Die Gegensprüche 10 K und 36 k

10 K

Zu som­mer­lichen Höhen

Erhebt der Sonne leuch­t­end Wesen sich;

Es nimmt mein men­schlich Fühlen

In seine Raumesweit­en mit.

Erah­nend regt im Innern sich

Empfind­ung, dumpf mir kündend,

Erken­nen wirst du einst:

Dich fühlte jet­zt ein Gotteswesen.

36 k

In meines Wesens Tiefen spricht

Zur Offen­barung drängend

Geheimnisvoll das Weltenwort:

Erfülle dein­er Arbeit Ziele

Mit meinem Geisteslichte,

Zu opfern dich durch mich.

.…

.…

 

 

Die Eurythmieformen zu den Mantren 10 K und 36 k


Über den Buchstaben “K”

Das K ist ein har­ter Stoßlaut, der hin­ten am Gau­men gebildet wird. Als Stoßlaut drückt er die Auseinan­der­set­zung mit dem Erdele­ment aus, als Stoßlaut, der den Ver­schluss sprengt, ste­ht er für die Über­win­dung dieses Ele­mentes, seine Beherrschung. Der Artiku­la­tion­sort hin­ten am Gau­men bewirkt, dass im K ins­beson­dere die Wil­len­skräfte der Seele zur Gel­tung kom­men. Rudolf Stein­er sagt über die Stoßlaute (G/K, D/T, B/P): “Bei den Stoßlaut­en bemächti­gen wir uns der Atem­form. Wir leg­en gewis­ser­maßen zulet­zt unser Ich in diese Atem­form und geben dem Laute den Befehl mit, dass er nicht sogle­ich zer­stiebt, wenn er in die Außen­welt kommt, son­dern dass unsere Form in der Außen­welt ein wenig vorhan­den bleibt. So dass also der Men­sch gegenüber der Außen­welt in den Stoßlaut­en zum Beherrsch­er wird; … [Stoßlaute sind] Gel­tend­machen des Inneren.” (GA 279, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 210) Das K ist höch­ste Kraftent­fal­tung. Es hat etwas königlich Beherrschen­des, schöpferisch Gestal­tendes. Es beherrscht die Materie vom Geiste aus, wie Rudolf Stein­er sagt (GA 279). Her­mann Beckh sagt über das K: “Es hat einen tiefen Sinn, wenn wir unter den Lautbe­deu­tun­gen des San­skrit für K auch die des Wel­tenschöpfers Pra­jap­ati find­en, der ja im Rigve­da ger­adezu als Got­theit K verehrt wird.” (in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute.)

Was mit dieser schöpferischen Kraft des K, die im San­skrit Pra­jap­ati heißt, genauer gemeint sein kön­nte, lässt sich aus den ägyp­tis­chen Mys­te­rien erfahren. Hier wird der Äther­leib des Men­schen sein Ka genan­nt. Und dieser Ka spielt eine entschei­dende Rolle bei der Zeu­gung eines neuen Lebens. Zum einen gibt der Vater seinen Ka, seinen Lebensleib, an seinen Sohn weit­er, die Mut­ter den ihren an die Tochter. In diesem Blut­strom der Vererbung durch die Gen­er­a­tio­nen wurde Isis wirk­sam erlebt. Rudolf Stein­er sagt, dass bei jedem Men­schen durch sieben Gen­er­a­tio­nen vorge­burtlich am Äther­leib gear­beit­et wird, dass sieben vorherge­hende Gen­er­a­tio­nen durch die Vererbungskräfte Ein­fluss auf ihn haben.

Ka-Stat­ue des Königs Hor (13. Dynas­tie) mit den schützen­den Armen, der Ka-Hiero­glyphe auf dem Kopf

Zum anderen gibt es aber noch einen weit­eren Strom, der eben­so mit dem Ka zusam­men­hängt. Dieser Strom gehört zum Reinkar­na­tions- und Osiris-Geheim­nis und beschreibt, wie der Lebensleib des let­zten Erden­lebens zeu­gend wirkt für den Auf­bau des neuen belebten Leibes. (Frank Teich­mann, Die ägyp­tis­chen Mys­te­rien, S. 147 — 169) Die Aus­führun­gen von Frank Teich­mann spren­gen hier den Rah­men. Deshalb sei nur her­aus­ge­grif­f­en, was zum ver­tieften Ver­ständ­nis des K‑Lautes notwendig ist. Im Kapi­tel über den Ka des Men­schen zitiert Frank Teich­mann Rudolf Stein­er (GA 119, Vor­trag vom 25.3.1910, siehe unten). Im Anschluss schreibt er: “Wer diesem Bericht Rudolf Stein­ers … gefol­gt ist, der ent­deckt bald die Entsprechun­gen, die ihm aus Ägypten bekan­nt sind. Er erin­nert sich zum Beispiel an ein Bild aus einem ‘Mythol­o­gis­chen Papyrus’ [siehe unten] den man in der 21. Dynas­tie der vornehmen Toten mit ins Grab gegeben hat­te. Dessen Grund­struk­tur wird von dem Nacht­lauf des Son­nen­gottes und seinem Neuge­boren­wer­den am Mor­gen bes­timmt (Son­nen­scheibe mit Kind zwis­chen den bei­den ‘Hor­i­zontlöwen’) Um die Son­nen­scheibe ringelt sich jedoch eine Schlange, die sich sel­ber erfasst. Von oben her umgreifen zwei Arme diese Son­nen­darstel­lung, und unter ihr erscheint ein Stierkopf von vorne. Für einen Ägypter waren diese bei­den hinzuge­fügten Bildele­mente leicht zu ver­ste­hen, denn die umgreifend­en Arme waren ihm eine Geste für den Ka (dessen Hiero­glyphe ja ger­ade aus dieser Geste ent­standen ist), und der Stierkopf von vorne musste von ihm auch Ka genan­nt wer­den, weil der Name des Stiers auf ägyp­tisch auch Ka heißt. Die Son­nen­scheibe wird also nicht nur von dem ‘oberen Ka’ umgrif­f­en, son­dern auch von dem ‘unteren Ka’ getra­gen, der zudem das zeu­gende Ele­ment, der ‘Sti­er’ ist, und das Ganze wird in die Nacht­fahrt des Son­nen­gottes eingepasst. Die beigegebene Hiero­glyphen­zeile macht zusät­zlich darauf aufmerk­sam, dass es sich hier um einen neuen Zyk­lus han­delt, indem es heißt: ‘Anbeten des Re (beim) Neuen Jahr des Re in der Barke des Re im Him­mel.’ Auch das Son­nenkind ist beson­ders dargestellt, denn es hält in seinem recht­en Arm die Herrsch­er­sym­bole, die nur vom König getra­gen wer­den.” (S. 155f) Frank Teich­mann schreibt weit­er, dass Osiris genan­nt wurde ‘der Sti­er (Ka) mit der Don­ner­stimme’, ‘Sti­er der Unter­welt’ oder ‘Sti­er sein­er Mut­ter (Isis)’. (s.o. S. 161) Diese Benen­nung ist weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Isis tra­di­tionell mit Kuh­hörn­ern dargestellt wird und auch mit der kuhgestalti­gen Hathor, der Him­mel­skuh gle­ichge­set­zt wurde. Die nährend her­vor­brin­gende Leben­skraft wurde hier als Kuh erschaut — und natür­lich von einem Sti­er befruchtet.

Die Wiederge­burt aus oberem und unterem Ka, Papyrus der Her-Uben A (21. Dynastie)

Im See­lenkalen­der ist das K dem 10. Mantra (sowie dem 36.) zuge­ord­net, doch ste­ht das K nicht an 10. Stelle im Alpha­bet. Dort ste­ht das Jot, das im See­lenkalen­der nicht vorkommt. (Mögliche Gründe dafür find­est du hier) Eine Verbindung von 10 und K find­et sich in der jüdis­chen Mys­tik, der Kab­bala. Hier wird die höch­ste, die 10. Sephi­ra Kro­ne, hebräisch ‘Keter’ (ktr) genan­nt. Rudolf Stein­er sagt über diese Sephi­ra: “Das Höch­ste, zu dem man sich auf­schwin­gen kon­nte, wenn man hin­un­ter­stieg in den physis­chen Leib [wird mit Kro­ne, Keter beze­ich­net]. Man kann nur sym­bol­isch hin­weisen auf jene Eigen­schaft, die sich wie eine Ahnung an die Eigen­schaften hoher, erhaben­er, geistig-göt­tlich­er Wesen­heit­en kundg­ibt, und man beze­ich­net daher sym­bol­isch diese Eigen­schaft auch durch ein Sym­bol, durch das der Men­sch über sich selb­st erhöht wird und mehr bedeutet als er eigentlich bedeuten kann, mit ‘Dia­dem’ oder ‘Kro­ne’, um die Höhe dieser Eigen­schaft auszu­drück­en.” (GA 123, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 210)

Das K ist der Laut der ‘Kro­ne’, des ‘Königs’ und ‘Kaisers’, der sein Land beherrscht und das Leben der Men­schen ord­net. ‘Kyrios’ bedeutet auf griechisch ‘Herr, Gebi­eter’ und ist eine Beze­ich­nung für den Chris­tus. Ernst Moll schreibt: “Ja dieser Ich-Charak­ter macht das Wesentliche dessen aus, was das Wort ‘kyrios’ bedeutet. Denn im Ich tritt in rein­ster Aus­prä­gung das­jenige auf, was sich im K‑Laut aus­drückt: das ‘die Materie Beherrschen vom Geiste aus’ (Rudolf Stein­er, GA 279).” (Die Sprache der Laute, S. 212) Es ist auch der Laut der gestal­tenden ‘Kün­stler’ und aller ‘Kön­ner’, der aus Erfahrung ‘klug’ gewor­de­nen, die die Zusam­men­hänge ken­nen und wis­sen, wie es geht.

Es ist der Laut des neu Erschaf­fe­nen wie in ‘Keim’, ‘Küken’ oder ‘Kind’. Als den ersten inno­v­a­tiv­en Men­schen charak­ter­isiert das K auch Kain, den ersten Acker­bauern der Gen­e­sis. Mit dem Sün­den­fall aus dem Paradies war der Tod in die Welt gekom­men. Mit Kain trat nun auch die Möglichkeit des ‘Kämpfens’ und Tötens ins Bewusst­sein. So wie sich die Zunge zum Gau­men hebt, bildet sie ein ‘Knie’, eine Rich­tungsän­derung. Dieser Aspekt der Neuaus­rich­tung erscheint in der Kehrtwende, der Kurve oder dem Winkel und let­ztlich im Kreis.

Mit dem K wird das ‘Kantige’, die ‘Ecke’, der ‘Klotz’, der ‘Keil’ und der ‘Knochen’ beze­ich­net. Es ist ein Laut der Anstren­gung und ‘Kraft’ wie in ‘kauen’, ’schluck­en’, ‘keuchen’, ‘drück­en’, ’stock­en,’ ‘bock­en’, ‘klopfen’. Die Kraft des Gliederns und Gestal­tens gibt das K. Rudolf Stein­er rät: “Man muss in der Lage sein, einen Satz so zu gliedern, dass der Zuhör­er nicht die große Mühe hat, ihn selb­st zu gliedern. Der Rez­i­ta­tor muss dafür sor­gen, dass der Satz ins Ohr geht. Das erre­icht man, wenn man K‑Übungen macht. Der­jenige, der solche K‑Übungen macht, bekommt eine gewisse Force, um einzuteilen.” (GA 278, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute) Erfährt der Men­sch dieses Gliedern schick­salsmäßig am eige­nen Leib, kommt es häu­fig zu ‘Krankheit’, ‘Kum­mer’ und ‘Klage’.

Der griechis­che Buch­staben­name Kap­pa kommt vom phönizis­chen ‘Kaph’, das die hohle Hand bedeutet, die Faust. Die ‘Krallen’ zeigen diese ‘Krüm­mung’ genau­so wie die Hörn­er der ‘Kuh’. Das dro­hend Aufra­gende zeigt der Gebirgs-‘kamm’ oder die Höck­er des ‘Kamels’. Die Faust kann Kampf bedeuten, wie oben schon deut­lich wurde, als auch Schutz. Viele umgren­zende, umhül­lende Worte weisen das K auf: ‘Klei­dung’, ‘Kopf’, ‘Kugel’, ‘Decke’. Als Gefäße seien ‘Kelch’, ‘Kessel’, ‘Kanne’, ‘Kiste’, ‘Korb’ und ‘Kapsel’ genan­nt. Auch Gebäude umschließen, wie ‘Kam­mer’, ‘Kastell’, ‘Keller’, ‘Karz­er’, ‘Kittchen’, ‘Kaserne’, ‘Kirche’, ‘Kryp­ta’ und ‘Kloster’ zeigen.

Das K ist kraftvoller, kun­st­fer­tiger Schöpfer. Es beherrscht die Materie vom Geist aus, kon­turi­ert, gestal­tet, gliedert, umhüllt und ver­leib­licht. Dies alles sind Aspek­te der Kraft und Weisheit des Äther­leibes, des ägyp­tis­chen Ka, der gle­ich der Sonne einen neuen Zyk­lus, selb­st im Tod neues Leben anre­gen kann.

Über die Gegensprüche 10 K und 36 k

Das Mantra 10 K gehört zur ersten Woche nach der Osterzeit. Die Osterzeit, der “Mond im Jahr” umfasst die an das Oster­fest gebun­de­nen Wochen, die vom Datum und dadurch vom Son­nen­stand rel­a­tiv unab­hängig sind. Mit dem Mantra 10 K begin­nt also die Son­nen­zeit des Jahres — im Kirchen­jahr die “Trini­tatis-Zeit” oder “Fes­t­lose Zeit” genan­nt. Aus­ge­hend von der vor- und nachöster­lichen Zeit (von Ascher­mittwoch bis Fron­le­ich­nam sind es 16 Wochen und nach meinem Dafürhal­ten sind es sog­ar zweimal neun Wochen), die etwa ein Drit­tel des Jahres umfasst, kann diese Drit­telung des Jahres fort­ge­führt wer­den. Im Bild des Jahreszyk­lus als Ei liegen diese drei Bere­iche wie die drei Wel­ten des archais­chen Welt­bildes übere­inan­der: unten der Mond­bere­ich, in der Mitte der Son­nen­bere­ich und oben der Stern­bere­ich. Dieses Jahres­bild bringt es mit sich, dass nicht nur mit dem Mantra 10 K der Über­gang in den Son­nen­bere­ich vol­l­zo­gen wird, son­dern auch mit dem Mantra 36 k — nun jedoch nicht vom Mond­bere­ich auf­steigend, son­dern vom Stern­bere­ich absteigend.

Und noch ein Aspekt gehört zum Mantra 36 k, denn es gehört zur zweit­en Adventswoche. Da jede Adventswoche nach anthro­posophis­ch­er Tra­di­tion einem Wesens­glied des Men­schen zuge­ord­net ist, lässt sich nach der ersten Adventswoche (35 i), die mit dem Sein, dem physis­chen Leib ver­bun­den war, eine Beziehung zum Äther­leib ver­muten. Diese Ver­mu­tung lässt sich bestäti­gen, denn das Mantra 36 k ist eines von zwei Wel­tenwort-Mantren, die eine direk­te Rede bein­hal­ten. Das erste Wel­tenwort-Mantra ist das mit dem Mantra 36 k spiegel­nde Mantra 17 Q. Hier spricht das mit der Wahrnehmung in die See­len­gründe einge­zo­gene Wel­tenwort. Seine Rede gipfelt in der Voraus­sage, das Wel­tenwort ein­stens in der eige­nen Seele zu find­en. Diese Voraus­sage ver­wirk­licht sich nun im Mantra 36 k, denn hier drängt das Wel­tenwort zur Offen­barung. Unter dem Wel­tenwort wird gemein­hin der Logos, die in der Welt schöpferisch tätige, göt­tliche Kraft ver­standen. Die Logoskraft geht über die Ätherkraft hin­aus, ist jedoch ein wesentlich­er Aspekt derselben.

Bei­de Mantren weisen einen sich sel­ber reflek­tieren­den Ich-Sprech­er auf. Im Mantra 10 K wird das Fühlen des Ich-Sprech­ers von der Sonne, die in som­mer­liche Höhen auf­steigt, in die Raumesweit­en mitgenom­men. Im Mantra 36 k wird der Blick des Ich-Sprech­ers in die Tiefen des eige­nen Wesens gelenkt. Die Mantren verbindet also der Gegen­satz von Höhe und Tiefe, bzw. Weite des Außen mit der punk­tar­ti­gen Qual­ität des Innen. Ein weit­er­er Gegen­satz beste­ht in der Wach­heit des Bewusst­seins, denn obwohl das Mantra 10 K einen wachen Ich-Sprech­er hat, der vom sich in Höhen erheben­den, leuch­t­en­den Wesen der Sonne in die Weit­en des Raumes mitgenom­men wird, ist im Innern dieses Ich-Sprech­ers nur ein erah­nen­des, sich regen­des Empfind­en, das dumpf kün­det. Es kün­det davon, dass erst einst, also in der Zukun­ft, Erken­nt­nis möglich sein wird — und zwar die Erken­nt­nis, dass das Gotteswe­sen den Ich-Sprech­er jet­zt gefühlt hat. Ganz ähn­lich wird im Spiegel­spruch zum Mantra 36 k, im Mantra 17 Q, for­muliert. Dort verkün­det das Wel­tenwort dem Ich-Sprech­er, dass er erst ein­stens das Wel­tenwort in sich find­en wird, obwohl er es durch die Sin­nen­tore bere­its in die See­len­gründe führen durfte. Dieses in bei­den Mantren auftre­tende “einst”, “ein­stens” wird im Mantra 36 k Real­ität. Hier ist also die Wach­heit vorhanden.

Viele Völk­er kan­nten einen Son­nen­gott. Im Bild der Sonne wurde die in der Welt schöpferisch wirk­same Kraft erschaut, im dazuge­hören­den Wel­tenwort wurde sie erlauscht. Sowohl die Sonne als auch das Wel­tenwort, der Logos, sind Hin­weise auf den kos­misch seit Ewigkeit­en wirk­enden schöpferischen Chris­tus­geist, der von vie­len Völk­ern erwartet wurde. Als das Gotteswe­sen im Mantra 10 K kann also dieser kos­mis­che Chris­tus ange­sprochen werden.

Das Mantra 10 K zeigt das Gotteswe­sen dem Ich-Sprech­er nicht aus­drück­lich, aber impliz­it im Bild der Sonne, in ein­er Imag­i­na­tion. Im Mantra 36 k spricht das Wel­tenwort, der Ich-Sprech­er erfährt eine Inspi­ra­tion. Das Charak­ter­is­tis­che der Imag­i­na­tion ist, dass sie erst ver­ständlich wird, wenn die Inspi­ra­tion hinzukommt, wenn sich das Bild ausspricht. Das ist die beson­dere Möglichkeit, die die Verbindung der bei­den K‑Mantren bietet.

Spricht das Mantra 10 K vom Raum, von den Raumesweit­en und dem Innern, so tritt im Mantra 36 k das Prozesshafte in den Vorder­grund, die Zeit. Das Wel­tenwort ist im Prozess in der Tiefe des eige­nen Wesens zur Offen­barung zu drän­gen. Es erteilt dem Ich-Sprech­er den Auf­trag, die Ziele der eige­nen Arbeit mit dem Geis­tes­licht des Wel­tenwortes zu erfüllen, um sich durch das Wel­tenwort zu opfern. Nicht die eige­nen, selb­st­süchti­gen Ziele soll der Ich-Sprech­er ver­fol­gen, son­dern die mit dem Licht des Wel­tenwortes erfüll­ten. Das Paulus­wort klingt hier an: “Nicht ich, der Chris­tus in mir.”

Die in den Mantren 10 K und 36 k zu find­en­den Charak­ter­is­tiken find­en sich tat­säch­lich in den Beschrei­bun­gen, die Rudolf Stein­er von der dop­pel­ten Natur des Äther­leibes gibt. Diese Beschrei­bun­gen Rudolf Stein­er find­en sich außer­dem auf dem oben abge­bilde­ten Papyrus wieder vom oberen und unteren Ka ein­schließlich der Schlange, die sich in den Schwanz beißt.

“Jet­zt wollen wir ein­mal einiges von dem erzählen, was an der Hand seines Führers der Einzuwei­hende in den Isis- und Osiris­mys­te­rien in Bezug auf den Äther- oder Lebensleib des Men­schen erlebte. Da wurde der Men­sch durch die Auss­chal­tung seines Ich dazu ver­an­laßt, daß er mit den geisti­gen Augen seines Lehrers sah, daß er dachte mit den Gedanken seines Lehrers, daß er sich sel­ber eine Art von Außend­ing wurde und mit den Augen seines Lehrers sich sel­ber ansah. Und da wurde er einge­führt in merk­würdi­ge Erleb­nisse, in Erleb­nisse, bei denen er das Gefühl hat­te, es gin­ge das Leben der Zeit nach zurück; und gle­ichzeit­ig hat­te er das Gefühl, als ob sich sein ganzes Wesen, das er jet­zt ansah durch die geisti­gen Augen des Her­me­s­priesters, ver­bre­it­erte, wüchse. Er hat­te das Gefühl, als ob er in sich sel­ber sich ver­bre­it­erte, als ob er hin­aufwüchse in Zeit­en, die seinem jet­zi­gen Leben vor­ange­gan­gen sind, als ob er in der Zeit­en­folge zurück­gin­ge. Und er bekam allmäh­lich das Gefühl, daß er viele, viele Jahre zu rück­gin­ge, eine Zeit­en­länge, die weit länger, viel­mal länger war als sein Leben, das er durch­lebt hat von sein­er Geburt an; also ein weites Zurück­ge­hen in der Zeit­en­folge erlebte der Schüler. Und während er dies erlebte, sah er, indem er mit den Augen des eingewei­ht­en Lehrers sah, zunächst sich sel­ber, dann aber sah er weit­er hin­auf in der Zeit­en­folge viele Gen­er­a­tio­nen, von denen er das Gefühl hat­te, daß sie seine Vor­fahren waren. Es hat­te der Einzuwei­hende eine gewisse Zeit hin­durch das Gefühl, daß er die Rei­he sein­er Vor­fahren hin­aufwan­delte, aber nicht so, daß er etwa in diesen Vor­fahren darin wäre, nicht so, als ob er iden­tisch wäre mit seinen Vor­fahren, son­dern als ob er sozusagen über ihnen schwebte bis zu einem gewis­sen Punkt, bis zu einem ural­ten Ahnen hin­auf. Dann ver­lor sich der Ein­druck. Es war, als ob er Erdengestal­ten sähe, auf welche sich sein eigenes Dasein irgend­wie bezog.

Nun han­delte es sich darum, daß der Führer dem Einzuwei­hen­den klar machte, was er da eigentlich gese­hen hat­te. Wir kön­nen uns nur auf fol­gende Weise begrei­flich machen, was er gese­hen hat­te. Wenn man durch die Geburt ins Dasein schre­it­et, also mit seinem geisti­gen Wesen, nach­dem man durch die geistige Welt zwis­chen dem Tod und ein­er neuen Geburt gegan­gen ist, da trägt man an sich nicht bloß die Eigen­tüm­lichkeit­en, die man sich aus dem vorherge­hen­den Leben mit­bringt, son­dern da trägt man an sich — das weiß ja jed­er, der das Leben betra­chtet — alles, was man vererbte Eigen­schaften nen­nt. Man wird in eine Fam­i­lie, in ein Volk, in eine Rasse hineinge­boren. Man trägt dadurch das­jenige in sich, was man vererbte Eigen­schaften nen­nt; die Erb­stücke sein­er Ahnen trägt man in sich. Diese Erb­stücke bringt man sich natür­lich nicht aus sein­er let­zten Verkör­pe­rung mit, son­dern die haben sich herun­ter­vererbt von Gen­er­a­tion zu Gen­er­a­tion. Nun han­delt es sich darum, zu erken­nen: Was macht es denn, daß der Men­sch mit seinem inner­sten Wesen sich ger­ade in ein­er bes­timmten Fam­i­lie, in einem bes­timmten Volke, in ein­er bes­timmten Rasse verkör­pert? Was macht es denn, daß er bei seinem Her­ab­steigen durch die Geburt ganz bes­timmte Vererbungsmerk­male auf­sucht? — Er würde niemals diese bes­timmten Merk­male auf­suchen, wenn er zu ihnen in gar kein­er Beziehung stünde. Der Men­sch ste­ht in der Tat schon lange vor sein­er Geburt in ein­er Verbindung zu diesen Eigen­schaften. Wenn wir aus­ge­hen von einem bes­timmten Men­schen und hin­aufge­hen zu seinem Vater, Groß­vater, Urgroß­vater und so weit­er, so wür­den sich, wenn man das wirk­lich inner­lich ver­fol­gen kön­nte, die Vererbungsmerk­male zeigen durch eine ganz bes­timmte Anzahl von Gen­er­a­tio­nen, bis zu ein­er gewis­sen Gen­er­a­tion hin. Dann ver­lieren sich diese Vererbungsmerk­male. Das heißt, Sie kön­nen eine Rei­he von Gen­er­a­tio­nen ver­fol­gen, und Sie wer­den find­en, daß durch sie die Vererbungsmerk­male herun­terge­hen. Zulet­zt sind sie in ihrem verdün­ntesten Zus­tande noch vorhan­den, dann ver­lieren sie sich ganz.

So wie wir die Vererbungsmerk­male durch die Gen­er­a­tio­nen nach und nach ver­schwinden sehen, so kön­nen wir find­en, wenn wir von einem Men­schen aus­ge­hen, wie das, was beim Sohn vorhan­den ist, am ähn­lich­sten ist beim Vater, etwas weniger beim Groß­vater, beim Urgroß­vater noch weniger und so weit­er. Nun führte der einzuwei­hende Isis- und Osiris­priester tat­säch­lich den Men­schen so weit zurück, bis er zu jen­em Ahnen auf­stieg, welch­er noch Merk­male in sich hat­te, die die Kraft der Vererbung bis zu ihm hinge­bracht haben. Das zeigt uns, daß der Men­sch gewisse Beziehun­gen hat zu dem, was wir seine Vererbungsmerk­male nen­nen. Es ist in der Tat so, daß wir auf geistige Weise in Beziehung getreten sind zu jen­em Ahnen, von dem wir noch etwas ererbt haben, zu jen­em Uru­ru­rah­nen, von dem wir noch irgendwelche, wenn auch noch so verdün­nte Eigen­schaften in uns haben. Ja, es ist in ein­er gewis­sen Weise so, daß der Men­sch sich lange das vor­bere­it­et, was zulet­zt seine vererbten Merk­male sind. Er erbt sie nicht bloß, son­dern er gibt sie in einem gewis­sen Sinne seinen Vor­fahren, impft sie ihnen aus der geisti­gen Welt ein. Er arbeit­et durch ganze Gen­er­a­tio­nen hin­durch so, daß zulet­zt der­jenige physis­che Leib geboren wer­den kann, zu dem er sich hinge­zo­gen fühlt. So son­der­bar das klingt, es ist so, daß wir sel­ber gear­beit­et haben aus der geisti­gen Welt an den physis­chen Leibern unser­er Vor­fahren, um nach und nach aus der geisti­gen Welt her­aus jene Eigen­schaften zu gestal­ten, welche wir zulet­zt als vererbte Merk­male bei der Geburt mitbekommen.

… Was man da gebaut und dann gle­ich­sam zusam­mengeschoben, zusam­mengepreßt hat in seinen jet­zi­gen Äther­leib, was sich im Äther­leib kon­den­siert hat durch Jahrhun­derte hin­durch, das nan­nte man das «Obere», den himm­lis­chen oder den geisti­gen Men­schen, weil der Men­sch empfind­en mußte, daß das, was von ihm herun­tergestiegen ist, gebildet ist aus dem geisti­gen Lande heraus.

Wenn der Men­sch nun so weit geführt wor­den war durch den Her­me­seingewei­ht­en, dann lernte er etwas anderes ken­nen. Dann lernte er etwas ken­nen, was ihm zunächst vielle­icht fremd war, was ihm aber dur­chaus von dem Lehrer erk­lärt wurde als etwas, was ihm doch nicht so ganz fremd sein durfte. Es wurde ihm gezeigt — und der Schüler lernte als­bald merken, daß das richtig ist -, daß ihm da etwas ent­ge­gen­tritt, was er sel­ber ein­mal aus seinem eige­nen Men­schen zurück­ge­lassen hat­te, was von ihm hin­terblieben war, was mit ihm in innig­ster Ver­wandtschaft stand, was ihm aber jet­zt wie ein Äußer­lich­es, wie ein Fremdes gegenüber­trat. Was ist dies, mit dem sich da der Men­sch in ein­er ganz merk­würdi­gen Art ver­band? Wir wer­den es am besten ver­ste­hen, wenn wir von ein­er Beschrei­bung des Momentes des Todes ausgehen.

Die Geis­tes­forschung zeigt uns ja, daß im Moment des Todes der Men­sch seinen physis­chen Leib ablegt. Dann bleibt von ihm das­jenige vorhan­den, was wir ken­nen­gel­ernt haben als Ich und Astralleib, die jede Nacht während des Schlafzu­s­tandes her­aus­ge­hen, und es bleibt zunächst vorhan­den der Äther- oder Lebensleib. Der Men­sch lebt nun nach dem Tode einige Zeit, die sich allerd­ings nur nach Tagen beläuft, in diesen drei Gliedern sein­er Wesen­heit: in seinem Ich, in seinem astralis­chen Leib und in seinem Äther­leib. Dann aber geht der wesentlich­ste Teil seines Äther­leibes wie ein zweit­er Leich­nam von ihm fort. Es wird immer gesagt — es wurde auch von mir, wie ich glaube, mit Recht angedeutet -, daß das­jenige, was da als zweit­er Leich­nam abge­ht, sich zer­streut in der all­ge­meinen Äther­welt, sich auflöst, und der Men­sch nur eine Essenz, einen Extrakt, einen Samen mit­nimmt in das Leben, das er nun zwis­chen dem Tod und ein­er neuen Geburt antritt. So wird dieser Vor­gang gewöhn­lich dargestellt, aber er ist in Wirk­lichkeit beträchtlich kom­pliziert­er. Was sich da auflöst, was da nach und nach wie ein zweit­er Leich­nam in die all­ge­meine Äther­welt überge­ht, das braucht zu sein­er völ­li­gen Auflö­sung ziem­lich lange, und die let­zten Spuren dieses sich auflösenden Äther­leibes seines let­zten Lebens sind es, die der Einzuwei­hende jet­zt wie ein Fremdes find­et, wenn er bei sein­er Rück­wan­derung sich bis zu dem Punk­te der Zeit­en­folge hin­aufen­twick­elt hat, wo der Men­sch angekom­men ist bei seinem let­zten Ahnen, von dem er noch etwas ererbt hat. Da trifft er zusam­men mit den let­zten Überbleib­seln seines let­zten Äther­leibes. Und jet­zt, wenn er seine Ein­wei­hung fort­set­zt, muß der Men­sch gle­ich­sam ein­drin­gen in diesen seinen let­zten Äther­leib, den er zurück­ge­lassen hat, und dann lebt er wiederum rück­wärts, fast, aber nicht ganz solange Zeit, wie er früher durch­lebt hat bis zu seinem let­zten Ahnen hin­auf. Die Zeit bis zum ältesten Ahnen ver­hält sich zu der Zeit, die er jet­zt zu durch­leben hat, wie sieben zu fünf. Jet­zt durch­lebt der Men­sch eine Zeit, in der er sozusagen immer mehr und mehr verdichtet find­et, was er angetrof­fen hat als die let­zten Überbleib­sel seines früheren Lebens. Immer ähn­lich­er und ähn­lich­er wird das, indem es sich zusam­men­zieht für sein Wahrnehmen, seinem let­zten Äther- oder Lebensleib, bis er zulet­zt ankommt bei der Gestalt, die sein Äther­leib gehabt hat in dem Moment, wo er durch seinen let­zten Tod gegan­gen ist. Und jet­zt, nach­dem die Gestalt sich immer mehr und mehr zusam­menge­zo­gen hat, ste­ht er vor seinem let­zten Tode. In diesem Augen­blicke gibt es für den Men­schen, der eingewei­ht ist, keinen Zweifel mehr, daß die Reinkar­na­tion eine Wahrheit ist, denn er ist zurück­geschrit­ten bis zu seinem let­zten Tode. Damit haben wir das Stück ken­nen­gel­ernt, das der Men­sch vorfind­et als Überbleib­sel seines let­zten Erdenlebens.

Man hat das, was da der Men­sch erlebt als ihm ent­ge­genk­om­mend von seinem let­zten Erden­leben, in der Geis­teswis­senschaft immer beze­ich­net als den Erden­men­schen oder als das «Untere». So daß also der Men­sch fast in der Mitte sein­er Ein­wei­hungser­leb­nisse die Verbindung des Oberen mit dem Unteren durch­machte und dann das Untere so weit zurück ver­fol­gte, daß er bis zu seinem let­zten Leben herun­ter­stieg. Damit hat der Men­sch während sein­er Ein­wei­hung einen Kreis­lauf durchgemacht, indem er, in seinen jet­zi­gen Äther­leib ein­drin­gend, bis zu dem Äther­leib seines let­zten Lebens kam und dann wiederum zurück bis zu seinem gegen­wär­ti­gen Leben. Er hat sich im geisti­gen Anschauen vere­inigt mit dem, was er in ein­er früheren Inkar­na­tion gewe­sen ist. So etwas nan­nte man in der Geis­teswis­senschaft immer einen Kreis­lauf und drück­te dies durch das Sym­bol­um der sich ringel­nden und sich selb­st erfassenden Schlange aus.

… Die weit­eren Schritte der Ein­wei­hung führen den Men­schen dann dahin, daß er, nach­dem er in sein­er geisti­gen Rückschau bei seinem let­zten Tode angekom­men ist, weit­erge­hen und sein let­ztes Leben ken­nen­ler­nen kann. Aber dieses let­zte Leben ken­nen­zuler­nen, das ist nicht beson­ders ein­fach. Da han­delt es sich darum, daß jet­zt in der Tat der Men­sch unter der Anleitung seines Führers nochmals darauf hingewiesen wird, wie er nicht weit­er­schre­it­en soll, ohne erst voll­ständig sich sel­ber aufzugeben, ohne in völ­liges Selb­stvergessen zu ver­fall­en, denn man kann nicht weit­er­schre­it­en, wenn man auch nur noch etwas von dem hat, was per­sön­lich­es Selb­st­be­wußt­sein dieser jet­zi­gen Verkör­pe­rung, dieses Lebens zwis­chen der Geburt und dem Tode ist. Solange man noch irgend etwas sein eigen nen­nt, so lange kann man das nicht ken­nen­ler­nen, was ja eine andere Per­sön­lichkeit ist: die vorherge­hende Inkar­na­tion. Man muß fähig wer­den, sich für einen anderen hal­ten zu kön­nen — das ist das Wichtige -, und muß doch sich nicht ver­lieren. Ver­wand­lungs­fähig muß man also wer­den bis zu dem Grade, daß man fühlen kann: Man schlüpft in eine ganz andere Leibeshülle hinein. — Dann erst, wenn man es bis zu diesem Grade der Selb­st­losigkeit gebracht hat, die ein voll­ständi­ges Vergessen ist alles dessen, was in dieser Inkar­na­tion erlebt wer­den kann, wenn man in dem denkbar stärk­sten Grade aufge­gan­gen ist in seinem Führer, dann kann man weit­er­schre­it­en in die let­zte Inkar­na­tion, von dem let­zten Tode bis zur vor­let­zten Geburt. — Dann — und das ist jet­zt wichtig — erlebt man nicht etwa das, was man in der vorherge­hen­den Inkar­na­tion in der Welt draußen sinnlich gese­hen hat, son­dern man erlebt jet­zt alles das, was man in der let­zten Inkar­na­tion an sich sel­ber gear­beit­et hat, was man in der let­zten Inkar­na­tion aus sich sel­ber gemacht hat. Was das Auge gese­hen, das Ohr gehört hat, was uns über­haupt in der Außen­welt ent­ge­genge­treten ist, das erlebt man auf andere Weise. Das aber erlebt man, was man bei sein­er let­zten Inkar­na­tion bis zu dem let­zten Tod aus sich gemacht hat. Man erlebt alle seine Anstren­gun­gen, die man durchgemacht hat, um sich in dieser ver­flosse­nen Inkar­na­tion um ein Stück weit­erzubrin­gen.” (GA 119, 134ff, Her­vorhe­bun­gen A.F.)