Das Gewicht des Osterfestes für den Jahreslauf
… gehört das Ei, das ebenso zur Dekoration aufgehängt, real gegessen und als Süßigkeit überall angeboten wird. Diesen beiden Symbolen in ihrem Zusammenhang wird so wenig Aufmerksamkeit gewidmet, das es sogar sprichwörtlich heißt: „Das bekommt man für´n Appel und n´ Ei“, will sagen für sehr wenig Geld, es ist nichts wert. Doch der Anschein täuscht.
Den Kreis als zweidimensionalen Ausdruck der Kugel habe ich bereits in vielfältiger Weise als Bewusstseinsraum und Jahreskreis beschrieben. Auch das Ei stellt eine Bewusstseinsart und eine Ansicht des Jahreslaufs dar. Im Folgenden gehe ich auf beide Formen ein.
Wie die Osterzeit das Jahr in Sechstel gliedert
Ostern ist mit der Osterwoche nicht vorüber. Weitere acht Wochen folgen, denn ihre Feste sind durch den Abstand zum Ostersonntag definiert, nicht durch ein Datum. Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam verschieben sich jedes Jahr entsprechend dem Osterdatum. Diese Wochen bilden dadurch einen besonderen Bereich im Jahr. Neun Wochen entsprechen etwa einem Sechstel des ganzen Jahres (52 : 9 = 5,7). Auch vor Ostern ist eine Anzahl an Wochen mit Ostern verbunden. Sichtbar wird dies z.B. am Aschermittwoch, der nicht durch ein Datum fixiert ist, sondern immer in der siebten Woche vor Ostern liegt. Nehme ich an, dass sich der Osterimpuls ebenso lange vorbereitet, wie er nachwirkt, so gehören ebenso neun Wochen zu dieser vorösterlichen Zeit. Diese Wochen sind miteinander fest verbunden und bewegen sich gemeinsam (bis zu einem gewissen Grad) unabhängig vom Sonnen-Jahr.
Das Sechstel von Ostern bis Fronleichnam nenne ich das Ursechstel. Durch Spiegelung nach unten ergibt sich das zweite Sechstel der vorösterlichen Zeit. Beide zusammen bilden die Osterscholle mit 18 Wochen – etwa einem Drittel des Jahres. Ich zeichne diese zwei mal neun Woche als blauen Mond in den Jahreslauf, denn es ist der Vollmond (nach der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche), der mit dem darauffolgenden Sonntag die Bewegung des Osterdatums im Sonnenjahr hervorruft. Dadurch wird dem Jahreskreis neben der Teilung in Halbjahre und in Vierteljahre auch eine Drei- bzw. Sechsgliedrigkeit eingeprägt, wie die Abbildung zeigt.
Die Sechsgliedrigkeit und die Sonne
Was bedeutet eine Sechsgliedrigkeit im Jahreslauf? Sie scheint wenig mit dem realen Erleben zu tun zu haben. Der Jahreslauf, der im inneren Bild als Kreislauf erscheint, wird durch die Sonne geschaffen. Man könnte sagen, er bildet die Sonne auf Erden ab. Zur Sonne gehören aber sechs Sonnen-Elohim, wie die Anthroposophie lehrt. „Im physischen Sonnenlicht weben die Liebeskräfte von sechs der Elohim, weshalb sie Rudolf Steiner auch als Lichtgeister bezeichnet. Der siebente, Jahve, nahm den Mond zum Wohnsitz und sendet von dort der Erde die reife Weisheit zu, um dadurch die Aufnahme der Liebe vorzubereiten. Jahve repräsentiert aber auch das gemeinsame Einheitsbewusstsein der sieben Elohim, das diese dadurch erlangt haben, dass sie im Zuge des Sechstagewerks den Menschen nach ihrem Ebenbild erschaffen hatten“ (Anthrowiki.at, Elohim). In der Sechsgliedrigkeit des Jahreslaufs ist diesem das Sigel der sechs Sonnenelohim eingeprägt. Dies geschieht durch die zwei Sechstel der Osterscholle, dem „Mond“ im Jahr, die wie Jahve eine relative Eigenständigkeit im Vergleich zum Sonnenjahr haben.
Die Schraubenbewegung
Wie schon angemerkt, lassen sich die 52 Wochen des Jahres nicht glatt durch sechs teilen; es fehlen zwei Wochen. Doch mit Hilfe von Spiegel- und Gegenspruch kann das Ursechstel der eigentlichen Osterzeit auf das ganze Jahr übertragen werden. Dadurch können die Grenzen der weiteren Sechstel bestimmt werden.
Abbildung
Die Sechstel und die Schraubenbewegung im Seelenkalender von 1912/13
Die Grenze des Ur-Sechstels der Osterzeit zwischen 9‑i / 10‑K heruntergespiegelt zu 43‑r / 44‑s und durch den Gegenspruch übertragen auf 35‑i / 36‑k. Von letzteren ausgehende Spiegel- und Gegensprüche ergeben nicht die gleiche Grenze, sondern zwei: vom Gegenspruch von 43‑r / 44‑s gelangt man zu 18‑R / 19‑S – aber vom Spiegelspruch 35‑i / 36‑k zu 17‑Q / 18‑R.
Da 52 nicht glatt durch sechs teilbar ist, ergibt sich bei der Schritt-für-Schritt Übertragung, wie sie dargestellt ist, für den Spruch 18 R eine Überlappung. Der Spruch 18 R hat entgegen aller anderen Sprüche eine doppelte Zugehörigkeit, sozusagen zwei Gesichter. Frage ich mich, welche Aussage darin liegen könnte, so finde ich eine Antwort, wenn ich das Zustandekommen dieses gleichzeitigen Anfang- und Ende-Sein des Spruchs 18 R als Ergebnis einer Bewegung erlebe. Diese Bewegung nimmt an einem Punkt ihren Anfang und kehrt, um die Erfahrung des Weges bereichert, an ihren Anfang zurückkehrt: der Spruch 18 R ist der erste Spruch des dritten Sommerhalbjahres-Sechstels. Nachdem dieses Sechstel Woche für Woche durchschritten ist, folgen im Jahreslauf die weiteren Sechstel, bis zum mittleren Sommerhalbjahres-Sechstel, dessen letzter Spruch wieder 18 R ist.
Eine Schraubenbewegung entsteht, die den zyklischen Aspekt des Jahres, die Wiederholung des immer Gleichen, mit dem linearen Zeitaspekt, der Einmaligkeit des Augenblicks, verbindet. Dies entspricht dem realen Zeiterleben, denn die Wiederkehr der gleichen Woche im neuen Jahr ist für uns natürlich nicht die Wiederholung des ewig gleichen. Dies entspricht dem Bild des Jahreslaufs als Sonne auf Erden, denn die Sonne steht laut Rudolf Steiner für ewigen Fortschritt. Am Phänomen der Schraubenbewegung, der doppelten Zugehörigkeit des Spruchs 18 R, wird ihr Potential der ewigen Entwicklung sichtbar. In der Natur beginnt zur Zeit der Woche 18 R die Knospen- und Samenbildung, die im Verborgenen einen neuen Entwicklungszyklus vorbereitet.
Der zyklische Aspekt des Jahres, die Wiederholung des ewig Gleichen, wird am nahtlosen Übergang des letzten Spruch 52 z (Karwoche) zum ersten 1 A (Osterwoche) des neuen Seelenkalender-Jahres sichtbar.
Das tibetische Rad des Lebens als Bild des Seelenraums
Die oben gefundenen Sechstel können auch im tibetischen Lebensrad wiedererkannt werden. Es gliedert sich in sechs Länder der Wiedergeburt, die im Kreis angeordnet sind. Das tibetische Lebensrad (Bhava-cakra) ist eine komplexe Darstellung religiöser Überzeugungen. Erst bei näherer Betrachtung erschließen sich Parallelen zum Jahreslauf.
Abbildung
Das tibetische Lebensrad mit den sechs Ländern der Wiedergeburt und integriertem Seelenkalender-Jahreskreis
Das Bild des Lebensrads besteht aus verschiedenen konzentrischen Kreisen: im Zentrum finden sich Hahn (Gier), Schwein (Verblendung) und Schlange (Hass) als Ausdruck der Kräfte, die das Rad des Lebens, den Inkarnationskreislauf, am Laufen halten. Der Kreis ist hier gedrittelt, wie es im Jahreslauf durch die beiden zu Ostern gehörenden Sechstel geschieht. Darum herum sind das aufsteigende, helle und das absteigende, dunkle Karma als zwei Kreishälften dargestellt. Das aufsteigende, helle Karma korrespondiert mit der aufsteigenden Sonne, der Erdsphäre, das absteigende dunkle Karma mit der absteigenden Sonne, der Geistsphäre. (In Tibet gibt es die vier Jahreszeiten mit zu- und abnehmender Tageslänge, der auf- und absteigenden Sonne, sodass diese Phänomene zum Verständnis des Lebensrades herangezogen werden können.)
Der nächste Ring besteht aus sechs Sechsteln, mit der Darstellung der sechs Länder der Wiedergeburt. Betrachte ich diese nicht als Orte physischer Wiedergeburt, sondern als seelische Bereiche, als sechs grundlegende Themen meines Seelenlebens, so kann ich das Ganze als meinen Seelenraum erleben, in dem ich in einem Bereich besonders zu Hause bin. Folgende Interpretation ist möglich:
Sommer-Halbjahr — obere Kreis-Hälfte – erstrebenswerte Länder der Wiedergeburt:
Reich der Menschen – Bereich des Lernens und der Entwicklung
Reich der Götter – Bereich meiner mitgebrachten Begabungen
Reich der Halbgötter – Bereich des Übens ohne sichtbaren Erfolg,
Vorbereitung der Früchte des nächsten Lebens
Winter-Halbjahr — untere Kreis-Hälfte – zu vermeidende Länder der Wiedergeburt:
Reich der Tiere – Bereich der Dunkelheit, des Unerkannten, Unbewussten
Reich der Hölle – Bereich des Jetzt, wo mich mein Karma trifft
Reich der Hungergeister – Bereich des Mangels und der Opfer-Haltung
Ganz außen ist die 12-Gliedrige Kette abhängigen Entstehens zu sehen, die oben am Scheitelpunkt des Rades beginnt und sich in Sonnen-Richtung fortsetzt. Auch wir kennen eine 12-Gliedrigkeit des Werdens und Vergehens im Jahreslauf durch die 12 Monate. Das Bild des Lebensrades zeigt ganz außen, das Rad haltend, Yama, den Tod (oder Mara, den Versucher).
Alles Leben, das die Sonne auf der Erde hervorlockt, ist dem Tod geweiht. Der Jahreslauf wird durch die Sonne geschaffen. Das tibetische Lebensrad kann als Darstellung der Sonnenwirkung auf die menschliche Seele und auf ihr Karma betrachtet werden, denn die Sonne im Seelenleben ist die Kraft des hellen Bewusstseins. Möglicherweise ist das tibetische Lebensrad ein gemalter Seelenkalender. Umgekehrt ist der Seelenkalender unter Umständen eine detaillierte Anleitung für die Stufen des Lebens auf der Erde und in der geistigen Welt bis zu einer neuen Geburt – eben ein Kalender, der angibt, welcher Prozess gerade dran ist. Tatsächlich finden sich dazu Anhaltspunkte im Seelenkalender, doch ihre Darstellung würde den Rahmen dieser Einführung sprengen.
Die Maria auf der Monsichel, im Strahlenkranz und die denkende und wollende Seele
Es gibt viele Darstellungen der Maria auf der Mondsichel. Eine davon zeigt eine erstaunliche Parallele zum tibetischen Lebensrad, denn hier sind ebenso Hände und Füße (einer ansonsten unsichtbar bleibenden Person) zu sehen. Diese sind in die Mandorla aus Rosen integriert und weisen sich durch die Nagelmale als Hände und Füße des Christus aus. Die Aura der Maria erscheint dadurch auf ähnlich Art gehalten, wie Yama, der Tod, das tibetische Lebensrad hält.
Im tibetischen Lebensrad kommen die Bewusstseinsbereiche des Menschen zum Ausdruck. Alles Bewusstsein beruht auf geringen Todesprozessen, denn der im Körper wirkende, inkarnierte Geist ist Leben. Erst wenn er wieder exkarniert, entsteht freier Geist, der als Bewusstsein in Erscheinung tritt. Deshalb ist es sachgemäß dargestellt, dass der Totengott Yama das Rad der verschiedenen Bewusstseinsbereiche hält.
Ganz anders ist es bei der Maria auf der Mondsichel. Hier geht es um das Leben der Seele, das Leben, das den Tod überwinden kann. Das Kind auf Marias Arm ist die Verheißung dieser Seelenkraft, die sich von der Physis unabhängig machen, die auferstehen kann.
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Maria auf der Mondsichel, im Strahlenkranz
Marienaltar des St. Johanniskloster vor Schleswig, das Stiftungsjahr ist 1693, die Darstellung selber ist deutlich älter (Postkarte)
Das große kosmische Vorbild dieser Mariendarstellungen findet sich in der Apokalypse des Johannes, (Offenbarung 12.1). Es ist das Weib, den Mond unter ihren Füßen, mit der Sonne bekleidet und gekrönt durch zwölf Sterne. Bei den Mariendarstellungen wird dies so verwirklicht, dass Maria auf dem Mond steht, der Strahlenkranz stellt ihr Sonnenkleid dar. Die Krone auf ihrem Haupt wird allgemein als die erwähnte Sternenkrone gedeutet. Sie steht für die zwölf Sternbilder und ist ein Hinweis, dass das Bewusstsein der Maria so groß ist wie der Tierkreis — mithin der Jahreslauf.
Maria auf der Mondsichel im Jahreslauf
Die Maria auf der Mondsichel, im Strahlenkranz, kann im Jahreslauf wiedergefunden werden. Die Mondsichel, auf der Maria steht, kann in dem Zeitraum erblickt werden, der fest mit Ostern verbunden ist. Diese an Ostern gebundenen Wochen, die ich Osterscholle nenne, zeigen durch ihre Beweglichkeit eine gewisse Eigenständigkeit im Jahr. Sie gleichen einem Mond, der im Sonnenjahr integriert ist. Ihr Strahlenkleid kann in den 52 Wochen oder auch 365 Tagen gesehen werden, die den ganzen Jahreslauf bilden. Jeder Tag, jede Woche erscheint wie ein Sonnenstrahl, der vom Zentrum des Jahreskreises, von der Quelle ausgeht. Drei Attribute sind der Maria beigegeben. Der Mond unter ihren Füßen, das Sonnenkleid und die Sternenkrone. Da die Osterscholle etwa ein Drittel des Jahres umfasst, ist es naheliegend, in den anderen Dritteln die weiteren Attribute zu vermuten. Dies gelingt, wenn die Drittel als übereinander liegende Bereiche im Jahr betrachtet werden, nicht als hintereinander ablaufende Phasen. Gegenüber dem Mond, der Osterscholle liegt das Drittel, das zu der Sternenkrone der Maria gehört. Es ist die Zeit vor und nach Michaeli. Zwischen diesen zwei zusammenhängenden Dritteln liegen zwei Sechstel, eins im Sommer- und eins im Winter-Halbjahr. Diese beiden Sechstel bergen das Zentrum des Jahreskreises, den Vereinigungspunkt aller regelmäßigen Zeitgliederungen, hier der Wochen. Diese Quelle jeder Gegenwart bildet die Sonne, das Sonnenkleid der Maria. Es sind auch die Sechstel, in denen die Schwellensprüche und die Sonnenwenden liegen.
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Der Monden- Sonnen- und Sternenbereich im Jahreskreis
Die neue Ausrichtung des Jahres
Die Mondsichel wird wie eine Schale unter Marias Füßen liegend dargestellt. Soll Maria aufrecht stehend im Jahreskreis erscheinen, kann der Jahreslauf nicht wie bisher dargestellt werden. Bislang lag das Winter-Halbjahr unten, das Sommer-Halbjahr oben und Weihnachten mit dem Jahreswechsel markierte die tiefste Stelle dieses Kreises. Nun muss der Jahreslauf um 90o gedreht werden, sodass die Karwoche und Ostern die Basis bilden. Das erscheint zunächst willkürlich, doch auch hier ist ganz unten ein Jahresanfang, Das Seelenkalenderjahr beginnt mit der Osterwoche 1 A.
Es gibt noch einen weiteren Hinweis, dass diese Darstellung berechtigt ist. In zwei Seelenkalender-Sprüchen spricht das Weltenwort. Es sind die Sprüche 17‑Q und 36‑k. Das Weltenwort ist die Kraft, durch die alles ins Sein tritt. Es ist eine Bezeichnung für den Schöpfer Jesus Christus. Die beiden spiegelnden Weltenwort-Sprüche liegen gerade in der Höhe des Kreises, in der ein Hinweis auf das Kind der Maria erwartet werden kann. Diese doppelte Präsenz wird in Mariendarstellungen so realisiert, dass sie das Kind mal auf dem rechten und mal auf dem linken Arm trägt.
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Maria auf der Mondsichel im Strahlenkranz im Seelenkalender 1912/13
Haus Habsburg, 15./16. Jahrhundert
Die aktive, denkende und wollende Seele
Wenn ich in meinem Bewusstseinsraum rein fühlend präsent bin, in Gegenwärtigkeit ruhend, hat dieser Raum die Form einer Kugel bzw. auf der imaginativen Ebene die eines Kreises. In der Venus von Willendorf ist dieses im Gewahrsein ruhende Bewusstsein besonders prägnant dargestellt. An dieser Darstellung ist erkennbar, wie der Jahreslauf als Bild des Bewusstseinsraums hier gemeint ist. Das für alle Wahrnehmung stehende Sommer-Halbjahr ist in den nährenden Brüsten zu sehen, die Fähigkeit zu Denken im Winter-Halbjahr, in den Fortschritt bringenden Beinen (siehe dort). Das ist die Ausrichtung des Jahreslaufes, die ich bis zur Maria auf der Mondsichel benutzt habe: das Sommer-Halbjahr ist oben, das Winter-Halbjahr unten. Das ist der durch die Zeit gegebene Leib der großen Göttin des Seins.
Doch gibt es nicht nur die fühlende, in Gegenwärtigkeit ruhende Seele. Es gibt auch die denkende und wollende, die aktive Seele. Der sonst kreisförmige Bewusstseinsraum verändert sich durch aktives Denken oder Wollen. Seine Form ändert sich durch die gerichteten Impulse dieser beiden Seelenfähigkeiten. Durch den Willen entsteht ein Gewicht im Seelenraum, das zur Verwirklichung, zur Erde zieht. Im Denken wird ein Gedankenfaden verfolgt, was Konzentration und Ausrichtung mit sich bringt. Diese beiden Verformungen des Bewusstseins-Kreises kann ich in der Ei-Form wiedererkennen. Das untere Ende ist runder, schwerer und gibt dem Willensimpuls Ausdruck. Das obere Ende ist schmaler und zeigt die fokussierte Ausrichtung des Denkens.
Diese aktive Seele kann sich verwandt mit der Maria auf der Mondsichel fühlen, die ihr Kind zur Erde trägt. Die neu gefundene Ausrichtung des Jahreslaufs verbindet sich nun zusätzlich mit der neuen Form des Bewusstseinsraums, dem Ei. Dieser durch die Maria auf der Mondsichel verbildlichte aktive Seelenraum gliedert sich wie die Seele in drei Bereiche: Der Wille stammt aus dem tiefsten, unbewusstesten Bereich der Seel, das Fühlen nimmt eine Mittelstellung ein und das (aktive) Denken lebt im hellen Bewusstsein sozusagen ganz oben. Der Mond unter Marias Füßen trägt sie, wie unsere aus dem Willen hervorgegangenen Taten uns im Leben Schritt für Schritt weitertragen. Das Fühlen strahlt wie die Sonne Energie aus und hat die Macht, unser Umfeld mit Liebe zu erwärmen. In zwölf Weltanschauungen kann sich unser Denken üben, entsprechend der Krone aus zwölf Sternen, mit der Maria gekrönt ist.
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Der Jahreslauf als Ei — mit der Maria auf der Mondsichel im Strahlenkranz (Seelenkalender 1912/13)
Das Urbild der Seele kann in den Marien, die auf der Mondsichel stehend im Strahlenkranz dargestellt sind, erkannt werden. Im Jahreslauf erlebe ich mich in der zu Ostern gehörenden Zeit durch ihren Willensbereich lebend, in der Hochsommer- und Tiefwinter-Zeit strahlt mir die äußere, oder die innere Sonne und in der Herbst-Michaeli-Zeit ist laut Rudolf Steiner das klarste Denken möglich. Mein Seelenraum mit meinen drei Aktivierungsmöglichkeiten Denken, Fühlen und Wollen bildet sich im christlichen Jahreslauf ab.
An dieser Stelle sei auf die oben abgebildete Vogel- und Mutter-Göttin der Steinzeit verwiesen, die häufig mit dem diagonalen Kreuz versehen wurde. Die Lichtsprüche bilden ein entsprechendes Kreuz im Seelenkalender, wenn diese neue Ausrichtung des Jahreslaufes gewählt wird.
Apfel und Ei – das männliche und das weibliche Jahr
Das spontane Bild des Jahreszyklus zeigt das Sommer-Halbjahr oben, das Winter-Halbjahr unten. Der Jahresanfang liegt mit Neujahr am 1. Januar am tiefsten Punkt dieses Kreises. Das beherrschende Fest dieser Zeit ist das Weihnachtsfest und sein Symbol der Apfel bzw. die Weihnachtskugel. Dieses allseits bekannte Jahr hat stets 52 Wochen.
Anders ist es, wenn der Jahreszyklus von Ostern bis Ostern betrachtet wird, wie es der Seelenkalender vorgibt. Hier sind es wegen des beweglichen Osterfestes selten 52 Wochen. Das früheste Osterdatum ist der 22. März, das späteste der 25. April. Diese Spanne von fünf Wochen führt dazu, dass die Länge des Oster-Jahres im Extremfall zwischen 47 und 57 Wochen variiert. Das Oster-Jahr ist ganz und gar kein statisches Jahr. Es ist ein atmendes, ein lebendiges Jahr. Da der Seelenkalender nach Rudolf Steiners Angabe immer mit dem Ostersonntag beginnt, liegt hier sein Jahresanfang. Und dieser Jahresanfang liegt ebenso unten, wenn das Jahr wie oben beschrieben um 90o gedreht vorgestellt wird. Da dieses andere Jahr sich nicht nur in der neuen Ausrichtung, sondern auch in einer anderen Form ausdrücken sollte, gab ich ihm vom Osterei abgeleitet Ei-Form. (Ich verwende jedoch auch die Kreisform mit dieser Ausrichtung.)
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Der Jahreslauf als Apfel und als Ei — mit dem Seelenkalender 1912/13
Wie schon erwähnt sind Weihnachtskugel und Osterei die beiden dominierenden Form-Symbole, die durch die vielen Schokoladenprodukte zu diesen Festen jedem ins Bewusstsein gehoben werden; – oder nicht? Sie sind so omnipotent, dass sie schon wieder übersehen werden. Was bekommt man also „für´n Appel und n´ Ei“? Könnte es sein, dass das Wissen um diese beiden Jahres-Bilder so kostbar ist, dass es nicht mit Geld zu begleichen ist? Könnte es sein, dass gerade das zweite, das lebendige Oster-Jahr, mit der darin enthaltenen Imagination der Maria auf der Mondsichel im Strahlenkranz zum gut gehüteten, lange geheim gehaltenen Wissen der Menschheit gehört?
Zunächst war es auch mir befremdlich, dass es zwei verschiedene „Jahre“ geben könnte. Doch wenn man bedenkt, dass alle höheren Lebewesen zweigeschlechtlich sind, in zwei Formen auftreten, so verwundert es weniger, dass auch das Jahr als Vermittler aller Lebenskräfte in zwei Gestalten auftritt. Ich betrachte das statische Jahr, den Kreis bzw. den „Apfel“ als Abbild des Bewusstseinsraums. Dieses Jahresbild ist „männlich“. Das variable, atmende Jahr, das Ei ist Bild der Seele und „weiblich“.
Im Jahre 1879 nach des Ich Geburt
Rudolf Steiner gab nicht nur an, dass das Mantra 1 A stets zur Osterwoche gehören sollte und damit Ostern der Beginn des Seelenkalender-Jahres ist, sondern er erwog diesem Jahresanfang zusätzliches Gewicht zu verleihen durch eine eigene Jahreszählung. Es gibt einen von ihm gestalteten Entwurf für das Titelblatt der 1912 erschienenen Ausgabe des Seelenkalenders, auf dem steht: Im Jahre 1879 nach des I C H Geburt. Diese Jahreszahl ergibt sich aus der Rechnung 1912 – 33 = 1879. Das Oster-Jahr gründet sich also nicht auf die Geburt Jesu wie das uns vertraute statische Jahr, sondern auf die Auferstehung Christi, die 33 Jahre später nach dessen Leidenstod am Kreuz geschah.
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Entwurf Rudolf Steiners für den Umschlag des Kalenders 1912/13, in: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 37/38, 1972, S. 35
Rudolf Steiner äußerte sich folgendermaßen dazu: „Mit dem Mysterium von Golgatha ist gegeben die Geburt des Ich-Bewusstseins innerhalb der Menschheit. Und diese Tatsache wird allmählich immer mehr und mehr in der geistigen Kultur unserer Erde erkannt werden als bedeutsam für alle Zukunft der Menschheit. So wird man nach und nach verstehen, dass es gerechtfertigt ist, das Jahr 1879 zu zählen heute, das heißt 1912 weniger 33.“ (in Berlin, 23.4. 1912, in: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 37/38, 1972, S. 35)
Von manchen Autoren wird angenommen, dass Rudolf Steiner plante, die gewohnte Jahreszählung mit dieser auf der Auferstehung beruhenden zu ersetzen. Würde das bewegliche Osterfest diesen Jahresanfang bestimmen, so folgten daraus höchst unterschiedlich lange Jahre. Zur Regelung des alltäglichen Lebens wäre eine solche Jahreszählung unbrauchbar. Das kann Rudolf Steiner nicht gewollt haben. Viel eher denke ich, dass er damit hinweisen wollte, dass es außer dem gewohnten Jahr noch ein anderes gibt. Es entspricht dem Ich, dass es einzigartig ist und gerade nicht normiert. Das Ei ist Bild des Seelenraumes und in diesem keimt das Ich.
Das kosmische Kreuz und das goldene Dreieck
Das Urbild der Seele im Jahreslauf zu erkennen, erscheint auf den ersten Blick gewagt. Doch hat Rudolf Steiner auf diese Möglichkeit hingewiesen. Er schildert für die vier Jahreszeiten vier kosmische Erzengel-Imaginationen (Rudolf Steiner, GA 229). Eben diese als Urkräfte bezeichneten Erzengel bringt er an anderer Stelle in Zusammenhang mit den vier Himmelsrichtungen. Es sind Uriel, Raphael, Gabriel und Michael. Jeder von ihnen leitete eine Erd-Inkarnation: Uriel war der Lenker des alten Saturn, Raphael der alten Sonne, Gabriel des alten Mondes. Michael leitet die Entwicklung der ganzen Erden-Zeit. Durch diese Aufgabe ist jeder mit einem Wesensglied des Menschen verbunden: Uriel mit dem physischen Leib, Raphael mit dem Ätherleib, Gabriel mit dem Astralleib. Michael vereinigt die Kräfte der anderen drei Erzengel und führt sie in die Zukunft, indem er dem Menschen ermöglicht, sie durch sein Ich zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistmensch umzugestalten.
Das kosmische Kreuz und die Seele der Menschheit
Rudolf Steiner schildert die vier Urkräfte-Erzengel in einem gewaltigen kosmischen Bild: “Vier gewaltige, erhabene Gestalten stehen im Weltenraume, ein jeder nach einer der vier Richtungen. So formen sie das kosmische Kreuz. Sie lenken und leiten die Weltenvorgänge und sind die Diener des Einen, der das Leben der Sonne ist. Während eines jeden kosmischen Tages werden sie abwechselnd von dem Sonnengeist inspiriert. Sie sind die Urkräfte, welche sich spiegeln in den drei Kräften des Denkens, Fühlens und Wollens im Kosmos und in der menschlichen Seele. Der eine, der am mächtigsten ist, enthält in sich die Kräfte der drei anderen, er ist der vollkommenste, durch ihn können die andern erst geschaut und verstanden werden. Er ist der direkte Diener des großen Sonnengeistes und leitet die Zukunft, auf dass sie zur Gegenwart wird. Die Strahlen seines Lichtes bringen den menschlichen Seelen Erkenntnis. Wie einen neuen Tag ankündigend, leuchtet sein Licht aus dem Osten. … An seiner rechten Seite, in der Richtung des Nordens, steht derjenige, welcher insbesondere verknüpft ist mit der Saturn-Entwickelung. Sein Licht leuchtet in bläulichem Glanze, schwächer wie das der anderen. Eine erhabene, strenge Gestalt, wird er mit dem Namen des Uriel genannt. In der Richtung des Westens steht derjenige, welcher zu der Sonnen-Entwickelung in Beziehung steht. Im goldenen Glanze strahlt sein Licht. Eine erhabene, kraftvolle Gestalt, wird er mit dem Namen des Raphael bezeichnet. In der Richtung des Südens steht der, welcher verbunden ist mit der Entwickelung des alten Mondes. Im silbernen weißen Lichte erglänzt sein Wesen. Eine erhabene, liebevolle Gestalt, wird er mit dem Namen des Gabriel genannt. Der vierte, welcher die Kräfte der anderen in sich enthält und seine eigene Kraft hinzufügt, strahlt sein Licht von dem Osten aus in rosafarbiger Nuance und goldenem Glanze. Er leitet und lenkt die Entwickelung der Erde und wirkt deshalb in die Zukunft hinein. Eine erhabene, siegreiche Gestalt, welche die Eigenschaften der drei anderen in sich trägt, wird er mit dem Namen des Michael genannt. So stehen da die vier mächtigen Erzengel und leiten die Weltenvorgänge“ (Rudolf Steiner, GA 265, S. 336ff, Anthrowiki.at, Himmelsrichtungen)
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Vier erhabene Engel um das Christusmonogramm mit den Evangelistensymbolen, wie sie sich im Jahreslauf finden
Gewölbemosaik in der Kapelle des Erzbischhöflichen Palasts in Ravenna, um 500 n.Chr.
In der Seele und im Kosmos spiegeln sich die Kräfte der Erzengel in Denken, Fühlen und Wollen „Vom Osten strömen die Verstandeskräfte der Erde zu. …dort ist der Kopf der Erde. Wenden wir uns zum Süden: Von dort strahlen die heiligen Herzenskräfte, die Kräfte der Liebe und Hingabe der Erde zu. Von Westen ergießt sich der heilige Wille in die Erde, der die Glieder durchströmt, woraus die Handlungen fließen“ (Rudolf Steiner, GA 265, S. 316f, Anthrowiki.at, Himmelsrichtungen). Vom Osten wirkt Michael, vom Westen Raphael, vom Süden Gabriel. Uriel wird hier nicht erwähnt.
Warum wird der mit dem physischen Leib verbundene Erzengel Uriel nicht erwähnt? Wer ist das Wesen, dessen Denken von Micheals kosmischer Intelligenz durchströmt wird, dessen Fühlen die heiligen Herzenskräfte Gabriels ausstrahlt und in dessen Glieder sich der heilige Wille Raphaels ergießt? Trägt dieses Wesen möglicherweise garkeinen physischen Leib an sich? Die Maria auf der Mondsichel, mit der Sonne bekleidet und den zwölf Sternen als Krone auf ihrem Haupt vereint als Seele der Menschheit die Kräfte der drei Erzengel in sich. Sie erscheint im Jahreslauf, wenn die mit Ostern fest verbundenen Wochen als der Willensbereich Raphaels angesehen werden, als der Mond unter ihren Füßen. Ihr Sonnengewand erhält sie durch Gabriels Liebesstrahlen und ihr Kopf wird von Michaels Verstandeskräften durchströmt.
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Maria auf der Mondsichel im kosmischen Kreuz der Erzengel
(Erzengel, Himmelsrichtungen und Jahreszeit nach Rudolf Steiners Angaben)
Das goldene Dreieck und die Dreiheit der Sprüche im Seelenkalender
Auch die kommenden Erd-Inkarnationen werden durch hohe geistige Wesen geleitet, die heute schon wirken, von Rudolf Steiner aber nicht namentlich benannt werden: „Aus den vier Gliedern wird er drei hervorwachsen lassen als eine höhere Dreiheit. Außerhalb des Menschen, im Kosmos, ist diese höhere Dreiheit schon da, aber der Mensch muss sie allmählich heranziehen, so dass sie sich in ihm verinnerlicht. Wie die vier Glieder des Menschen in Beziehung stehen zu den vier Erzengeln, unter deren Einfluss sie veranlagt wurden, so gibt es kosmische Mächte, welche mit den drei höheren Gliedern der menschlichen Natur verbunden sind. Die zukünftigen planetarischen Entwickelungszustände werden ebenso geleitet und gelenkt werden von erhabenen geistigen Wesenheiten. Sie stehen nicht in den vier Richtungen des Raumes wie die vier Erzengel, die das kosmische Kreuz formen, so als hätten sie sich von einem gemeinsamen Mittelpunkte heraus voneinander entfernt, sondern sie sind so miteinander verbunden, dass sie ein Dreieck formen, strahlend in goldenem Glanze. In dem «Ich bin der da war, der da ist, der da sein wird» verbinden sie die drei Punkte der Zeit: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und weben diese zur Einheit. In die Vier hinein werden sie ihre Kraft ergießen, indem sie nicht neben den Vier, sondern über den Vier stehen“ (Rudolf Steiner, GA 265, S. 336ff, s.o.).
Die Beschreibung dieser drei Erzengel, die das golden glänzende Dreieck formen und die Punkte der Zeit zur Einheit verbinden, erscheint im Vergleich zum kosmischen Kreuz unkonkret und schwer greifbar. Bin ich aber mit dem Seelenkalender vertraut, so finde ich das Dreieck in den drei zusammengehörenden Sprüchen. Der Gegenwarts-Fühlspruch bildet mit dem Spiegel-Vergangenheits- und dem Zukunfts-Gegenspruch im Seelenkalender ein Dreieck.
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Die Dreiheit der Sprüche, Fühlspruch (blau), Gegenspruch (rot) und Spiegelspruch (grün) bilden im Jahreslauf jeweils Dreiecke
Lebe ich jede Woche nicht nur mit dem Spruch der Woche, sondern auch mit dem Spiegel- und Gegenspruch, so verweben sich für mich die drei Punkte der Zeit zur Einheit. Dann kann ich beginnen, aus den Kräften der Zukunft zu leben.
Abrundung
Durch die verschiedenen Beispiele möchte ich verdeutlichen, in welcher Art zunächst die Struktur des Seelenkalenders und des Jahres betrachtet werden kann, bevor die Sprüche selber in den Mittelpunkt gestellt werden. Durch die verschiedenen Gesichtspunkte treten jeweils andere Zusammenhänge in den Vordergrund und machen Neues sichtbar. Die beobachteten Strukturen können Gedankenbilder anregen, die die großen Offenbarungen der Menschheit neu aufleuchten lassen.
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage des Seelenkalenders
Die Worte, die Rudolf Steiner dem Seelenkalender mitgab, erhalten vor dem Hintergrund dieser Ausführungen eine vertiefte, und ganz konkrete Bedeutung: „Es kann vielmehr fühlen der Mensch sein an die Sinne und ihre Wahrnehmungen hingegebenes Wesen als entsprechend der licht- und wärme-durchwobenen Sommernatur. Das Gegründetsein in sich selber und das Leben in der eigenen Gedanken- und Willenswelt kann er empfinden als Winterdasein. So wird bei ihm zum Rhythmus von Außen und Innenleben, was in der Natur in der Zeiten Wechselfolge als Sommer und Winter sich darstellt. Es können ihm aber große Geheimnisse des Daseins aufgehen, wenn er seinen zeitlosen Wahrnehmungs- und Gedankenrhythmus in entsprechender Weise zum Zeitenrhythmus der Natur in Beziehung bringt. So wird das Jahr zum Urbilde menschlicher Seelentätigkeit und damit zu einer fruchtbaren Quelle echter Selbsterkenntnis“ (Rudolf Steiner, Aus dem Vorwort zur ersten Auflage des Seelenkalenders 1912/13).
Die Beispiele stammen aus verschiedenen Zeiten und Kulturen, in denen es selbstverständlich den Seelenkalender nicht gab. Doch Leben ist immer und überall ein zyklisches Geschehen, das Quelle und Ziel des Strebens nach Weisheit ist. Weisheit wird durch das Nachsinnen über das Leben gewonnen mit dem Ziel, dasselbe zu fördern. Im Jahreslauf stehen die Zyklen des Lebens jedem anschaulich vor der Seele. Jeder Zeit und jeder Kultur stand und steht der Jahreslauf als offenbare Quelle dieser Weisheit zur Verfügung. Der Seelenkalender kann als besonders differenzierter Ausdruck und Vermittler derselben angesehen werden. Durch den Seelenkalender können wir wieder einen Zugang zur Weisheitssprache vergangener Kulturen gewinnen. Wir können ihre Ausdrucksweise „lesen“ lernen und dadurch eine Realitätsbegründete Beziehung zu den dargestellten Geistwesen finden. Wir können lernen, ihnen auf neue Weise begründet zu vertrauen, zu glauben. Dieser Glaube beruht auf eigenem Wissen und Erkennen. Er ist weit entfernt von Autoritäts-Nachfolge oder sehnsuchtsvollem gefühlsmäßigem Wünschen.