die Umwand­lung des Füh­lens, und es entste­ht so die «Bud­dhi». Dann fol­gt noch die Umwand­lung des Wol­lens bis in den physis­chen Leib hinein zu «Atma» oder Geis­tes­men­sch. So wan­delt der Men­sch um sein Denken, Fühlen und Wollen und damit seinen Astralleib zu Man­as oder Geist­selb­st, den Äther­leib zu Bud­dhi oder Lebens­geist, den physis­chen Leib zu Atma oder Geis­tes­men­sch. Diese Umwand­lung ist der Aus­druck für das sys­tem­a­tis­che Arbeit­en des Eingewei­ht­en an sein­er Seele, wodurch er sich hin­auf hebt in die geisti­gen Wel­ten.“ (Lit.: GA 57, S. 433ff)

Das alles entschei­dende Ele­ment im Parzi­val Mythos ist die Frage, die er zunächst nicht stellt. Rudolf Stein­er erläutert: “Aber es ist uns ja bekan­nt, worauf es ankommt: daß Parzi­val nicht gefragt hat. Trotz­dem das Wun­der­barste vor seine Seele getreten ist, hat er zu fra­gen ver­säumt. Und er muß es immer wieder hören, daß es mit dem, was zu sein­er Sendung gehört, etwas zu tun hat, daß er hätte fra­gen müssen, daß gewis­ser­maßen seine Mis­sion zusam­menge­hangen hat mit dem Fra­gen nach dem Wun­der­baren, das ihm ent­ge­genge­treten ist. Er hat nicht gefragt! Erken­nen ließ man ihn, daß er eine Art Unheil dadurch her­beige­führt hat, daß er nicht gefragt hat.

Wie ste­ht hier Parzi­val vor uns? So ste­ht er vor uns, daß wir uns sagen: In ihm haben wir eine Per­sön­lichkeit, die abseits erzo­gen wor­den ist von der Kul­tur der äußeren Welt, die nichts hat wis­sen sollen von der Kul­tur der äußeren Welt, die zu den Wun­dern des Heili­gen Grals hat geführt wer­den sollen, damit sie nach diesen Wun­dern fragt, aber fragt mit jungfräulich­er, nicht durch die übrige Kul­tur bee­in­flußter Seele.” (Lit.: GA 148, S. 162f)

Die Bedeu­tung des Fra­gens in vor- und nachchristlich­er Zeit

So wichtig die Frage für uns heute ist, so falsch war sie in vorchristlich­er Zeit. Rudolf Stein­er erk­lärt dies so: „Bei den Men­schen vor dem Mys­teri­um von Gol­gatha war es so, daß sie wie Kinder her­an­wuch­sen: sie lern­ten gehen, sprechen, und sie lern­ten selb­stver­ständlich, solange die ele­mentaren Kräfte im Sinne des alten Hellse­hens noch da waren, auch hellse­hen. Sie lern­ten es wie etwas, was sich ergab im Umgange mit der Men­schheit, so wie es sich ergab im Umgange mit der Men­schheit, daß man durch die Organ­i­sa­tion des Kehlkopfes das Sprechen lernte. Man blieb aber nicht beim Sprechen­ler­nen ste­hen, son­dern schritt vor zu dem ele­mentaren Hellse­hen. Dieses ele­mentare Hellse­hen war gebun­den an die gewöhn­liche men­schliche Organ­i­sa­tion so, wie die men­schliche Organ­i­sa­tion drin­nen­stand in der physis­chen Welt; es mußte also notwendi­ger­weise das Hellse­hen auch den Charak­ter der men­schlichen Organ­i­sa­tion annehmen. Ein Men­sch, der ein Wüstling war, kon­nte nicht eine reine Natur in sein Hellse­hen hinein­schieben; ein rein­er Men­sch kon­nte seine reine Natur auch in sein Hellse­hen hinein­schieben. Das ist ganz natür­lich, denn es war das Hellse­hen an die unmit­tel­bare men­schliche Organ­i­sa­tion gebunden.

Eine notwendi­ge Folge davon war, daß ein gewiss­es Geheim­nis — das Geheim­nis des Zusam­men­hanges zwis­chen der geisti­gen Welt und der physis­chen Erden­welt -, das vor dem Her­ab­stieg des Chris­tus Jesus bestand, nicht für diese gewöhn­liche men­schheitliche Organ­i­sa­tion enthüllt wer­den durfte. [Es durfte nicht gefragt wer­den. A.F.] Es mußte die men­schheitliche Organ­i­sa­tion erst umgestal­tet, erst reif gemacht wer­den. Der Jüngling von Sais durfte nicht ohne weit­eres, von außen kom­mend, das Bild der Isis sehen. Mit dem vierten nachat­lantis­chen Zeitraume, in welchen das Mys­teri­um von Gol­gatha hine­in­fiel, war das alte Hellse­hen ver­schwun­den. Eine neue Organ­i­sa­tion der Men­schenseele trat auf, eine Organ­i­sa­tion der Men­schenseele, die über­haupt abgeschlossen bleiben muß von der geisti­gen Welt, wenn sie nicht fragt, wenn sie nicht den Trieb hat, der in der Frage liegt. Diesel­ben schädlichen Kräfte, die in alten Zeit­en an die Men­schenseele herange­treten sind, kön­nen nicht an sie her­antreten, wenn man ger­ade nach dem Geheim­nis fragt, das das Geheim­nis des Heili­gen Grales ist. Denn in diesem Geheimnisse birgt sich das, was seit dem Mys­teri­um von Gol­gatha in die Aura der Erde jet­zt aus­ge­flossen ist. Was früher nicht in sie aus­ge­flossen war, was jet­zt als das Geheim­nis des Grales in die Erde­nau­ra aus­ge­flossen ist, bliebe einem doch immer ver­schlossen, wenn man nicht fragt. Man muß fra­gen, was aber nichts anderes heißt als: man muß den Trieb haben, das­jenige, was ohnedies in der Seele lebt, wirk­lich zu entfalten.

Vor dem Mys­teri­um von Gol­gatha war es nicht in der Seele, denn der Chris­tus war nicht in der Erde­nau­ra. Vor dem Mys­teri­um von Gol­gatha würde jemand ohne weit­eres, wenn er nur das Bild der Isis im recht­en Sinne geschaut und ihr Geheim­nis ergrün­det hat­te, durch das, was in ihm noch an alten hellse­herischen Kräften vorhan­den war, seine ganze Men­schen­natur da hinein­gelegt haben, und er würde es dann so erkan­nt haben.

In der Zeit nach dem Mys­teri­um von Gol­gatha wird eine Seele, die zum Fra­gen kommt, im recht­en Sinne zum Fra­gen kom­men, und sie wird auch im recht­en Sinne das neue Isis-Mys­teri­um empfind­en kön­nen. Daher ist es so, daß es heute ankommt auf das richtige Fra­gen, das heißt auf das richtige Sich-Stellen zu dem, was als spir­ituelle Weltan­schau­ung verkün­det wer­den kann. Kommt ein Men­sch bloß aus der Stim­mung des Urteilens, dann kann er alle Büch­er und alle Zyklen und alles lesen — er erfährt gar nichts, denn ihm fehlt die Parzi­val-Stim­mung. Kommt jemand mit der Frages­tim­mung, dann wird er noch etwas ganz anderes erfahren, als was bloß in den Worten liegt. Er wird die Worte frucht­bar mit den Quel­lkräften in sein­er eige­nen Seele erleben. Daß uns das, was uns spir­ituell verkün­det ist, zu einem solchen inneren Erleben werde, das ist es, worauf es ankommt.“ (Lit.: GA 148, S. 169f Her­vorhe­bun­gen A.F.)

Das “Fra­gen” in der physis­chen und in der geisti­gen Welt

In der physis­chen Welt muss der Men­sch die Dinge befra­gen und aus ihnen Antworten gewin­nen, um eine sich selb­st führende Seele zu wer­den, wie Rudolf Stein­er sagt. Doch in der geisti­gen Welt ist es anders. Hier fra­gen die Dinge und die Antworten muss der Men­sch aus sich, aus sein­er erwor­be­nen Weisheit find­en: „In der physis­chen Welt kön­nen wir so an den Din­gen vor­beige­hen, daß wir, indem wir die Dinge betra­cht­en, sagen: Wie ist es mit dem Wesen dieses Dinges? Wie ver­hält es sich denn? Was ist das Gesetz dieses Wesens, dieses Vor­gangs? Oder aber, wir gehen stumpf vor­bei und fra­gen über­haupt nicht. Wir wer­den niemals auf dem physis­chen Plan etwas Vernün­ftiges ler­nen, wenn wir nicht sozusagen von den Din­gen ver­an­laßt wer­den, Erken­nt­n­is­fra­gen zu stellen, wenn uns nicht die Dinge Rät­sel aufgeben, so daß diese Rät­sel in uns entste­hen. Beim bloßen Anschauen der Dinge und Vorgänge wer­den wir auf dem physis­chen Plane niemals zu ein­er sich selb­st führen­den Seele kom­men kön­nen. Auf dem geisti­gen Plan ist das wieder anders. Auf dem physis­chen Plan stellen wir die Fra­gen an die Dinge und Vorgänge, und wir müssen uns bemühen, die Dinge zu unter­suchen, her­auszubekom­men, wie wir die Antwort auf die Frage, die wir uns stellen, aus den Din­gen her­aus bilden kön­nen. Wir müssen die Dinge unter­suchen. Auf dem geisti­gen Plane ist es so, daß die Dinge und Wesen­heit­en um uns herum geistig sind; und die Dinge, die fra­gen uns, nicht wir fra­gen die Dinge. Die Dinge fra­gen uns, sie ste­hen da, die Vorgänge und Wesen­heit­en, und wir ste­hen ihnen gegenüber und wer­den fortwährend von ihnen gefragt. Wir müssen jet­zt die Möglichkeit haben aus dem unendlichen Meer von Weisheit das her­auszu­greifen, was auf die Fra­gen antworten kann, die uns da gestellt wer­den. Wir müssen nicht aus den Din­gen und Vorgän­gen her­aus die Antworten suchen, son­dern aus uns her­aus, denn fra­gen tun uns die Dinge, über­all um uns herum sind die fra­gen­den Dinge.“ (Lit.: GA 153, S. 133 Her­vorhe­bun­gen A.F.)

Richtig fra­gen lernen

Das Fra­gen und auch das Stellen der richti­gen Fra­gen muss gel­ernt wer­den. Rudolf Stein­er sagt: “In der spir­ituellen Strö­mung müssen wir ler­nen zu fra­gen. In der mate­ri­al­is­tis­chen Strö­mung führt aber die Men­schen alles ab vom Fra­gen. Wir wollen diese zwei Dinge nur nebeneinan­der hin­stellen, um zu zeigen, wie die eine und wie die andere Strö­mung ist. In der einen haben wir diejeni­gen Men­schen, die im Mate­ri­al­is­mus drin­nen­ste­hen. Das kön­nen dur­chaus solche sein, die an diesen oder jenen spir­ituellen Dog­men fes­thal­ten, die mit Worten, mit The­o­rien die spir­ituelle Welt anerken­nen. Aber darauf kommt es nicht an, son­dern darauf, daß wir mit dem Ganzen unser­er Seele in die spir­ituelle Strö­mung hineinkom­men. Von den Men­schen, die in der mate­ri­al­is­tis­chen Strö­mung drin­nen­ste­hen, kann man sagen: sie sind keine «Frager». Sie sind wirk­lich keine Frager, denn sie wis­sen schon alles. Das ist das Charak­ter­is­tikon der mate­ri­al­is­tis­chen Kul­tur, daß diese Men­schen alles wis­sen, daß sie nicht fra­gen wollen. Sog­ar die jüng­sten Men­schen wis­sen heute alles und fra­gen nicht. Man hält das für Frei­heit und für eine Erhöhung des per­sön­lichen Wertes, wenn man über­all ein eigenes Urteil fällen kann. Man merkt nur nicht, wie dieses per­sön­liche Urteil reift. Wir wach­sen here­in in die Welt. Mit den ersten Worten der Kind­heit nehmen wir dieses oder jenes auf. Dann wach­sen wir her­an, nehmen mehr und mehr auf, merken nicht, wie wir die Dinge aufnehmen. Wir sind durch unser Kar­ma so und so geart­et. Dadurch gefällt uns dieses oder jenes mehr oder weniger gut. Wir wach­sen her­an und erre­ichen mit unserem Urteil das für manche Kri­tik­er schon dur­chaus respek­table Alter von fün­fundzwanzig Jahren, und wir fühlen uns reif in unserem Urteil, weil wir glauben, daß es aus unser­er eige­nen Seele kommt. Wer aber in die See­len hinein­blick­en kann, der weiß, daß dahin­ter nichts steckt als das auf die eigene Seele konzen­tri­erte äußere Leben, in das wir ger­ade hineingestellt sind. Wir kön­nen damit auch in Kon­flikt kom­men, wenn wir glauben, dies oder jenes bringe uns unser eigenes Urteil bei. Indem wir glauben, unab­hängig zu sein, wer­den wir nur um so sklavis­ch­er abhängig von unserem eige­nen Inneren. Wir urteilen, aber wir ver­ler­nen voll­ständig, zu fragen.

Fra­gen ler­nen wir nur, wenn wir jenes Gle­ich­maß der Seele in uns auszu­bilden ver­mö­gen, das sich Ehrfurcht und Ehrerbi­etung bewahren kann vor den heili­gen Gebi­eten des Lebens, wenn wir imstande sind, in unser­er Seele so etwas zu haben, das immer den Drang hat, sich auch durch das eigene Urteil nicht zu engagieren gegenüber dem, was aus den heili­gen Gebi­eten des Lebens an uns heran­drin­gen soll. Fra­gen ler­nen wir nur, wenn wir uns ver­set­zen kön­nen in eine erwartungsvolle Stim­mung, so daß durch dieses oder jenes Ereig­nis sich uns dieses oder jenes im Leben offen­baren mag, wenn wir warten kön­nen, wenn wir eine gewisse Scheu tra­gen, das eigene Urteil anzuwen­den gegenüber dem ger­ade, was mit Heiligkeit aus den heili­gen Gebi­eten des Daseins her­ausströ­men soll, wenn wir nicht urteilen, son­dern fra­gen, und nicht nur etwa Men­schen fra­gen, die uns etwas sagen kön­nen, son­dern vor allem die geistige Welt fra­gen, der wir nicht unser Urteilen ent­ge­gen­hal­ten, son­dern unsere Frage, unsere Frage schon in der Stim­mung, in der Gesinnung.

Ver­suchen Sie sich durch Med­i­ta­tion so recht klar zu wer­den, welch­er Unter­schied beste­ht zwis­chen dem Ent­ge­gen­hal­ten von Urteilen und dem Ent­ge­gen­hal­ten von Fra­gen gegenüber den geisti­gen Gebi­eten des Lebens. Das muß man inner­lich erfahren, daß ein radikaler Unter­schied zwis­chen den bei­den beste­ht. Mit diesem Unter­schiede hängt etwas zusam­men, das durch unsere ganze Zeit geht und das wir in unser­er spir­ituellen Geistesströ­mung ganz beson­ders wohl beacht­en sollen. Denn diese spir­ituelle Geistesströ­mung wird nur gedei­hen kön­nen, wenn wir den Unter­schied zwis­chen Fra­gen und Urteilen ver­ste­hen ler­nen. Gewiß müssen wir urteilen in bezug auf die äußeren Ver­hält­nisse des Lebens. Daher habe ich auch nicht gesagt, wir sollen über­all unser Urteilen ein­schränken; son­dern über das, was die tief­er­en Geheimnisse der Welt sind, sollen wir die erwartungsvolle Frages­tim­mung ken­nen­ler­nen. Fort­ge­hen wird unsere spir­ituelle Bewe­gung durch alles, wodurch diese Frages­tim­mung in einem größeren Teile der Men­schheit anerkan­nt und gefördert wird; gehemmt wird unsere spir­ituelle Bewe­gung durch alles, was an leicht­fer­tigem Urteilen sich dieser Strö­mung ent­ge­genset­zt. Und wenn wir in recht­en Feier­au­gen­blick­en unseres Lebens uns zu über­legen ver­suchen, was wir aus ein­er solchen Darstel­lung gewin­nen kön­nen, wie die von dem nach der Grals­burg gehen­den Parzi­val, der fra­gen soll, dann gewin­nen wir ger­ade in dieser Parzi­val-Gestalt ein Vor­bild für unsere spir­ituelle Bewe­gung.” (Lit.: GA 148, S. 166ff)

“Warum fra­gen wir eigentlich? Wir fra­gen, weil unser Ver­stand in ein­er gewis­sen Weise beschaf­fen ist. Aber wir haben gese­hen, unser Ver­stand hat sich selb­st erst mit unserem Gehirn gebildet. Unsere Ver­standes­fra­gen haben also gar keinen Sinn mehr, wenn wir in solche Zustände kom­men, wo unser Gehirn noch nicht gebildet war. In den Wel­ten, die erst die Grund­lage der Ver­standeswelt bilden, hat das Fra­gen nach den Begrif­f­en des Ver­standes keinen Sinn; da müssen wir zu anderen Mit­teln des Erforschens, des Erken­nens gehen, als zu denen, die uns der Ver­stand gibt. Diejeni­gen Men­schen, die allerd­ings nicht weit­er sehen, als ihre Nase reicht, die wer­den in der Tat glauben, daß man mit der gewöhn­lichen Form des Fra­gens die ganze Welt abfra­gen kann. Das kann man aber nicht, son­dern man muß sich klar sein darüber, daß man ein jeglich­es Ding nur in sein­er Art erfra­gen kann. Für die Welt, die der unseren vor­ange­gan­gen ist, wer­den wir nur zurechtkom­men kön­nen, wenn wir in uns diejeni­gen Kräfte anre­gen, die im Denken des Herzens zum Aus­druck kom­men.” (Lit.: GA 119, S. 257f)

Das Seelenkleid

Wie wird die Seele zum Geis­teskleid (18 R) gebildet? Im Evan­geli­um gibt es das Gelich­nis von der königlichen Hochzeit (Mt. 22), in dem ein Gast kein hochzeitlich­es Gewand trägt und daraufhin “in die Fin­ster­n­is des äußeren Daseins hin­aus­ge­wor­fen [wird], wo die Men­schen wehk­la­gend und zäh­neklap­pernd leben. Denn an viele erge­ht der Ruf, wenige jedoch machen sich wirk­lich zu Trägern des höheren Lebens.” (Mt. 22, 13–14 in der Über­set­zung von Emil Bock) Das hochzeitliche Gewand muss also erwor­ben wer­den. Das macht der Aus­druck Chela deut­lich, der für einen fort­geschrit­te­nen Geistess­chüler ver­wen­det wird. Er bedeutet unter anderem Kleid, Gewand. Ein solch­er Men­sch hat seinen Astralleib bere­its von den eigen­süchti­gen Trieben und Begier­den gere­inigt und arbeit­et an der Ver­wand­lung des Äther­leibs zum Lebens­geist. Da Chela eben­so Jünger bedeutet, kann ein solch­er Men­sch auch als Jünger ange­se­hen werden.

Rudolf Stein­er sagt über den Chela: „Was der Men­sch selb­st in den Astralleib hineingear­beit­et hat, das nen­nt man Man­as; das ist der fün­fte Grundteil. So viel also der Men­sch selb­st in sich hineingear­beit­et hat, so viel ist in ihm Man­as; daher ist immer ein Teil seines Astralleibes Man­as. Aber es ist dem Men­schen nicht unmit­tel­bar gegeben, auch auf seinen Äther­leib einen Ein­fluß auszuüben. So wie man lernt, auf eine höhere moralis­che Stufe zu kom­men, so kann man auch ler­nen, in seinen Äther­leib hineinzuar­beit­en. Wer dies lernt, ist ein Schüler, ein Chela. Dadurch wird der Men­sch Herr über seinen Äther­leib, und so viel er in diesen hineingear­beit­et hat, so viel ist in ihm vorhan­den von Bud­hi. Das ist der sech­ste Grundteil, der umge­wan­delte Ätherleib.

Einen solchen Chela kön­nen wir an etwas erken­nen. Der gewöhn­liche Men­sch ist nicht ähn­lich sein­er früheren Verkör­pe­rung, wed­er in Gestalt noch Tem­pera­ment; der Chela aber hat diesel­ben Gewohn­heit­en, das­selbe Tem­pera­ment wie in der früheren Verkör­pe­rung. Er bleibt sich ähn­lich. Er hat bewußt hineingear­beit­et in den Leib, der Fortpflanzung und Wach­s­tum trägt.“ (Lit.: GA 95, S. 18)

Drei Stufen lassen sich laut Rudolf Stein­er auf diesem Entwick­lungsweg unter­schei­den: „Was sind nun die Eigen­schaften der Ein­wei­hungsstufen eines Chela? [Erste Stufe] Erstens: Das Über­winden des Per­sön­lichen, das Freimachen des Gottes in seinem Innern. Zweit­ens: Frei­heit von jedem Zweifel; jede Skep­sis hört auf. Die Dinge des Geisti­gen ste­hen vor sein­er Seele als Tat­sachen. Frei­heit auch von jedem Aber­glauben, denn da er alles selb­st zu prüfen ver­mag, kann er kein­er Täuschung mehr ver­fall­en. Auf ein­er noch höheren Stufe wird ihm dann der Schlüs­sel des Wis­sens aus­geliefert. Man sagt, dass er das Sprechen erhält; er wird ein Bote der übersinnlichen Welt. Die Tiefen der geisti­gen Welt wer­den ihm offen­bar. Das ist die zweite Stufe der Chelaschaft. Die dritte Stufe ist die, wo der Men­sch, wie er im gewöhn­lichen Leben zu sich «Ich» sagt, nun zu allen Wesen­heit­en der Welt «ich» sagen kann, wo er erhoben wird zur Umfas­sung des Alls. Auf dieser drit­ten Stufe beze­ich­net man in der Mys­tik den Chela als «Schwan»; er wird zum Ver­mit­tler zwis­chen dem Arhat, dem Lehrer, und den Men­schen. So stellt sich uns der Schwa­nen­rit­ter dar als ein Bote der großen Weißen Loge; so ist Lohen­grin ein Bote der Grals­ge­mein­schaft.“ (Lit.: GA 92, S. 110 Her­vorhe­bun­gen und Ergänzung A.F.)

Das Sein

Das Mantra 35 i spricht vom Sein, das erkan­nt wer­den soll. Was meinte Rudolf Stein­er mit Sein? Aus anthro­posophis­ch­er Sicht ist alles Sein kein materielles, son­dern ein sich sein­er selb­st bewusstes, also geistiges Sein. Sein ist Bewusst­sein, denn es grün­det sich auf das Wirken indi­vidu­eller geistiger Wesen. Sie sind es, die gemein­sam die Wirk­lichkeit erschaffen.

„Es ist gut, festzuhal­ten, daß es im Grunde genom­men im Wel­te­nall doch nichts anderes gibt als Bewußt­seine. Außer dem Bewußt­sein irgendwelch­er Wesen­heit­en ist let­zten Endes alles übrige dem Gebi­ete der Maja oder der großen Illu­sion ange­hörig. … Also man kann eigentlich nur Bewußt­seine schildern, wenn man die Real­itäten schildert. … Also, die wirk­lichen Real­itäten der Welt sind Wesen in den ver­schiede­nen Bewußt­sein­szustän­den.“ (Lit.: GA 148, S. 305f)

„Alle Wesen­heit­en steigen auf von Wesen, die emp­fan­gen, zu Wesen, die pro­duzieren und schaf­fen. Schöpfer wer­den ist das Ziel der Wesen.“ (Lit.: GA 98, S. 194)

Über die Spiegelsprüche 18 R und 35 i

Mit den Mantren 18 R und 35 i betreten wir einen neuen Bere­ich im Jahr. Wie die zu Ostern gehören­den Wochen das untere Drit­tel des Jahres umfassen, den Mond­bere­ich, so begin­nt nach dem mit­tleren Drit­tel, dem Son­nen­bere­ich, nun das obere Drit­tel, der Stern­bere­ich. Das Mantra 35 i ist außer­dem das Mantra der ersten Adventswoche.

Bei­de Mantren verbindet eine Beson­der­heit, die im See­lenkalen­der nur hier auftritt: sie stellen eine Frage. Der Ich-Sprech­er ist es, der sich fragt. Diese Frage bildet jew­eils den ersten Teil des Mantras. Der Ich-Sprech­er fragt nach seinem Kön­nen, ob die Fähigkeit­en aus­re­ichen für die anvisierten Ziele. Er fragt, ob der Erwerb der jew­eili­gen Fähigkeit bere­its weit genug fort­geschrit­ten ist. Er prüft also den Stand sein­er Entwick­lung, er ringt um Selb­sterken­nt­nis. Diese Selb­sterken­nt­nis fragt in zwei Rich­tun­gen. Im Mantra 18 R fragt sich der Ich-Sprech­er, ob er die Seele aus­re­ichend weit­en kann und im Mantra 35 i, ob er das Sein angemessen erken­nen kann. Im Mantra 18 R fragt er nach der Macht über die eigene Seele, im Mantra 35 i prüft er seine Fähigkeit, das Außen, die Welt zu erkennen.

Warum ist es nötig, die Seele zu weit­en (18 R)? Von Natur aus schließt der Men­sch von sich auf andere. Doch die Men­schen sind sehr ver­schieden. Jemand, der sich zum Maßstab aller anderen macht, wir als ein eng­stirniger Men­sch genan­nt. Er ist jemand, der nicht gel­ernt hat, dass Wahrheit zunächst sub­jek­tiv ist, dass seine Inter­essen, Vor­lieben, Ansicht­en nicht die eines anderen Men­schen sein müssen. Der Ich-Sprech­er fragt sich also, ob er genü­gend Tol­er­anz, genü­gend Mit­ge­fühl, genü­gend Hil­fs­bere­itschaft erwor­ben hat — ob er eine große Seele gewor­den ist. Er fragt, ob seine Sym­pa­thiekräfte aus­re­ichen werden.

Im Mantra 35 i fragt sich der Ich-Sprech­er, ob er das Sein erken­nen kann. Von der Notwendigkeit, Sein­serken­nt­nis zu erwer­ben, zeugt die Entwick­lung des Schul­sys­tems. Hier wird ver­mit­telt, was die Gesellschaft für Sein­serken­nt­nis hält, ohne die ein erfol­gre­ich­es Leben nicht für möglich erachtet wird. Der Sein­serken­nt­nis liegt die zur Sym­pa­thie ent­ge­genge­set­zte See­lenkraft zugrunde, die Antipathie. Um das Andere erken­nen zu kön­nen, muss zunächst Abgren­zung und Gegenüber­stel­lung stat­tfind­en. Innere Neu­tral­ität und Vorurteil­slosigkeit muss erwor­ben wer­den, die Seele muss ruhig und klar sein kön­nen. Der Ich-Sprech­er muss sich fra­gen, ob seine hier notwendig einzuset­zen­den Antipathikräfte aus­re­ichen werden.

Nun wird in bei­den Mantren das Ziel angegeben, das dadurch erre­icht wer­den soll. Im Mantra 18 R ist die Zieltätigkeit ein sich selb­st Verbinden, im Mantra 35 i ein Wiederfind­en. In bei­den Mantren ist das Ziel eine Vere­ini­gung. Im Mantra 18 R soll die Seele soweit geweit­et sein, dass es ihr möglich ist, sich mit dem bere­its emp­fan­genen Wel­ten-Keimeswort selb­ständig zu verbinden. Die Verbindung geschieht also durch raumgeben dem Neuen, Frem­den gegenüber. Im Mantra 35 i soll ein Wiederfind­en geschehen. Damit ist in diesem Fall ein Wider­spiegeln gemeint, denn die Sein­serken­nt­nis soll sich im Schaf­fens­drang der Seele wiederfind­en. Die Seele soll ihren Schaf­fens­drang nach der Erken­nt­nis des Seins aus­richt­en. Das Erkan­nte, das bere­its Bekan­nte soll die Richtschnur für das Han­deln sein. Das im Außen erkan­nte Sein soll auch im Innern, dort, wo der Drang zu schaf­fen entste­ht, sich abbilden und das Schaf­fen leiten.

Was ist das Wel­ten-Keimeswort, dem die Seele sich nur verbinden kann, wenn sie genü­gend geweit­et ist? Das Wel­ten-Keimeswort ist ein Wort, aus dem eine neue Welt keimt, das eine neue Welt aus sich erschafft. Das Wort ist die Logoskraft, die sowohl schöpferisch ord­nend in der Welt als auch im men­schlichen Ver­stand, hier als Logik erlebt, wirkt. Die Kraft des Leben­säthers wird das Wort genan­nt, weil alle Schöp­fung dadurch mit Sinn erfüllt wird, mit Wesen­haftigkeit. So ist das Wel­ten-Keimeswort in der Seele emp­fan­gen wor­den, wie die Frau ein Kind empfängt. Auch in diesem Fall muss die Immunab­wehr des weib­lichen Organ­is­mus für die Zeit der Schwanger­schaft unter­drückt wer­den. Und woher kommt das Wel­ten-Keimeswort? Wie kommt das ganz Neue, Fremde in die Seele? Rudolf Stein­er spricht davon, dass der Geist des Men­schen zur Schöp­fung aus dem Nichts in der Lage ist: „In allem Leben wirkt die Drei­heit von Evo­lu­tion, Invo­lu­tion und Schöp­fung aus dem Nichts. Beim Men­schen haben wir diese Schöp­fung aus dem Nichts in der Arbeit seines Bewußt­seins. Er erlebt die Vorgänge in sein­er Umwelt und ver­ar­beit­et sie zu Ideen, Gedanken und Begrif­f­en. Ver­an­la­gun­gen stam­men aus früheren Verkör­pe­run­gen, aber aller Fortschritt im Leben beruht darauf, daß neue Gedanken und neue Ideen pro­duziert wer­den.“ (S. 260) Dieses ganz Neue darf von der Seele nicht auf­grund fest­ge­fahren­er Gewohn­heit­en abgelehnt wer­den. Sie muss sich dem Neuen verbinden kön­nen — sie muss es mit offe­nen Armen emp­fan­gen. Im Erken­nen des Seins (35 i) find­et sich der Aspekt der Invo­lu­tion, im See­len­schaf­fens­drang der Evolution.

Welch­es Mantra entspricht nun der Parzi­val-Frage? Ich denke, die unter­lassene Frage spiegelt das Mantra 18 R wider. Seine Seele war nicht aus­re­ichend geweit­et. Parzi­val unter­ließ die Frage auf­grund über­nommen­er Kon­ven­tio­nen. Die beim zweit­en Besuch gestellte Frage, “Oheim, was wirret dir?” zeigt dage­gen die Frage nach dem Sein — dem Sein des Onkels — und entspricht deshalb dem Mantra 35 i. Parzi­val wird daraufhin Gral­skönig, denn sein See­len­schaf­fens­drang spiegelt seine Sein­serken­nt­nis und diese hat königliche Höhe und Würde erreicht.

Nach der Frage fol­gt in bei­den Mantren eine Selb­stre­flex­ion des Ich-Sprech­ers. Diese Selb­stre­flex­ion ist im Mantra 18 R eine ahnende, im Mantra 35 i eine füh­lende. Im Mantra 7 G soll das Ahnen das Denken erset­zen, da dort das Denken dro­ht, sich im Schein der Sinne zu ver­lieren. Ahnen ist die auf das unsicht­bare gerichtete Denk­fähigkeit, die das unkonkrete, noch nicht Form gewor­dene ins Bewusst­sein heben kann. Die ahnende Selb­stre­flex­ion ist also eine Aktiv­ität der denk­enden Seele, im Mantra 35 i dage­gen eine der füh­len­den Seele.

Der Ich-Sprech­er ahnt im Mantra 18 R, dass er Kraft find­en muss, im Mantra 35 i dage­gen fühlt er, dass ihm Macht ver­liehen ist. Kraft ist eine momen­tane Energieent­ladung. Es ist eine durch den Äther­leib her­vorge­brachte Wirkung. Macht ist dage­gen die Potenz der Kraftent­fal­tung. eine astrale Kom­pe­tenz. Im Bild des Königs mit seinem Diener lässt sich Macht und Kraft ver­ste­hen. Der König hat Berech­ti­gung und Macht zu befehlen, der Diener benötigt Kraft, um die Auf­gabe zu erledi­gen. Die Kraft muss der Ich-Sprech­er find­en (18 R), die Macht wurde ihm gle­ich ein­er Königswürde ver­liehen (35 i). Im Mantra 18 R ist der Ich-Sprech­er in der Posi­tion des Dieners. Er muss die Seele würdig gestal­ten, er muss für Ord­nung im See­len­raum sor­gen. Im Mantra 35 i ist der Ich-Sprech­er dage­gen in der Posi­tion des Königs. Ihm ist die Macht ver­liehen, dem großen Ganzen das Eigene einzufü­gen, das große Ganze zu bere­ich­ern und dadurch zu verän­dern. Um im Bild des Königs zu bleiben: ihm ist die Macht ver­liehen, sein Reich in die Gemein­schaft der anderen Reiche auf der Welt zu integrieren.

Im Mantra 18 R ist das Ziel, dass die Seele zum Geistes-Kleid gestal­tet wird. Das Wel­ten-Keimeswort ist der Geist, die Seele soll es bek­lei­den. Sie muss sich zunächst weit­en, sie muss wach­sen, um dem ganz Neuen Raum zu geben. Dann muss sie würdig gestal­tet wer­den, damit das ganz Neue würdig in Erschei­n­ung treten, sich offen­baren kann. In diesem Mantra ahnt der Ich-sprech­er, dass er die Kraft find­en muss, ein Chela, ein fort­geschrit­ten­er Geistess­chüler zu wer­den, der seinen Äther­leib, seinen Gewohn­heit­sleib umar­beit­et. Er muss die Kraft find­en, sein Tem­pera­ment und seine unbe­wussten Reak­tion­sweisen zu verän­dern, damit sich die Seele zum würdi­gen Geistes-Kleid bilden kann, mit dem er bei der himm­lis­chen Hochzeit (Mt. 22) als Gast teil­nehmen darf.

Im Mantra 35 i ist es das Ziel, das eigene Selb­st in das Wel­tenselb­st als Glied zu inte­gri­eren. Das Selb­st ist sicher­lich als ein geistiges Selb­st, also als das Geist­selb­st zu denken. Es ist der vom Ich umgear­beit­ete Astralleib, das Geist­selb­st, das in den durch die ganze Men­schheit nach und nach umgear­beit­eten Wel­ten-Astralleib, das Wel­tenselb­st, einge­fügt wer­den soll. In diesem Mantra nimmt der Men­sch an der himm­lis­chen Hochzeit teil, er steigt zur Engel­stufe auf, denn er darf sich beschei­den ein­leben in den großen Chor der himm­lis­chen Selb­ste, der neun Engel­hi­rar­chien. Bis Michaeli sind es mit diesem Mantren-Paar neun Stufen, wobei acht davon spiegeln, die ober­ste Stufe, die Mantren 26 Z und 27 a jedoch nicht.